Nun, zuerst kann man den beiden Hauptautoren des Buches zumindest einen gewissen Optimismus unterstellen. Denn es gebe noch eine kleine Chance, den Klimawandel aufzuhalten - und wichtig dabei sei die Zeit nach 2012. Denn zu diesem Zeitpunkt müsste über ein Nachfolgeprotokoll oder einen Nachfolgevertrag für Kyoto verhandelt werden, besser noch, ein Grundgerüst sollte dann schon stehen, so die Autoren. Und klappen soll dies mit einer Art ökologischem Marshallplan. Es müsse ein weltweites Zertifikationssystem für Emissionsrechte her, sagt Lutz Wicke, der das Buch mit verfasst hat. Und Ausgangspunkt sind dabei die Konstruktionsfehler des derzeitigen Kyoto-Protokolls.
"Kyoto hat sich kein Ziel gegeben. Die EU spricht zwar immer von zwei Grad Celsius Erwärmung als Limit, aber offiziell gibt es kein Ziel. Das einzige, was man gemacht hat, ist, dass sich einige wenige Industrieländer zu bestimmten Minderungen oder Begrenzungen verpflichtet haben. Aber auch die halten sie nicht ein. Und es gibt überhaupt keine Anreize von sich aus, mehr für den Klimaschutz zu tun. Und genau dies muss mit Kyoto-Plus, mit einem globalen Zertifikatssystem, tatsächlich auch geändert werden."
Und so habe Kyoto 1 auch nicht die erwünschten Effekte erzielt. Der CO2-Ausstoß ist auch nicht etwa zurückgegangen, sondern der Anstieg ist etwas verlangsamt worden. Das reiche nicht - so die Mahnung der Autoren. Man empfiehlt ein globales System zum Handel mit Emissionsrechten, ähnlich dem, wie es bereits in Europa in Ansätzen praktiziert wird. Und damit könnten dann auch Milliardeninvestitionen in diesem Bereich angestoßen werden. Hauptfrage aber: Wie bekommt man alle Nationen in ein Boot? Mitautor Peter Spiegel über globale Gerechtigkeit.
"Kyoto-Plus bietet den Vereinigten Staaten von Amerika ein wirklich marktwirtschaftlich orientiertes Konzept und bietet den Schwellenländern ein gerechtes System. Jeder Mensch hat gleiche Emissionsrechte, und mit einem solchen Mechanismus kann man beide ins Boot holen. Der Hauptschlüssel ist der Emissionshandel plus die Effekte, die damit verbunden sind. Daraus resultiert auch ein jährlicher Transfer - das wären nach unseren Vorschlägen jährlich rund 20 bis 25 Milliarden Dollar pro Jahr. Das ist im Effekt eine Art ökosozialer und auch globaler Marshallplan."
Die Nutzung der Atmosphäre als CO2-Deponie müsse somit einen Preis haben. Und erst wenn dies gelingt, könnten auch saubere Energiealternativen wirtschaftlich interessant werden, sagt Lutz Wicke.
"Durch den Handel werden Knappheitspreise entstehen. Damit wären CO2-freie Kraftwerke extrem günstig, und sie werden auch nur eingeführt werden, wenn wir dieses Instrument haben. Zudem werden die erneuerbaren Energien einen weltweiten Durchbruch haben, weil sie einen großen Kostenvorteil haben. Jeder andere, der eine Tonne CO2 verbrennt, müsste noch zusätzlich 30 Dollar dafür zahlen. Und das energetisch sparsame Verhalten wird sich auch lohnen. Wir kriegen also eine unglaubliche marktwirtschaftliche Dynamik. Und somit würden wir die entsprechenden Minderungen auch anreizen."
Klimafreundliches Handeln soll also lohnen, wer hingegen Dreck mache, der müsse auch mehr zahlen - so könnte man die Botschaft des Buches zusammenfassen. Und die ersten Reaktionen hier in Berlin sind positiv. Vorgestellt wird das Buch von Klaus Töpfer, dem ehemaligen Bundesminister und Ex-Chef der UN-Umweltorganisation. Und die große Hoffnung ist dabei, dass nun auch die bisherigen Verweigerer des Kyoto-Prozesses, die USA, Australien, aber auch viele Schwellen- oder Dritte-Welt-Länder angesichts der immer neuen Warnzeichen die Augen vor der Realität nicht mehr verschließen mögen.
Service:
Lutz Wicke / Peter Spiegel / Inga Wicke-Thüs: Kyoto PLUS - So gelingt die Klimawende. Nachhaltige Energieversorgung PLUS globale Gerechtigkeit. Ein Report an die Global Marshall Plan Initiative. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Klaus Töpfer.
Verlag C. H. Beck, 2006
19,90 Euro.
"Kyoto hat sich kein Ziel gegeben. Die EU spricht zwar immer von zwei Grad Celsius Erwärmung als Limit, aber offiziell gibt es kein Ziel. Das einzige, was man gemacht hat, ist, dass sich einige wenige Industrieländer zu bestimmten Minderungen oder Begrenzungen verpflichtet haben. Aber auch die halten sie nicht ein. Und es gibt überhaupt keine Anreize von sich aus, mehr für den Klimaschutz zu tun. Und genau dies muss mit Kyoto-Plus, mit einem globalen Zertifikatssystem, tatsächlich auch geändert werden."
Und so habe Kyoto 1 auch nicht die erwünschten Effekte erzielt. Der CO2-Ausstoß ist auch nicht etwa zurückgegangen, sondern der Anstieg ist etwas verlangsamt worden. Das reiche nicht - so die Mahnung der Autoren. Man empfiehlt ein globales System zum Handel mit Emissionsrechten, ähnlich dem, wie es bereits in Europa in Ansätzen praktiziert wird. Und damit könnten dann auch Milliardeninvestitionen in diesem Bereich angestoßen werden. Hauptfrage aber: Wie bekommt man alle Nationen in ein Boot? Mitautor Peter Spiegel über globale Gerechtigkeit.
"Kyoto-Plus bietet den Vereinigten Staaten von Amerika ein wirklich marktwirtschaftlich orientiertes Konzept und bietet den Schwellenländern ein gerechtes System. Jeder Mensch hat gleiche Emissionsrechte, und mit einem solchen Mechanismus kann man beide ins Boot holen. Der Hauptschlüssel ist der Emissionshandel plus die Effekte, die damit verbunden sind. Daraus resultiert auch ein jährlicher Transfer - das wären nach unseren Vorschlägen jährlich rund 20 bis 25 Milliarden Dollar pro Jahr. Das ist im Effekt eine Art ökosozialer und auch globaler Marshallplan."
Die Nutzung der Atmosphäre als CO2-Deponie müsse somit einen Preis haben. Und erst wenn dies gelingt, könnten auch saubere Energiealternativen wirtschaftlich interessant werden, sagt Lutz Wicke.
"Durch den Handel werden Knappheitspreise entstehen. Damit wären CO2-freie Kraftwerke extrem günstig, und sie werden auch nur eingeführt werden, wenn wir dieses Instrument haben. Zudem werden die erneuerbaren Energien einen weltweiten Durchbruch haben, weil sie einen großen Kostenvorteil haben. Jeder andere, der eine Tonne CO2 verbrennt, müsste noch zusätzlich 30 Dollar dafür zahlen. Und das energetisch sparsame Verhalten wird sich auch lohnen. Wir kriegen also eine unglaubliche marktwirtschaftliche Dynamik. Und somit würden wir die entsprechenden Minderungen auch anreizen."
Klimafreundliches Handeln soll also lohnen, wer hingegen Dreck mache, der müsse auch mehr zahlen - so könnte man die Botschaft des Buches zusammenfassen. Und die ersten Reaktionen hier in Berlin sind positiv. Vorgestellt wird das Buch von Klaus Töpfer, dem ehemaligen Bundesminister und Ex-Chef der UN-Umweltorganisation. Und die große Hoffnung ist dabei, dass nun auch die bisherigen Verweigerer des Kyoto-Prozesses, die USA, Australien, aber auch viele Schwellen- oder Dritte-Welt-Länder angesichts der immer neuen Warnzeichen die Augen vor der Realität nicht mehr verschließen mögen.
Service:
Lutz Wicke / Peter Spiegel / Inga Wicke-Thüs: Kyoto PLUS - So gelingt die Klimawende. Nachhaltige Energieversorgung PLUS globale Gerechtigkeit. Ein Report an die Global Marshall Plan Initiative. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Klaus Töpfer.
Verlag C. H. Beck, 2006
19,90 Euro.