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Lableaks

Ein etwas anderer Brennpunkt mit fast unglaublichen Geschichten aus den Heiligen Hallen der Forschung. Wissenschaftsreporter haben sich Zugang zu Labors verschafft und sich in Computer der Forscher-Gemeinschaft eingehackt.

Moderation: Philipp Weber | 01.04.2012
    In der Forschung zieht offensichtlich der Glaube ein: In acht von zehn Ergebnis-Berichten heisst es "...damit glauben die Wissenschaftler den Durchbruch erzielt zu haben." Oder schlimmer noch, "sie vermuten darin den Schlüssel zum Erfolg". Der Deutschlandfunk setzt weiterhin auf "Wissen" und seine Wissenschaftsreporter haben einiges entdeckt, was die Welt so noch nicht wissen konnte.

    Sie haben sich Zugang zu Labors verschafft und sich in Computer der Forscher-Gemeinschaft eingehackt. Versuchsteilnehmer erzählen in der Reihe "Geheime Dossiers", was ihnen im Namen der Wissenschaft angetan wird - und Physiker – mehr unfreiwillig – wie sie sich gegen das Scheitern ihrer Experimente versichern. Einen Eindruck bietet unsere Videoreportage von der Produktion:

    lableaks in der Wissenschaft from Gerd Pasch on Vimeo.


    Im Hörfunkstudio wird dagegen gekocht. Moderator Philipp Weber und der Biologe und Wissenschaftsjournalist Michael Lange stehen am Herd, Kochshows sind ja populär. Geboten wird "molekulare Küche", nicht ganz wie bei Ferran Adrià und Co, sondern eher wie bei Craig Venter et al.. Die Zutaten sind wie bei Biologen üblich Gene.

    Lange: "Wir fügen Informationen in ein Lebewesen ein und das Lebewesen produziert, was immer wir wollen. Das können Medikamente sein, Farbstoffe, aber auch Nahrungsmittel."

    Weber: "Also Frankenstein-Food mit Gentechnik?"

    Lange: "Synthetische Biologie ist viel mehr. Wir setzen das Erbmolekül DNA ganz neu zusammen."

    Es geht um maßgeschneiderte DNA.

    Lange: "Die habe ich hier in dieser Tüte. Ich nehme mal ein paar Chromosomen heraus. Das sind die Träger der Erbinformation."

    Weber: "Für mich sieht das aus wie türkische Gummibärchen. Im Grunde ist das doch nichts als Zucker."

    Lange: "Richtig. Aber Zucker ist ja auch die Grundsubstanz des Erbmoleküls. Das D in DNA steht für Desoxyribose. Und das ist ein Zucker. Damit fängt alles an."

    Mit Nährflüssigkeit werden die zuckrigen Chromosomen zum Ausgangsstoff der synthetischen Biologie - nicht jedoch zur Gaumenfreude des Konsumenten. Die Moderne hat eben ihre Tücken für eine Spezies die seit rund 120.000 Jahren in weitgehend unveränderter Form die Erdoberfläche belebt.

    Zoff an der Elektrotankstelle

    Derweil köcheln die Elemente der synthetischen Biologie weiterhin auf niedriger Flamme vor sich hin. Die Zuversicht des Experten mit Blick auf den Erfolg der Rezeptur werden vom Publikum nicht unbedingt geteilt. Darin ähneln sich Biologie und Teilchenphysik:

    Beim Weltuntergang wird’s etwas teurer

    Obwohl die Skepsis des Publikums im Studio ebenso steigt wie in der Öffentlichkeit, machen die Experten unbeirrt weiter. Im Studio kocht Michael Lange seine Chromosomenbrühe, in der Öffentlichkeit verkündet Craig Venter, nicht ganz unumstrittene Galionsfigur der synthetischen Biologie:

    "Our experiments now over the last 15 years have shown that DNA is in fact the software of life. That is how biology actually works: We can write the chemical software, put it into a living cell and that cell will morph into a new species."

    Es braucht schon ein gewisses Maß an Unbeirrbarkeit, um Forschungserfolge zu erzielen. Die, die darunter leiden müssen, kommen in der Regel nicht zu Wort. Nicht nur Geschichte wird von Siegern geschrieben. Es sei denn, eine Hilfsorganisation greift ein.

    Ein sicheres Haus für Mia Maus

    Der Koch- und Schöpfungsakt im Studio strebt dem Höhepunkt zu. Im Bioreaktor, vulgo Topf, schmort Hackfleisch, das von keinem Tier stammt. Stammzellen, die sonst für die Produktion der unterschiedlichsten Gewebe eingesetzt werden, haben hier reines Muskelgewebe hervorgebracht: Feinstes, magerstes Hackfleisch - zu 3000 Dollar das Gramm. Da besteht noch großer Optimierungsspielraum, synthetische Biologie ist eben eine zukunftsweisende Wissenschaft.

    Weber: "Was für eine Zukunft, was wir da essen müssen. Da kommen wir schneller hin als bisher gedacht, denn der Kosmos, in dem wir leben, bläht sich immer schneller immer mehr auf, sagen zumindest Astronomen. Und belegen das mit Zahlen, die keiner wird nachprüfen können. Das ist wie bei den Banken, Versicherungen, Finanzämtern, Staatshaushalten – alles nur eine Frage der Zeit, wann die Blasen platzen."

    Eine 1 mit 500 Nullen

    Weber: "Da geben wir Brief und Siegel darauf! Aber nicht gleich alles glauben was die Wissenschaft so alles festgestellt! Lableaks – das undercover-Magazin von Forschung aktuell muss ja wirklich jetzt zu Ende gehen. Mitgewirkt haben die Autoren Michael Lange, Maximilian Schönherr und Bernd Schuh. Es sprachen Anja Lais, Axel Gottschick, Jürg Löw, Karlsheinz Tafel und Bruno Winzen. Produzent war Axel Scheibchen und Redakteur Gerd Pasch. Mein Name ist Philipp Weber, ich hatte das Vergnügen durch die Sendung zu führen. Einen schönen 1. April wünsche ich noch."