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Kursrutsch trotz guter Job-Daten

Die Arbeitslosigkeit in den USA sinkt. Ein Grund zum Jubeln für die Wall Street, sollte man meinen. Die Börse reagierte allerdings mit deutlichen Verlusten. Denn je robuster der Arbeitsmarkt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Zeit des billigen Geldes bald zu Ende gehen dürfte.

Von Miriam Braun | 16.08.2013
    225 Punkte Abfall am Donnerstag. Mit den rund 100 am Mittwoch war das der stärkste Abrutsch des Dow Jones an zwei aufeinanderfolgenden Tagen seit zwei Monaten. Groß-Investor Dennis Gartman nach Marktschluss:

    "Wenn es zwei Tage so nach unten geht, dann sagt mir der Markt ganz deutlich, dass ich falsch gelegen habe. Ich werde mich vorerst zurückziehen."

    Zwar waren auch die Unternehmenszahlen von Walmart und Cisco enttäuschend gut ausgefallen, in Ägypten herrschten unaufhörlichen Unruhen, aber der Hauptgrund waren gute Daten vom amerikanischen Arbeitsmarkt. Gute Daten? Wie passt das zusammen? Jedes gute Zeichen aus der Wirtschaft – und besonders vom Arbeitsmarkt - schürt dieser Tage die Sorge, dass die US-Notenbank mit ihrer Billigzins- und Geldpolitik aufhören könnte. Phil Izzo, Wirtschaftsjournalist beim "Wall Street Journal":

    "Die Daten vom Arbeitsmarkt sind besser, sie sind nicht gut, aber sie sind besser als zu dem Zeitpunkt, als die Notenbank mit ihren Maßnahmen begonnen hat."

    Und die Notenbank könnte argumentieren, so der "Wall Street Journal"-Experte, dass das Programm ja nicht auf einen Schlag aufhören wird, sondern dass die angesetzte Menge an Staatsanleihen und Hypothekenpapieren, die aufgekauft wird, endlich wird. Das würde den Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt nicht aufhalten, aber trotzdem ein Ende der Maßnahmen einleiten. Einer "Wall Street Journal"-Umfrage zufolge geht die Mehrheit der Analysten davon aus …

    "… dass zumindest dass das Ende der Maßnahmen beim großen Treffen in Jackson Hole, Wyoming im kommenden Monat angekündigt wird und die Umsetzung bis Ende des Jahres folgt."

    Anzeichen gibt es genug: Ob Häusermarkt, Konsumentenstimmung, Industrie - in vielen Teilen der amerikanischen Wirtschaft ist ein Aufschwung sichtbar. Zudem scheinen Notenbankchef Ben Bernanke langsam Laune und Luft auszugehen. An dem großen Treffen in Jackson Hole wird er beispielsweise nicht mal teilnehmen. Ein deutliches Signal, man rechnet mit einem Rücktritt des Chefs zum Ende des Jahres, und dass er bis dahin die von ihm eingeführten Maßnahmen auch wieder einstellen möchte. Die öffentlich auftretenden Analysten zeichnen ein anderes Bild als die "Wall Street Journal"-Umfrage. Jack Ablin von der BMO Private Bank ist beispielsweise optimistisch, was die künftigen Marktentwicklungen betrifft.

    "Das ist nur eine Art Sommerfühligkeit. Wenn man sich die Fundamentaldaten anschaut und die Fed mal außen vor lässt, dann sehe ich den Bullenmarkt gerechtfertigt. Vielleicht verlieren wir jetzt mal fünf Prozent oder so, aber das ist nicht der Beginn vom großen Abrutsch."

    Trotzdem haben die gestrigen Tage einen Vorgeschmack gegeben, wie die Märkte reagieren könnten, wenn die Notenbank ihre Geld- und Zinspolitik herunterfährt oder das zumindest ankündigt. Trotzdem bleibt auch Investor Gartman optimistisch.

    "Es ist nicht das Allerschlechteste, sich mal aus dem Markt zurückzuziehen für den Moment. Lassen Sie uns Labor Day, den Tag der Arbeit Anfang September abwarten. Wenn alle zurückkommen aus dem Strandurlaub. Und dann schauen wir uns das noch mal an."
    Und nicht nur der Feiertag ist dann vorbei, sondern auch das Treffen der Notenbanken in Jackson Hole, dass Ende der kommenden Woche beginnt, und vielleicht die erhoffte Klarheit über den künftigen Kurs der Notenbank bringt.