"Man überlegt sich, wenn man zu einem Lagerfeld geht, mehr was man sich anzieht, als wenn man andere Besuche ab erstattet", sagt Rein Wolfs, Intendant der Bundeskunsthalle.
"Man muss sich für gewissen Gelegenheiten Überlegungen machen und es muss zielführend sein, was man macht und ich weiß nicht, aber auf jeden Fall habe ich mich nicht so gekleidet, dass ich nicht rein gekommen bin."
Er wollte die Ausstellung, es war seine Idee, seine Initiative und jetzt muss er sich immer und meist auch zuerst die Frage gefallen lassen, was denn Mode bitteschön in seiner Bundeskunsthalle verloren hat.
"Ich komme aus einer niederländischen Tradition und da sammeln und präsentieren die Museen seit eh und je neben Bildender Kunst auch Design, Kunstgewerbe und Mode. In Deutschland ist das keine Tradition, in Deutschland klammert man das in andere Museen aus. Mich aber interessiert die gesamte visuelle Kultur und deshalb ist es für mich wichtig, Mode auch immer mit einzubeziehen in der Programmierung."
126 Kleider oder Looks wie es in der Fachsprache heißt. Pret -À-Porter und Haute Couture. Aufgeteilt in Gruppen, die Lagerfelds Weg in und durch die Modewelt beschreiben. Sein erstes Model von 1954, ein gelber Wollmantel, mit dem er den Preis des Internationalen Wollsekretariats gewann. Eine Satinstola mit Hose im Reithosen-Stil, die er in den 70er für Fendi entwarf, ein mit Seidenbändern besticktes luftiges Kleid namens Romanof, das er in den 80er für Chloé fertigte, ein Tweed Kostüm, schwarz und weiß und kurz der Rock, eine Kreation für das Haus Chanel in den 90ern, eine sehr schlicht und streng wirkende Jacke aus seiner eigenen Kollektion, aus diesem Jahrtausend.
"Wenn ich jetzt ganz ehrlich sein darf...", bemerkt Ausstellungsleiterin Angelica Francke. "Eigentlich ist Gucken die beste Erläuterung. Wenn da steht "Evolution" oder "Reinvention of Tweed" und Sie gucken sich diese Gruppe an, dann ist das eigentlich selbsterklärend."
Ausstellung ohne Vitrinen
Selbsterklärend vielleicht nicht unbedingt, aber zumindest erhellend. Mit welchen Materialen hat der Modekünstler gearbeitet, wie ist er mit den Stoffen oder Pelzen oder dem Leder umgegangen.
"Wir sind sehr dankbar und sehr froh, dass wir die Stücke ohne Vitrine zeigen können, das ist normalerweise nicht so und schon gar nicht bei sechs Monaten Laufzeit, uns war das aber insofern ganz wichtig, das man einfach das Material wirklich ganz nah sehen kann und Stoff oder auch Pelz, alle Materialien haben ja was sehr taktiles, was sehr sensuelles, und das wird durch Glas immer so ein bisschen gedämpft."
Hier dagegen kommt man ganz nah ran an die Kreationen von Karl Lagerfeld, manche auf Mannequin-Figuren, die um ein Sofa herum versammelt sind, oder zu tanzen scheinen, andere auf kopflosen Ständern, die Spalier zustehen scheinen. Alles sehr wohl geordnet, alles streng komponiert, in einem grauen Ausstellungsraum, der an eine Fabrikhalle erinnert. Alles mit Methode. Modemethode.
"Es ist ein Begriff, was er selber erfunden hat, nachdem ich am Tisch saß. Es hat etwas technisches, aber natürlich ist Kunst und ist Design und ist Modedesign auch etwas technisches. Für Lagerfeld spielt das Handwerkliche auch eine ganz entscheidende Rolle. Seine Entwürf sind sehr gehandwerkt, also kommen technisch sehr speziell daher, deshalb ist der Begriff Methode gerade bei einem Lagerfeld sehr wichtig, wichtiger vielleicht als es bei einem anderen Designer der Fall wäre."
Und seine Methode umschließt noch mehr: Nämlich alles. Entwürfe, Zeichnungen, Knöpfe, Plakate, Fotografien, Accessoires und selbst den Sound, für seine Schauen, den er eigens komponieren lässt und mit komponiert. Auch das ist in Ausschnitten zu sehen und zu hören. Ein Fest für Modebegeisterte, eine Herausforderung für Modemuffel: Der ganze Lagerfeld in Bonn. Außer er selbst. Zur Eröffnung, soviel steht fest, wird er nicht kommen.
Die Ausstellung "Karl Lagerfeld: MODEMETHODE"
ist zu sehen vom 28. März bis 13. September 2015 in der Bundeskunsthalle Bonn
ist zu sehen vom 28. März bis 13. September 2015 in der Bundeskunsthalle Bonn