Dass der tatsächlich beste Film des Festivals wirklich die goldene Palme gewonnen hat, man glaubt es kaum. In allen Presserankings lag "4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage" von Beginn an vorne, kassierte zwei Tage vor der großen Preisverleihung noch den Preis des Weltkritikerverbandes FIPRESCI.
Normalerweise wäre es das gewesen für den jungen Christian Mungiu, einem der Teilnehmer der vor zwei Jahren auf der Berlinale gezeigten Kurzfilmkompilation "Lost and Found", in der sich junge Filmermacher aus Osteuropa vorstellen konnten. Seine Kollegin Jasmila Zbanic hat 2006 schon den Goldenen Bären bekommen für "Esmas Geheimnis": Osteuropa und der Balkan auf dem Weg zurück in die Gemeinschaft der filmkünstlerisch bedeutenden Länder.
Mungius Film ist ein Stimmungsbild aus den letzten Tagen der Ceaucescu-Herrschaft und ein großartig inszenierter und gespielter Film. Die diesjährige Jury unter Vorsitz von Stephan Frears - kaum zu beneiden wegen der Vielzahl wirklich guter Filme im Wettbewerb - entschied sich für die Kinoavantgarde aus dem Osten. Kein Preis für Tarantino oder die Coen-Brüder, die Hollywood-Abtrünnigen Mainstream-Regisseure, die stagnierendes Mittelmaß abgeliefert hatten. Dafür bekam den Regiepreis ein Amerikaner, der zeitweise in Paris lebt und eigentlich gar kein Filmemacher ist. Julian Schnabel ist ein bekannter Maler und hat schon einmal Furore gemacht mit dem Filmporträt des Graffitikünstlers "Baskiat". In seinem dritten Film "Die Taucherglocke und der Schmetterling" erzählt er die wahre Geschichte des Herausgebers der französischen Zeitschrift Elle. Ein Schlaganfall hat bei ihm schreckliche Folgen: Das Locked-In-Syndrom. Nur durch das Zwinkern mit dem linken Augenlid kann er sich mit seiner Umwelt verständigen. Einmal Zwinkern heißt Ja, zweimal Zwinkern heißt nein.
Mit diesem Zwinkern hat Jean-Dominique Bauby ein ganzes Buch diktiert und seine Gefühle, Fantasien und Wahrnehmungen, eingeschlossen in seinem Körper, mitgeteilt. Konsequent filmt Schnabel diesen Blick aus der Taucherglocke nach außen und die Ausflüge in die pure Imagination des Schmetterlings, womit ihm ein stilistisch glänzender und zugleich ein emotional anrührender Film gelungen ist.
Es ist viel geschrieben und gesagt worden über die überraschende Präsenz der Deutschen in diesem Jahr. Und tatsächlich: Vielleicht wird das Jahr 2007 einmal als das Jahr bezeichnet werden, in dem Cannes endlich die junge Generation des deutschen Films entdeckte und von der Idee Abschied nahm, nur wieder Wenders-, Herzog- und Fassbinder-Widergänger zu entdecken. Fatih Akin - nicht nur Deutscher im Herzen sondern auch Türke bekam nach der Einladung in den Wettbewerb den ersten großen Sympathiebeweis. Einen der kleinen, feinen Sonderpreise fürs beste Drehbuch. Das ist zwar gar nicht mal das Beste an seinem Film. Aber diesen internationalen Durchbruch als Wunderkind aus Deutschland hat er schon geahnt:
Akin ist ein Globalisierungspropagandist der besonderen Art. Er möchte, davon handelt auch sein Film, in einer Welt leben, die von allen Kulturen das Beste nimmt und daraus eine Weltkultur und eine Kultur der Welten macht. In den Bergen von Cannes mietete er eine Villa, machte den DJ und erzählte jedem von seinen neuen Filmprojekten als Produzent und als Regisseur. Da wusste er noch nicht, das er nun zu den Helden der großen Erzählung vom Kino gehört, die man Cannes nennt. Er wird immer und immer wieder zurückkehren, irgendwann die Goldene Palme gewinnen und einer der großen des Weltkinos werden, auch wenn er die Fliege zum Smoking in diesem Jahr noch so lässig gebunden hatte.
Normalerweise wäre es das gewesen für den jungen Christian Mungiu, einem der Teilnehmer der vor zwei Jahren auf der Berlinale gezeigten Kurzfilmkompilation "Lost and Found", in der sich junge Filmermacher aus Osteuropa vorstellen konnten. Seine Kollegin Jasmila Zbanic hat 2006 schon den Goldenen Bären bekommen für "Esmas Geheimnis": Osteuropa und der Balkan auf dem Weg zurück in die Gemeinschaft der filmkünstlerisch bedeutenden Länder.
Mungius Film ist ein Stimmungsbild aus den letzten Tagen der Ceaucescu-Herrschaft und ein großartig inszenierter und gespielter Film. Die diesjährige Jury unter Vorsitz von Stephan Frears - kaum zu beneiden wegen der Vielzahl wirklich guter Filme im Wettbewerb - entschied sich für die Kinoavantgarde aus dem Osten. Kein Preis für Tarantino oder die Coen-Brüder, die Hollywood-Abtrünnigen Mainstream-Regisseure, die stagnierendes Mittelmaß abgeliefert hatten. Dafür bekam den Regiepreis ein Amerikaner, der zeitweise in Paris lebt und eigentlich gar kein Filmemacher ist. Julian Schnabel ist ein bekannter Maler und hat schon einmal Furore gemacht mit dem Filmporträt des Graffitikünstlers "Baskiat". In seinem dritten Film "Die Taucherglocke und der Schmetterling" erzählt er die wahre Geschichte des Herausgebers der französischen Zeitschrift Elle. Ein Schlaganfall hat bei ihm schreckliche Folgen: Das Locked-In-Syndrom. Nur durch das Zwinkern mit dem linken Augenlid kann er sich mit seiner Umwelt verständigen. Einmal Zwinkern heißt Ja, zweimal Zwinkern heißt nein.
Mit diesem Zwinkern hat Jean-Dominique Bauby ein ganzes Buch diktiert und seine Gefühle, Fantasien und Wahrnehmungen, eingeschlossen in seinem Körper, mitgeteilt. Konsequent filmt Schnabel diesen Blick aus der Taucherglocke nach außen und die Ausflüge in die pure Imagination des Schmetterlings, womit ihm ein stilistisch glänzender und zugleich ein emotional anrührender Film gelungen ist.
Es ist viel geschrieben und gesagt worden über die überraschende Präsenz der Deutschen in diesem Jahr. Und tatsächlich: Vielleicht wird das Jahr 2007 einmal als das Jahr bezeichnet werden, in dem Cannes endlich die junge Generation des deutschen Films entdeckte und von der Idee Abschied nahm, nur wieder Wenders-, Herzog- und Fassbinder-Widergänger zu entdecken. Fatih Akin - nicht nur Deutscher im Herzen sondern auch Türke bekam nach der Einladung in den Wettbewerb den ersten großen Sympathiebeweis. Einen der kleinen, feinen Sonderpreise fürs beste Drehbuch. Das ist zwar gar nicht mal das Beste an seinem Film. Aber diesen internationalen Durchbruch als Wunderkind aus Deutschland hat er schon geahnt:
Akin ist ein Globalisierungspropagandist der besonderen Art. Er möchte, davon handelt auch sein Film, in einer Welt leben, die von allen Kulturen das Beste nimmt und daraus eine Weltkultur und eine Kultur der Welten macht. In den Bergen von Cannes mietete er eine Villa, machte den DJ und erzählte jedem von seinen neuen Filmprojekten als Produzent und als Regisseur. Da wusste er noch nicht, das er nun zu den Helden der großen Erzählung vom Kino gehört, die man Cannes nennt. Er wird immer und immer wieder zurückkehren, irgendwann die Goldene Palme gewinnen und einer der großen des Weltkinos werden, auch wenn er die Fliege zum Smoking in diesem Jahr noch so lässig gebunden hatte.