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Lageso in Berlin
Helfer berichten von Tod eines Flüchtlings

Das Bündnis "Moabit hilft" behauptet, ein Asylsuchender sei in Berlin gestorben, nachdem er tagelang krank vor dem Flüchtlingsamt Lageso auf einen Termin warten musste. Die Berliner Senatsverwaltung will den Tod nicht bestätigen. Es gebe bisher keine belastbaren Informationen.

    Flüchtlinge vor dem Lageso in Berlin
    Flüchtlinge vor dem Lageso in Berlin (dpa / picture-alliance / Michael Kappeler)
    Ein Helfer habe den stark fiebernden Mann am Dienstagabend zu sich nach Hause genommen, sagte eine Sprecherin des Bündnisses der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor habe der Syrer tagelang vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) angestanden. Wegen seines schlechten Zustandes sei der Mann von einem Krankenwagen abgeholt worden. Auf dem Weg habe er einen Herzstillstand erlitten - im Krankenhaus habe nur noch der Tod festgestellt werden können. Das Bündnis "Moabit hilft" schreibt bei Facebook: "Du kamst aus Syrien. Du hast so viel überlebt. Das Lageso hast Du nicht überlebt."
    Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Der Berliner Senat hat nach eigenen Angaben bislang keine Bestätigung für den Tod eines Flüchtlings. "Wir haben zu dem Fall bisher noch keine belastbaren Informationen", sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales am Mittwoch. Die Abfrage der Krankenhäuser sei aber noch nicht abgeschlossen.
    Ein Polizeisprecher sagte, man prüfe, ob die Angaben im Internet über den Todesfall zutreffend seien. Wenn es sich um einen Tod aus gesundheitlichen Gründen gehandelt habe, sei die Polizei allerdings nicht zuständig. In dem Amt in Berlin-Moabit können sich Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Deutschland registrieren lassen oder weitere Leistungen zur Unterstützung beantragen.
    Helferin: "Tod eine direkte Folge der Wartesituation"
    Diana Henniges, Sprecherin von "Moabit hilft", nennt den Tod des Syrers eine "direkte Folge von der Wartesituation am Lageso". Wie sie "Spiegel online" sagte, habe der junge Mann seit Wochen immer wieder beim Lageso vorstellig werden müssen, um Krankenscheine und andere Leistungen dort abzuholen. "Er war vom Warten in der Kälte ausgelaugt, hatte erst eine Erkältung, die dann zu einem grippalen Infekt wurde, der nicht behandelt wurde." Er habe zudem nichts zu Essen gehabt, weil das Lageso das Geld dafür nicht ausgezahlt habe, so Henniges. In den vergangenen Tagen wurde mehrfach ein Versorgungsengpass am Lageso scharf kritisiert.
    Die Berliner Caritasdirektorin Ulrike Kostka warnte davor, direkte Zusammenhänge zwischen dem Tod des Flüchtlings und der Situation am Lageso herzustellen, bevor die genauen Umstände geklärt worden seien. Anfang des Jahres hatte die Berliner Caritas aber an den Senat appelliert, den Flüchtlingen vor dem Lageso mehr Kälteschutz zur Verfügung zu stellen.
    Die Senatsverwaltung hatte erst am Vortag mitgeteilt, dass die Situation am Lageso wegen eines hohen Krankenstandes der Mitarbeiter "besonders angespannt" sei. Zuletzt gab es erhebliche Engpässe bei der Auszahlung von Leistungen an Asylbewerber. Eine Hotline soll künftig unter anderem dafür sorgen, dass Flüchtlinge das ihnen zustehende Geld rechtzeitig bekommen. Sie soll Betroffenen Extratermine zur Auszahlung beim Lageso vermitteln.
    (nch/fwa)