"Pleasure and luxury for all." Möglichst viel Vergnügen und Luxus für möglichst viele, mit diesem Versprechen ist das Architektenduo Lacaton und Vassal angetreten, um die Welt des Wohnungsbaus besser zu machen. Aber, sagt die Architekturkritikerin Laura Weißmüller, die Schau im Innsbrucker Architekturzentrum zeigt, dass dieses Versprechen nichts zu tun hat mit herkömmlichem Luxusverständnis. Es gehe nicht um hochpreisiges, sondern um bezahlbares humanes Bauen.
Die Villa als Vorbild
Paradoxerweise orientieren sich Lacaton und Vassal am Bautypus der Villa: große, lichtdurchflutete Räume also. Dass sie auch im sozialen Wohnungsbau realisierbar sind, zeige ein Beispiel aus Paris: Einem tristen Wohnhochhaus wurde die Fassade wegrasiert und mit umlaufenden Balkonen ergänzt, so wuchs der Wohnraum von 44 auf 66 Quadratmeter.
Wichtig, so Laura Weißmüller, sei den Architekten die Funktionsfreiheit der Räume, ohne einengende Bestimmungen, die festlegen, wo in einer Wohnung was stattfindet. Besonders im sozialen Wohnungsbau ließen die Regeln kaum Kreativität zu. Den Luxus großer Räume ermöglichten Lacaton und Vassal durch Einsparungen an anderer Stelle, zum Beispiel bei den Materialien. Die preiswerten Polykarbonatplatten, die sie benutzen, würden allerdings deutsche Brandschutzbestimmungen kaum überstehen.
Architektur des Minimalismus
Die beiden Architekten bieten nach Meinung von Laura Weißmüller vieles sonst Unvereinbare, allerdings: Eine spektakuläre Architektursprache, wie sie für die sogenannte Starchitecture typisch ist, suche man bei Lacaton und Vassal vergeblich. Stattdessen ein puristischer Minimalismus, fast ärmlich wirkend, aber modern und so rau, dass er den Nutzern viele Aneignungsmöglichkeiten biete. Schon ihr erstes Projekt, ein Haus bei Bordeaux, kostete nur 55.000 Euro, hat aber eine Wohnfläche von 185 Quadratmeter. Möglich wird so etwas durch Verzicht: zum Beispiel darauf, dass jeder Winkel beheizbar ist.
Die Innsbrucker Ausstellung folgt dem Geist der Architekten. Es gibt keine teuren Installationen oder Modelle, stattdessen große Fotos an der Wand und die Erklärungen dazu. Und das, sagt Laura Weißmüller, sei sehr viel.