Archiv

Lage zwischen Pakistan und Indien
"Krieg ist keine Lösung"

Nachdem Pakistan einen abgeschossenen indischen Piloten wieder an Indien übergeben hat, scheint sich die Lage zwischen den beiden Atommächten ein wenig entspannt zu haben. Allerdings kommt es in der Grenzregion Kaschmir immer wieder zu kleinen Gefechten. Leidtragende sind die Bewohner.

Von Bernd Musch-Borowska |
Im indischen Ahmedabad feiern Menschen die Übergabe des abgeschossenen Piloten Abhinandan Varthaman von Pakistan an Indien
Im indischen Ahmedabad feiern Menschen die Übergabe des abgeschossenen Piloten Abhinandan Varthaman von Pakistan an Indien (picture alliance / newscom / SAM PANTHAKY/AFP)
Der indische Pilot, der bei einem Kampfflugeinsatz an der Line of Control von der pakistanischen Luftwaffe abgeschossen und gefangen genommen wurde, ist wieder in Indien. Auf den Titelseiten der indischen Zeitungen gibt es heute kaum ein anderes Thema, als die glorreiche Rückkehr des neuen Volkshelden.
Gestern am späten Abend war der Pilot an der Wahga-Border, einem Grenzübergang zwischen Lahore und Amritsar, von einer begeisterten Menschenmenge empfangen worden. Pakistan veröffentlichte ein Video, das noch während der Gefangenschaft des Offiziers aufgenommen wurde:
"Ich bin ein Pilot der indischen Streitkräfte. Ich habe versucht mein Ziel zu finden und wurde von der pakistanischen Luftwaffe abgeschossen. Am Boden wurde ich von einigen aufgebrachten Leuten bedrängt, aber zwei pakistanische Soldaten haben mich gerettet und gefangen genommen."
Noch ist der grenzüberschreitende Handel eingestellt
Er sei in seiner Gefangenschaft gut behandelt worden, sagte der Pilot und er warf den indischen Medien vor, die ganze Sache zu übertreiben.
Bei den Aussagen des Piloten ist zu bedenken, dass sie während seiner Gefangenschaft bei den feindlichen Streitkräften gemacht wurden, möglicherweise unter Druck.
Die Lage zwischen Pakistan und Indien hat sich offenbar ein wenig entspannt. Der grenzüberschreitende Handel ist jedoch noch immer eingestellt. Viele Grenzübergänge sind geschlossen und an den Zufahrtsstraßen haben sich lange Warteschlangen von LKWs gebildet, auf beiden Seiten.
Risat Ali, einer der vielen pakistanischen LKW-Fahrer, ist sichtlich genervt und sagte einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters:
"Sie lassen keine Fahrzeuge nach Indien durch und wir sitzen hier fest. Jetzt muss ich die Ware nach Riwalpindi zurück bringen. Das ist ganz schön gefährlich, denn es wird immer noch geschossen."
Viele Bewohner der Grenzregion haben ihre Häuser verlassen
Entlang der Line of Control, der Grenzlinie, die den indischen und den pakistanischen Teil von Kaschmir markiert, kommt es immer wieder zu kleiner Gefechten und zu Granatbeschuss.
In das Krankenhaus in Rajouri, auf der indischen Seite, werden ständig Verletzte eingeliefert, wie Irfan Malik, der behandelnde Arzt, bestätigte:
"Dieser hier ist gerade reingekommen, mit einer Verletzung am Bein, ein Beinbruch, um genau zu sein."
Viele Bewohner der Grenzregion haben ihre Häuser in den vergangenen Tagen verlassen, vor allem wegen der ständigen Granaten, aber auch aus Angst vor einer weiteren Eskalation:
"Wir rufen beiden Staaten auf, Pakistan und Indien, sich zusammen zu setzen und das Problem zu lösen. Die Soldaten auch, die sollen mal herkommen und sich das hier ansehen. Hört auf damit, sage ich, Krieg ist keine Lösung."
Pakistans Premierminister Imran Khan hat der indischen Regierung Gespräche angeboten. Doch die will erst dann reden, wenn Pakistan etwas gegen die Terrorgruppen unternimmt, die von Pakistan aus Anschläge auf indischem Boden verüben. Pakistan bestreitet deren Existenz.