Scheingeschäfte, Geldwäsche und Marktmanipulation: Es sind schwere Vorwürfe, die mehrmals in der britischen "Financial Times". gegen den Zahlungsdienstleister Wirecard erhoben wurden. Die Aktie des Daxkonzerns ist seither extrem ins Straucheln geraten – und hat deutlich an Wert verloren. In den USA wurden nun bereits erste Sammelklagen eingereicht.
Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz rechnet mit erheblichen Forderungen, die auf Wirecard zukommen könnten. Aber: "Nicht nur in den USA scharren die Anwälte mit den Hufen, wir prüfen hier auch, ob es Schadenersatzansprüche gegen die Gesellschaft oder andere Verantwortliche gibt", kündigte Nieding im Dlf an. Es sei zu klären, ob der Vorstand seinen Publikationspflichten ordnungsgemäß nachgekommen sei. Denn: "Da ist ganz gehörig Investorenvermögen verbrannt worden, durch den Schornstein geraucht."
Auch wenn der Wirecard-Vorstand mittlerweile eingeräumt habe, dass es in Singapur eine interne Untersuchung gebe, sei diese vorher nicht bekanntgemacht worden. Zudem lägen die Ergebnisse nach wie vor nicht auf dem Tisch. Den Aktionärsschützer erinnere der Fall an VW.
Dax-30-Chef darf sich keine Schwäche leisten
"Das Ganze ist extrem kursbeeinflussend", sagte Nieding. "Da hätte es meines Erachtens nach mindestens einer Adhoc-Meldung bedurft – oder zumindest einen Hinweis im Risikobericht im Geschäftsbericht im Abschluss beispielsweise." Nieding spricht von einer schlechten Kommunikationspolitik, die zum Teil sogar dilettantisch sei.
"Es kann doch nicht sein, dass man so einen Bericht einer doch so renommierten Zeitung abtut und hinterher stückchenweise einräumt, dass es einen Vorgang gibt."
Sollte sich am Ende herausstellen, dass die Medienberichte von Hedgefonds lanciert wurden – dann wären diese in der Tat kriminell unterwegs, sagte Nieding. Allerdings: "Hedgefonds nutzen nur Schwächen aus und der Vorstand eines Dax-30-Unternehmens bitteschön, der darf sich keine Schwächen leisten."