Manchmal ist es auch in der 2b so richtig schön leise. Jetzt zum Beispiel, wo die 23 Kinder in der Schule an der Isebek gerade in ihren Aufgabenheften arbeiten. Aber weil das eben nicht immer so ist, haben manche der Sieben- und Achtjährigen einen großen roten Kopfhörer vor sich auf dem Tisch liegen:
"Weil dann lass ich mich nicht mehr so leicht ablenken."
"Ja, dann ist es halt ein bisschen ruhiger.Und dann kann man sich besser konzentrieren." "Halt weil man dann auch nix mehr hört und man besser arbeiten kann."
"Die haben wir da in der Box in der Klasse. Und man kann sich die halt nehmen, wenn man sie braucht."
Schülerin Anna Burlein zeigt auf eine Plastik-Kiste, die vorne beim Lehrer-Pult auf dem Boden steht. Die Box ist leer. Alle Kopfhörer sind vergeben. Wobei sie in der Klasse natürlich nicht "Kopfhörer" sagen, sondern: "Krachstopper!"
Und die hat Lehrer Nils Burkhardt vor eineinhalb Jahren eingeführt, nachdem er an seiner vorigen Schule schon gute Erfahrungen damit gemacht hatte:
"Das Ziel ist natürlich einerseits, dass Kinder, die sich gestört fühlen, diese Störung ausschalten können. Sozusagen sich zurückziehen können in sich selbst und dabei ein bisschen mehr sich konzentrieren können. Und natürlich ist auch ein Ziel, dass es dabei insgesamt leiser wird in der Klasse. Letzteres ist mittlerweile eingetroffen. Und ich habe auch das Gefühl, dass die Kinder wesentlich weniger sich gestresst fühlen, wenn sie diese Möglichkeit haben und auch nutzen. Die Beschwerden sind auch weniger geworden. Und das hat sicherlich einen Teil dazu beigetragen."
Eltern und Kollegen hätten sich zwar am Anfang ein bisschen über die "Krachstopper" gewundert. Aber inzwischen gibt es auch in den anderen Klassen solchen Lärmschutz, sagt der 52-Jährige. Schulpsychologen haben bestätigt, dass der Kopfhörer-Einsatz im modernen Unterricht durchaus sinnvoll sein kann. Lehrer Nils Burkhardt nennt ein Beispiel:
"Es geht in der Stillarbeitszeit. Wo faktisch jeder was Anderes arbeitet. Und in einem Test wäre das ja auch eine Möglichkeit. Da ist natürlich wirklich die Zeit, wo es ideal ist, dass die Kinder sich mal zurückziehen und Kopfhörer aufsetzen, um mal zu sagen: Jetzt arbeite ich für mich allein! Manche brauchen das halt ein bisschen mehr als Andere, dass es um sie herum ruhig ist."
So ist das auch in der 2b. Noa Albrecht zum Beispiel findet die "Krachstopper" deshalb auch richtig gut:
"In Mathe, da hat es mir halt richtig doll geholfen. Weil da war es mir immer zu laut. Dann habe ich die mal aufgesetzt. Und dann ging's wieder richtig gut."
Emmi Schaffner dagegen ist der Lärmschutz ziemlich wurscht:
"Ich brauch die nicht! Ich kann mich auch so konzentrieren."
Dass geht aber leider nicht allen so, weiß Lukas Konetznick:
"Manche nehmen sie auch, eigentlich wenn es total leise ist. Und manche nehmen die dann auch zum Frühstück, weil sie denken, das ist viel zu laut, obwohl es eigentlich leise ist."
Aber nicht nur lärmempfindliche Kinder können davon profitieren, meint Nils Burkhardt:
"Kinder, die von sich aus unruhig sind, können dadurch auch schon mal ruhiger werden. Wenn sie die Regeln einhalten, die damit verbunden sind."
Diese Regeln sehen so aus:
"Man darf nicht reden, wenn man die auf dem Kopf hat, also auf hat. Weil dann denkt man, man redet eigentlich ganz leise, obwohl man dann eigentlich total laut ist."
Und deshalb, so Lehrer Nils Burkhardt, kann das mit den "Krachstoppern" auch schon mal schiefgehen:
"Es kann auch mal passieren, hatte ich auch schon, dass ein Kind das Ding aufsetzt und denn mal guckt: Wie laut kann ich singen, damit ich mich noch höre? Und so ungefähr. Und das bringt´s dann natürlich nicht mehr."
Natürlich hat der Pädagoge auch noch andere Tricks und Kniffe gegen zuviel Lärm. Es liegt also wohl nicht nur an den Kopfhörern, dass es in seiner Klasse ruhiger geworden ist. Aber:
"Es ist so, dass die Kinder das auch von Anfang an sehr positiv angenommen und aufgenommen haben und denen das auch Spaß gemacht hat. Wer einen "Krachstopper" aufsetzt, der tut das freiwillig!"
Erst mal kommen die roten Kopfhörer aber wieder zurück in die Plastikkiste. Denn jetzt ist Vorlesestunde. Und dafür braucht man nun wirklich keinen "Krachstopper".