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"L'Europe en marche"
Macrons Mann in Brüssel

Mit "L'Europe en marche" will Emmanuel Macron im kommenden Jahr ins Europaparlament einziehen. Damit das gelingt, hat der französische Präsident seinen Mitstreiter Pieyre-Alexandre Anglade nach Brüssel geschickt. Der soll Abgeordnete für eine neue europäische Bewegung abwerben.

Von Jürgen König | 17.04.2018
    Pieyre-Alexandre Anglade
    Macrons Mann in Brüssel: Pieyre-Alexandre Anglade (AFP/Geoffroy von der Hasselt)
    Auffällig ist Pieyre-Alexandre Anglade vor allem durch seine Unauffälligkeit: bei seinen Reden im Parlament etwa tritt er freundlich auf, gediegen, sehr gepflegt und hat bei aller Ernsthaftigkeit immer auch etwas durchaus Jungenhaftes.
    Am 2. November 1986 in Paris geboren, studierte Pieyre-Alexandre Anglade Geschichte und Geopolitik in Paris und Straßburg, dort machte er seinen Master im Fach Internationale Beziehungen und Europafragen. Ein Europäer durch und durch sei er, erzählte Pieyre-Alexandre Anglade im Radiosender France Info.
    "Mein Weg ist der eines jungen Mannes, der in einer Pariser Vorstadt aufwuchs, und sich mit 20 Jahren dazu entschloss, Frankreich zu verlassen, um im Ausland zu studieren, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, das meine Lebensform nicht nur eine französische, sondern eben eine europäische ist. Ich habe in Glasgow studiert, ging dann über Paris nach Straßburg, und von da ging es nach Brüssel. Und diese Vielfalt der Wege hat mich zum Europäer gemacht."
    Vom Praktikanten zum Macron-Mitarbeiter
    2010 fing Pieyre-Alexandre Anglade als Praktikant im Europa-Parlament an. Er wurde Assistent verschiedener EU-Abgeordneter, keine der Traditionsparteien hat er je von innen kennengelernt. Stattdessen schrieb er im Februar 2016 einen Brief an den damaligen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, in dem er ihm mitteilte, wie fasziniert er von dessen Art sei, gleichermaßen zu Franzosen wie zu Europäern zu sprechen.
    Schnell kam ein Kontakt zustande, Pieyre-Alexandre Anglade wurde einer der ersten Mitstreiter in Macrons "En marche"-Bewegung – die sich von Anfang an auch als eine europäische Bewegung verstand. Der Wahlkämpfer Emmanuel Macron im Februar 2017:
    "Wir alle hier gehören Generationen an, die die Mauer von Berlin haben fallen sehen! Vergessen wir das niemals, dass es einmal Mauern in Europa gab! Ich will keine neuen Mauern! Ich versichere Ihnen, dass es in meinem Programm keine Mauern gibt!"
    Macron will eine neue europäische Bewegung
    Dieser Satz Emmanuel Macrons ist wörtlich zu verstehen. Er warb um Stimmen aus allen politischen Lagern, "links" und "rechts" hätten sich doch überholt. Als Präsident stellte Macron über Parteigrenzen hinweg eine Regierung zusammen und auch die Mauern jener Parteien, die zur Europawahl antreten, hält er für
    Mit "L'Europe en marche" will Emmanuel Macron im kommenden Jahr ins Europaparlament einziehen. Damit das gelingt, hat der französische Präsident seinen Mitstreiter Pieyre-Alexandre Anglade nach Brüssel geschickt. Der soll Abgeordnete für eine neue europäische Bewegung abwerben.
    "Unsere Absicht ist es, zur Wahl von 2019 ein Projekt vorzuschlagen, das ein wirklich reformiertes, ein wirklich neu gegründetes Europa bedeutet. Denn das Europa von heute ist nicht zufriedenstellend. Nötig ist eine gemeinsame Verteidigung, ein Europa, das in der Lage ist, sich gemeinsam auf den Klimawandel vorzubereiten, ein Europa, das gemeinsam gegen den internationalen Terrorismus vorgeht. Man hat es bei den Anschlägen von Paris gesehen, wie Terrorristen alle möglichen Grenzen überschreiten konnten – bei all diesen Themen muss es vorangehen."
    Auf der Suche nach Überläufern
    Der europabegeisterte und 31 Jahre junge Pieyre-Alexandre Anglade ist für Macron geradezu eine Idealbesetzung. Denn seit Sommer 2017 ist Anglade Abgeordneter der Nationalversammlung in Paris und vertritt dort die Franzosen, die in den Benelux-Ländern leben.
    Somit hat Anglade Büros in Paris und Brüssel und kann sich also von dort aus – auffällig unauffällig – nach konservativen, liberalen, sozialdemokratischen oder auch grünen Abgeordneten der Europaparteien umsehen, die für eine neue europäische Bewegung zu begeistern wären.
    Dem Vernehmen nach soll Pieyre-Alexandre Anglade damit schon ziemlich erfolgreich sein.