Die Eishockey-Anfänge von Laila Edwards waren so wie die von vielen anderen Mädchen und Jungen. Ihr Papa spielte Eishockey und deshalb stellte er auch seine drei Kinder früh in Cleveland auf Schlittschuhe. Lailas drei Jahre ältere Schwester Sheila erinnert sich:
"Leider war fünf und die typische kleine Schwester - sehr ehrgeizig. Ich erinnere mich, dass ihre Stock-Technik immer so gut war. Je älter sie wurde, desto besser wurde sie und irgendwann ist sie dann an mir vorbeigezogen."
Ihr großer Traum war es, sagt Laila Edwards, Eiskunstläuferin zu werden - doch der Papa bestand auf Eishockey: "Ich habe zum Spaß gespielt gegen Jungs. Aber als ich zehn oder elf war, wurde mir klar, dass ich Lust auf mehr hatte. Da dachte ich mir, dieser Sport könnte mich weit bringen."
Dieser Sport hat sie in der Tat weit gebracht und der 19-Jährigen vor wenigen Tagen einen Eintrag ins Eishockey-Geschichtsbuch gesichert. Im Freundschaftsspiel gegen Kanada trug Laila Edwards als erste Schwarze das Trikot der US-Frauennationalmannschaft. "Es ist eine Ehre. Ich bin sehr stolz. Es wäre schön gewesen, wenn es schon vor mir jemand geschafft hätte. Hoffentlich kann ich jetzt ein Vorbild für die nächste sein und die übernächste. Jetzt, da diese Mauer durchbrochen ist, hoffe ich, dass ganz viele nachkommen."
USA-Team: Titel zuhauf, es mangelt an Vielfalt
1990 fand in Ottawa die erste Eishockey-Weltmeisterschaft für Frauen statt, Kanada besiegte die USA im Finale 5:2. In Amerika gab es damals rund 6000 registrierte Spielerinnen, mittlerweile ist die Zahl auf 88000 gestiegen. Die USA sind neben Kanada weltweit die dominierende Nation, haben zehn WM-Titel und zweimal Gold bei Olympischen Winterspielen gewonnen, was jedoch nahezu immer noch genauso fehlt wie 1990: die Vielfalt.
Eishockey gilt nach wie vor und zwar bei Frauen und Männern als weißer Sport. Selbst in der NHL, der stärksten Eishockey Liga der Welt, gibt es unter den aktuell knapp 800 Spielern nur rund 30 Schwarze. Der Prozentanteil an Schwarzen liegt im unteren einstelligen Bereich. Das hat auch Leila Edwards zu spüren bekommen:
"In den Eishallen oder den Umkleiden gibt es eigentlich nie jemanden, die aussieht wie du. Das war für mich immer ein bisschen unangenehm und du merkst, wie die Leute flüstern, wenn sie dich sehen, oder du kommst in die Halle, fragst, wo die Umkleiden sind. Und erhältst als Antwort: Die Basketballplätze sind da drüben. Ich meinte nur: Ich bin hier, um Eishockey zu spielen."
Ihr Idol war Blake Bolden. Die war 2012 drauf und dran, die sogenannte "Color Barrier" in den USA zu brechen. Als die Verteidigerin ins WM-Vorbereitungstrainingslager eingeladen, dann aber kurz vor dem Turnier aus dem Kader gestrichen wurde. Ein Jahr später passierte ihr das Gleiche noch einmal.
Edwards weiß, dass sie nun diejenige ist, auf die junge schwarze Spielerinnen schauen werden, denn sie hat gezeigt, dass es möglich ist, auch als Schwarze im US-Nationaltrikot aufzulaufen. Und deshalb lautet ihre Botschaft: "Wenn du etwas zögerst, weil es entmutigend ist, dass du nicht viele Leute siehst, die so aussehen wie du, mach´s trotzdem. Wir müssen irgendwann mal anfangen und ein Mensch macht schon einen Unterschied aus."
Neue Bekanntheit nicht nur durch US-Debüt
Das Edwards seit einigen Tagen bekannter ist, liegt nicht nur an ihrem ersten Länderspiel, sondern auch an Travis Kelce. Der Football-Profi von Super-Bowl-Champion Kansas City Chiefs und aktueller Freund von Taylor Swift kommt aus demselben Vorort von Cleveland wie Edwards. Kelce hat einen wöchentlichen Podcast mit seinem Bruder, der von mehreren Hunderttausend Menschen gehört wird. Und Mitte Oktober hatte er darin Laila Edwards erwähnt:
"Laila Edwards, eine von uns aus Cleveland Heights, die derzeit für die Mannschaft der Universität von Wisconsin spielt, wird die erste schwarze Frau im Trikot der US-Nationalmannschaft werden. Die USA spielen im November eine Testspielserie gegen Kanada."
Laila Edwards hat schon ihr nächstes Ziel vor Augen. Im April will sie die erste schwarze Spielerin im Trikot der US-Nationalmannschaft bei einer WM werden. Das Turnier findet im Bundesstaat New York statt.