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Kusel
Die Pfalz will Weltmeister Klose zurück

Kusel - ein 5000-Einwohnerstädtchen im Pfälzer Bergland. Seit seinem achten Lebensjahr lebte Miroslav Klose in Kusel, ging hier zur Schule, spielte Fußball im örtlichen Verein SG Blaubach-Diedelkopf. Jetzt ist Klose Weltmeister - und die Kuseler wollen ihn zurückhaben.

Von Ludger Fittkau | 14.07.2014
    Miroslav Klose nach seinem Treffer.
    Miroslav Klose ist ein Hoffnungsträger für die Menschen in Kusel. Er hat sich aber noch nicht entschieden, was er in Zukunft machen möchte. (GABRIEL BOUYS / AFP)
    Das "Bistro am Markt" in der kleinen pfälzischen Stadt Kusel. Hier treffen sich zum Endspiel einige, die Miroslav Klose schon seit seiner Schulzeit kennen. So wie Volker Köhl:
    "Er kommt ja von hier, ist hier aufgewachsen, die meisten kennen ihn von uns. War bei mir auf der Schule."
    Volker Köhl guckt das Spiel gemeinsam mit seinem Kumpel Felix Konrad - beide tragen wie fast alle Kuseler im "Bistro am Markt" ein weißes Trikot. Die beiden erinnern an die fünf Pfälzer, die 1954 am Wunder von Bern mitgewirkt haben. Ihre Namen: Fritz und Ottmar Walter, Werner Liebrich, Horst Eckel und Werner Kohlmeyer. Miroslav Klose könnte nach dem Spiel zu dieser Phalanx der WM-Fußballhelden aus der Pfalz gehören, glaubt man in Kusel zu Spielbeginn:
    "Als sechster Weltmeister nach den fünf Weltmeistern von '54 - dann wäre er eine Legende klar."
    "Es würde nicht nur für die Pfalz an sich, sondern vor allem auch für Kaiserslautern was bedeuten und auch alles für die Region Kusel. Da wäre jeder zufrieden und stolz auf ihn."
    Wie überall herrscht auch im Heimatort von Miro Klose während des umkämpften Spiels Hochspannung. Erst in der Halbzeitpause finden Volker Köhl und Felix Konrad wieder Worte, um die Leistung des lokalen Fußballhelden Miro Klose zu bewerten:
    "Hat in meinen Augen ein gutes Spiel gemacht. Er hat gekämpft, ein bisschen unglücklich, aber ein gutes Spiel gemacht."
    "Er hatte ein, zwei gute Chancen, aber er braucht natürlich auch die Bälle, um ein Tor zu machen."
    "Hat auf jeden Fall gekämpft, war alles super."
    Auf dem Höhepunkt aufhören
    Die zweite Halbzeit - das Zittern geht weiter. Dann verkündet der Fernsehkommentator in der 88. Minute, dass Miroslav Klose ausgewechselt wird.
    "Zeit, sich zu verabschieden, vielleicht für alle Zeiten von Miro Klose."
    Im Kuseler "Bistro am Markt" gibt es einen großen Extra-Applaus für den Stürmer, der hier aufgewachsen ist. Felix Konrad muss ein bisschen schlucken:
    "Es war vielleicht die letzte Minute von Klose."
    Schon während des Spiels macht sich der ehemalige Klose-Mitschüler Volker Köhl Gedanken darüber, ob der 36 Jahre alte Star nach der WM als Nationalspieler zurücktreten sollte oder nicht:
    "Es wäre besser, ich denke für die EM 2016 ist er zu alt. Wenn er auf dem Höhepunkt aufhört, wäre es besser. Nicht wie der Michael Ballack. Auf dem Höhepunkt aufhören, wäre besser."
    "Miro" soll Geld lockermachen
    Als während der Fernsehübertragung Kloses erster Kuseler Fußballverein SG Blaubach-Diedelkopf erwähnt wird, gibt es wieder einen Extra-Beifall im "Bistro am Markt". Doch mit dem alten Klose-Verein geht es bergab:
    "Letztes Jahr abgestiegen in die Landesliga."
    "Wahrscheinlich wird der Klub aufgelöst, dieses Jahr."
    "Personalprobleme, weil kein Gehalt gezahlt werden kann, vor allem wegen Finanzproblemen."
    "Es ist der einzige Klub im Kreis Kusel, der die ganze Zeit Verbandsliga gespielt hat."
    "Da könnte der Miro ja mal ein bisschen Geld locker machen, das wäre eigentlich eine Maßnahme. Sein alter Verein geht den Bach runter."
    Das ist der Traum vieler Fußballfans in Kloses Heimatort Kusel und in der ganzen Pfalz: Miroslav Klose beendet seine internationale Karriere in Rom und kommt zurück ins Pfälzer Bergland, um sich dort um den Fußball zu kümmern: Gerne noch ein paar Jahre als Spieler beim 1. FC. Kaiserslautern, genau so gerne aber als Sponsor und Förderer der kleineren Vereine der Region:
    "Das wäre gut ja."
    "Gut, er hat jetzt noch einmal ein Jahr verlängert bei Lazio. Aber hinterher könnte es schon passieren, dass er zurückkommt."
    Miroslav Klose will ein paar Tage darüber nachdenken, wie es für ihn weitergeht. Das
    erklärte er noch gestern Nacht, nachdem er Weltmeister geworden war. Zunächst soll das
    Feierbiest in ihm zu seinem Recht kommen, hatte Klose schon vor dem gewonnenen WM-Finale angekündigt. In seinem Heimatort Kusel ist man jedenfalls bereit, mit dem umjubelten Star zu feiern, wenn er demnächst wieder mal da sein sollte. Als das Tor viel, war der Jubel im "Bistro am Markt" so wie überall: Grenzenlos.