In seinem Buch "Ein Planet wird geplündert" formuliert Gruhl eine leidenschaftliche Anklage gegen eine rein auf wirtschaftliches Wachstum ausgerichtete Politik, die auf unsere natürlichen Lebensgrundlagen keine Rücksicht nimmt. Er prangert die Verschmutzung von Wasser, Boden und Luft an, ebenso wie eine immer stärker von Pestiziden und Chemiedünger abhängige industrialisierte Landwirtschaft. Seine schärfste Kritik gilt jedoch der ungehemmten Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Wie zuvor schon der Club of Rome in seinem bahnbrechenden Bericht über die Grenzen des Wachstums, weist auch Gruhl auf die Endlichkeit begrenzter Rohstoffe wie Öl, Gas und Kohle hin. Eine Politik, die auf unbeschränktes Wachstum setzt, führe deshalb in eine Sackgasse.
Die auf uns folgenden Generationen werden mit blanker Wut und Verachtung auf den Egoismus der Menschen des 20. Jahrhunderts zurückblicken, die sich vornahmen, den Erdball in 100 Jahren auszuplündern. Denn was wir heute von den Vorräten aus zurückliegenden Zeiten verbrauchen, nehmen wir den Zeiten nach uns weg. Spätere Generationen werden von den Resten leben müssen, die wir übrig lassen. Jetzt erkennen wir, was die Dinge wirklich kosten: nicht nur Arbeit oder Geld, sondern sie kosten die Zukunft und damit ein Stück des Lebens unserer Kinder. Ist das nicht Grund genug, die Güter anders zu bewerten und wieder sparsam damit umzugehen?
Auch die Nutzung der Atomkraft sieht Gruhl als Hypothek für kommende Generationen:
Ist diese Art von Energieerzeugung immer und überall unter Kontrolle zu halten? Lassen sich die Transporte des Materials und die Ablagerung des radioaktiven Mülls auf Jahrtausende mit absoluter Sicherheit so behandeln, dass es zu keiner Katastrophe oder Verseuchung kommt? Aufgrund jahrtausendelanger Erfahrungen mit den menschlichen Schwächen kann das Gegenteil als so gut wie sicher bezeichnet werden.
Diese Passage liest sich wie ein Beitrag zur heutigen Debatte um Atomausstieg und längere AKW-Laufzeiten. An Stellen wie diesen hat Gruhls Buch auch nach 30 Jahren noch eine hohe Aktualität. Bei anderen Themen merkt man hingegen, dass sich Wissenschaft und Politik weiterentwickelt haben. Der Klimawandel, den wir heute als größtes globales Umweltproblem verstehen, spielt in "Ein Planet wird geplündert" nur eine untergeordnete Rolle. Dafür rückt Gruhl unmittelbare Missstände wie Luftverschmutzung und Wasserverunreinigung in den Fokus, die dank der Umweltpolitik der letzten Jahrzehnte etwas an Schärfe verloren haben. Das dies so ist, ist auch Gruhls Wirken und Werk zu verdanken. In "Ein Planet wird geplündert", das mit 400.000 verkauften Exemplaren ein echter Bestseller wurde, plädiert er für eine vorsorgende Umweltschutzpolitik und die ökonomische Berücksichtigung der ökologischen Kosten unserer Produktions- und Lebensweise:
Erfolgreicher Umweltschutz besteht im Vermeiden von Schäden. Nach dem "Verursacherprinzip" muss der Umweltschutz in die Produktionsvorgänge eingebaut werden. Nur wenn diese Kosten auf den Preis aufgeschlagen werden, entsteht ein echter Preis im Sinne einer durch Umwelt erweiterten Ökonomie.
Diese Ansätze versuchte Gruhl, auch in der aktiven Politik durchzusetzen. Für die CDU in den Bundestag gewählt, brach Gruhl mit seiner Partei und wurde Gründungsmitglied der Grünen. Im Streit um den aus seiner Sicht zu linken Kurs der jungen Partei kehrte er bald darauf auch den Grünen den Rücken, um eine andere Umweltpartei, die ÖDP, aufzumachen. Seine Forderung: Eine radikale Umkehr in der Wirtschafts- und Umweltpolitik, und das weltweit. In Gruhls eigenen Worten: eine "planetarische Wende".
In "Ein Planet wird geplündert" äußert Gruhl sich pessimistisch, ob uns diese Wende gelingen kann. Zu groß erschienen ihm die Interessengegensätze zwischen Arm und Reich, Nord und Süd. Wer den schleppenden Fortgang der internationalen Klimaverhandlungen anschaut, kann diese Skepsis nachvollziehen. Und doch besteht Hoffnung: Auf der Weltklimakonferenz, die heute in Kopenhagen beginnt, wird tatsächlich über eine "planetarische Wende" diskutiert werden, über den ökologischen Umbau der Weltwirtschaft und eine drastische Senkung der globalen Treibhausgasemissionen. Vielleicht würde es helfen, wenn mancher Klimaverhandler vorher noch einmal das Buch von Herbert Gruhl in die Hand nehmen würde.
Bärbel Höhn war das über: Herbert Gruhl: Ein Planet wird geplündert. Die Originalausgabe mit 376 Seiten ist 1975 im S. Fischer Verlag erschienen. Heute ist das Buch nur noch antiquarisch zu erhalten.
Die auf uns folgenden Generationen werden mit blanker Wut und Verachtung auf den Egoismus der Menschen des 20. Jahrhunderts zurückblicken, die sich vornahmen, den Erdball in 100 Jahren auszuplündern. Denn was wir heute von den Vorräten aus zurückliegenden Zeiten verbrauchen, nehmen wir den Zeiten nach uns weg. Spätere Generationen werden von den Resten leben müssen, die wir übrig lassen. Jetzt erkennen wir, was die Dinge wirklich kosten: nicht nur Arbeit oder Geld, sondern sie kosten die Zukunft und damit ein Stück des Lebens unserer Kinder. Ist das nicht Grund genug, die Güter anders zu bewerten und wieder sparsam damit umzugehen?
Auch die Nutzung der Atomkraft sieht Gruhl als Hypothek für kommende Generationen:
Ist diese Art von Energieerzeugung immer und überall unter Kontrolle zu halten? Lassen sich die Transporte des Materials und die Ablagerung des radioaktiven Mülls auf Jahrtausende mit absoluter Sicherheit so behandeln, dass es zu keiner Katastrophe oder Verseuchung kommt? Aufgrund jahrtausendelanger Erfahrungen mit den menschlichen Schwächen kann das Gegenteil als so gut wie sicher bezeichnet werden.
Diese Passage liest sich wie ein Beitrag zur heutigen Debatte um Atomausstieg und längere AKW-Laufzeiten. An Stellen wie diesen hat Gruhls Buch auch nach 30 Jahren noch eine hohe Aktualität. Bei anderen Themen merkt man hingegen, dass sich Wissenschaft und Politik weiterentwickelt haben. Der Klimawandel, den wir heute als größtes globales Umweltproblem verstehen, spielt in "Ein Planet wird geplündert" nur eine untergeordnete Rolle. Dafür rückt Gruhl unmittelbare Missstände wie Luftverschmutzung und Wasserverunreinigung in den Fokus, die dank der Umweltpolitik der letzten Jahrzehnte etwas an Schärfe verloren haben. Das dies so ist, ist auch Gruhls Wirken und Werk zu verdanken. In "Ein Planet wird geplündert", das mit 400.000 verkauften Exemplaren ein echter Bestseller wurde, plädiert er für eine vorsorgende Umweltschutzpolitik und die ökonomische Berücksichtigung der ökologischen Kosten unserer Produktions- und Lebensweise:
Erfolgreicher Umweltschutz besteht im Vermeiden von Schäden. Nach dem "Verursacherprinzip" muss der Umweltschutz in die Produktionsvorgänge eingebaut werden. Nur wenn diese Kosten auf den Preis aufgeschlagen werden, entsteht ein echter Preis im Sinne einer durch Umwelt erweiterten Ökonomie.
Diese Ansätze versuchte Gruhl, auch in der aktiven Politik durchzusetzen. Für die CDU in den Bundestag gewählt, brach Gruhl mit seiner Partei und wurde Gründungsmitglied der Grünen. Im Streit um den aus seiner Sicht zu linken Kurs der jungen Partei kehrte er bald darauf auch den Grünen den Rücken, um eine andere Umweltpartei, die ÖDP, aufzumachen. Seine Forderung: Eine radikale Umkehr in der Wirtschafts- und Umweltpolitik, und das weltweit. In Gruhls eigenen Worten: eine "planetarische Wende".
In "Ein Planet wird geplündert" äußert Gruhl sich pessimistisch, ob uns diese Wende gelingen kann. Zu groß erschienen ihm die Interessengegensätze zwischen Arm und Reich, Nord und Süd. Wer den schleppenden Fortgang der internationalen Klimaverhandlungen anschaut, kann diese Skepsis nachvollziehen. Und doch besteht Hoffnung: Auf der Weltklimakonferenz, die heute in Kopenhagen beginnt, wird tatsächlich über eine "planetarische Wende" diskutiert werden, über den ökologischen Umbau der Weltwirtschaft und eine drastische Senkung der globalen Treibhausgasemissionen. Vielleicht würde es helfen, wenn mancher Klimaverhandler vorher noch einmal das Buch von Herbert Gruhl in die Hand nehmen würde.
Bärbel Höhn war das über: Herbert Gruhl: Ein Planet wird geplündert. Die Originalausgabe mit 376 Seiten ist 1975 im S. Fischer Verlag erschienen. Heute ist das Buch nur noch antiquarisch zu erhalten.