Andreas Zimmer: Lana Del Rey, Sie sind 25 Jahre alt. Das ist fast ein bisschen alt, um ein Debütalbum zu veröffentlichen. Wann und wie haben Sie denn herausgefunden, dass Sie Musiker sind und dem harten Weg des Künstlers folgen wollen?
Lana del Rey: Also ich habe schon gesungen, als ich noch ganz jung war. Später dann, mit 18, bin ich bei Open-Mike-Nächten aufgetreten und habe kleinere Shows in Brooklyn gespielt. Mit 19 habe ich meinen ersten kleinen Plattenvertrag unterzeichnet. Und dann, ich weiß nicht... irgendwie wollte ich eben schon immer singen und mache das ja nun auch schon eine ganze Weile lang. Allerdings habe ich in den letzten sieben Jahren neben der Musik auch noch andere Sachen gemacht. Nur in den letzten paar Monaten war mein Song im Radio und ich im Live-Fernsehen. Aber aus offensichtlichen Gründen mag ich es gar nicht, live im Fernsehen zu sein. Das geht an die Nerven. Ich bin sicher, Sie können das nachvollziehen.
Zimmer: Aber geht es nicht genau darum? Vor möglichst vielen Menschen zu singen und zu spielen? Das ist doch ein wichtiger Aspekt, der dazugehört. Besser, man mag das.
Lana del Rey: Vielleicht wenn man ein bestimmter Typ Künstler ist. Ich habe jedenfalls ein recht beschauliches Leben geführt, seit ich 17 war. Ich bin kein Exhibitionist. Ich war drei Jahre lang nicht auf der Bühne. Es kommt also drauf an.
Zimmer: Vor kurzem haben Sie dann aber doch ein paar kleine Liveshows gespielt. Wie war das für Sie?
Lana del Rey: Es kommt auf den Tag an. Und ich hab Freunde und Fans, mit denen ich seit Jahren online spreche. Diese beiden Mädchen zum Beispiel, ich kenne sie seit zwei Jahren aus dem Internet. Sie kamen am Tag meiner Show und waren einfach da. Das hat mir gutgetan, denn ich wusste, was auch immer ich mache, wenn's nicht perfekt ist, für sie ist es okay. Ich bin eben kein Bühnenmensch. Zuallererst bin ich eine Art Radar, dann eine Sängerin. Und erst drittens ein Performer.
Zimmer: Ist das auch einer der Gründe, warum Sie entschieden haben, einen Künstlernamen anzunehmen? Um eine Art Rolle zu spielen, die es Ihnen erlaubt, freier zu sein?
Lana del Rey: Ja. Aber Lana ist keine andere Person. Es ist dieselbe Person mit einem anderen Namen. Ich wusste, ich mache ein Kunstprojekt und wollte nur einen schönen Namen dafür. So einfach war's.
Zimmer: Wieso dann Lana del Rey?
Lana del Rey: Ich wollte einfach etwas, was dem Sound der Musik entsprach. Außerdem pendelte ich damals mit ein paar Freunden laufend nach Miami. Wir haben Spanisch gesprochen und suchten eben auch exotische Namen. Lana del Rey kam dann recht langsam. Zuerst war's Lana Rey del Mar. Aber die Jungs konnten sich das nicht merken und ich hab's einfach eingekürzt.
Zimmer: Das überrascht mich, denn ich dachte, Sie wollten mit ihrem Künstlernamen ihre Musikrichtung unterstreichen. Manche nennen die "Hollywood-Pop", eine Mischung aus frühem Girlie-Pop à la Nancy Sinatra und modernen Hiphop-Einflüssen. Mit einem großen Retro-Touch.
Lana del Rey: Ich habe nicht nach diesem Retro-Sound gesucht. Aber ich bin sehr traditionell. Und wenn ich tief singe, hat das einfach eine andere Qualität. Und auch dass ich viel über Liebe singe, zählt sicher dazu. Aber ich bin eine moderne junge Frau und wusste ganz genau, was ich wollte! Außerdem verwende ich viele Streicher und damals hat man viel Zeit in schöne Streicherarrangements investiert. Das könnte auch noch ein Grund sein. Ich bin aber nicht ganz sicher.
Zimmer: Ich selbst werde nicht ganz warm mit dem Begriff "Hollywood-Pop". Aber er führt in die richtige Richtung. Ich würde Ihre Musik mehr als Soundtrack für einen Film Noire aus den 60ern bezeichnen. Mit viel Dramatik und Melancholie. Warum ist Ihre Musik so düster?
Lana del Rey: Ich bin eigentlich total optimistisch. Aber ich finde, das Leben ist schwierig. Manchmal. Einfach nur, weil man lebt, ein Mensch ist, die Menschheit versucht wird. Vielleicht kommt mein düsterer Unterton genau daher? Aber ich liebe auch, das Schöne im Leben zu sehen. Daher gibt's eine Menge Helligkeit auf meiner Platte. Ich bin kein Fatalist.
Zimmer: Aber der Titel Ihres Debütalbums klingt nicht wirklich fröhlich. Und wenn das nicht fatalistisch ist, dann weiß ich auch nicht.
Lana del Rey: Tja. Das Album heißt "Born to die", geboren um zu sterben, und kommt vom gleichnamigen Song. Wenn Sie sich den Song anhören, dann verkörpert er genau das, was ich fühle: Als ich ganz jung war und herausgefunden hatte, dass jeder irgendwann mal sterben wird, hat mir das wirklich Angst gemacht. Eine ganze Zeit lang. Ich hatte das Konzept der menschlichen Existenz nicht begriffen. Als ich dann älter wurde und mich verliebte oder wunderschöne Dinge gesehen habe, die mich gefangen nahmen, hat mich das ganz und gar überwältigt. Diese ganze Schönheit inmitten eines endlichen Lebens. Das ist ein Gefühl, das ich seitdem immer wieder habe. Der Song "Born to die" bringt diese beiden Gefühle zusammen: Auch wenn das Leben endlich ist, lass' uns Spaß haben, bring mich zum Lachen! Hier. Und Jetzt. Das war also der richtige Song für den Titel des Albums. Mein Lieblingssong.
Zimmer: Auch wenn man fast als alt gilt, mit 25 ein Debütalbum rauszubringen, ist man eigentlich doch aber noch recht jung.
Lana del Rey: Ich weiß, ich bin noch jung. Aber ich hab schon richtig viel durchlebt. Seit ich 14 war, bin ich ganz auf mich allein gestellt. Und wenn man so eine Entscheidung trifft, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, dann hat das eine Menge Konsequenzen. Es dauert einfach länger, gewisse Dinge zu lernen, wenn man sich vorgenommen hat, keine Kompromisse zu machen. Das macht das Leben schwerer. Aber es ist es auch wert!
Zimmer: Die Zeichen stehen ganz gut, dass Ihre Mühen und Entbehrungen nicht ganz umsonst waren. Ihr erstes Video "Video Games" hat innerhalb von Wochen sechs Millionen Clicks bei Youtube bekommen. Und es werden immer noch mehr. Entschädigt sie das ein bisschen? Schauen Sie nun etwas entspannter in die Zukunft?
Lana del Rey: Sechs Millionen Leute, das ist eine Menge! Aber es gibt acht Milliarden Menschen auf der Welt. Und die sechs Millionen kommen sicher von überall her. Außerdem weiß man ja nicht, ob es wirklich sechs Millionen Menschen waren, es könnte ja auch nur eine Million gewesen sein, die mehrfach geklickt hat. Aber es sind mehr Menschen, als ich kenne. Ich kenne doch niemanden. Aber es ist seltsam! Glücklicherweise bin ich viel unterwegs und gehe nicht mehr so oft in Netz. Weil ich nicht sicher bin, was die Leute sagen. Ich nehme lieber wieder Papier und Stifte.
Lana del Rey: Also ich habe schon gesungen, als ich noch ganz jung war. Später dann, mit 18, bin ich bei Open-Mike-Nächten aufgetreten und habe kleinere Shows in Brooklyn gespielt. Mit 19 habe ich meinen ersten kleinen Plattenvertrag unterzeichnet. Und dann, ich weiß nicht... irgendwie wollte ich eben schon immer singen und mache das ja nun auch schon eine ganze Weile lang. Allerdings habe ich in den letzten sieben Jahren neben der Musik auch noch andere Sachen gemacht. Nur in den letzten paar Monaten war mein Song im Radio und ich im Live-Fernsehen. Aber aus offensichtlichen Gründen mag ich es gar nicht, live im Fernsehen zu sein. Das geht an die Nerven. Ich bin sicher, Sie können das nachvollziehen.
Zimmer: Aber geht es nicht genau darum? Vor möglichst vielen Menschen zu singen und zu spielen? Das ist doch ein wichtiger Aspekt, der dazugehört. Besser, man mag das.
Lana del Rey: Vielleicht wenn man ein bestimmter Typ Künstler ist. Ich habe jedenfalls ein recht beschauliches Leben geführt, seit ich 17 war. Ich bin kein Exhibitionist. Ich war drei Jahre lang nicht auf der Bühne. Es kommt also drauf an.
Zimmer: Vor kurzem haben Sie dann aber doch ein paar kleine Liveshows gespielt. Wie war das für Sie?
Lana del Rey: Es kommt auf den Tag an. Und ich hab Freunde und Fans, mit denen ich seit Jahren online spreche. Diese beiden Mädchen zum Beispiel, ich kenne sie seit zwei Jahren aus dem Internet. Sie kamen am Tag meiner Show und waren einfach da. Das hat mir gutgetan, denn ich wusste, was auch immer ich mache, wenn's nicht perfekt ist, für sie ist es okay. Ich bin eben kein Bühnenmensch. Zuallererst bin ich eine Art Radar, dann eine Sängerin. Und erst drittens ein Performer.
Zimmer: Ist das auch einer der Gründe, warum Sie entschieden haben, einen Künstlernamen anzunehmen? Um eine Art Rolle zu spielen, die es Ihnen erlaubt, freier zu sein?
Lana del Rey: Ja. Aber Lana ist keine andere Person. Es ist dieselbe Person mit einem anderen Namen. Ich wusste, ich mache ein Kunstprojekt und wollte nur einen schönen Namen dafür. So einfach war's.
Zimmer: Wieso dann Lana del Rey?
Lana del Rey: Ich wollte einfach etwas, was dem Sound der Musik entsprach. Außerdem pendelte ich damals mit ein paar Freunden laufend nach Miami. Wir haben Spanisch gesprochen und suchten eben auch exotische Namen. Lana del Rey kam dann recht langsam. Zuerst war's Lana Rey del Mar. Aber die Jungs konnten sich das nicht merken und ich hab's einfach eingekürzt.
Zimmer: Das überrascht mich, denn ich dachte, Sie wollten mit ihrem Künstlernamen ihre Musikrichtung unterstreichen. Manche nennen die "Hollywood-Pop", eine Mischung aus frühem Girlie-Pop à la Nancy Sinatra und modernen Hiphop-Einflüssen. Mit einem großen Retro-Touch.
Lana del Rey: Ich habe nicht nach diesem Retro-Sound gesucht. Aber ich bin sehr traditionell. Und wenn ich tief singe, hat das einfach eine andere Qualität. Und auch dass ich viel über Liebe singe, zählt sicher dazu. Aber ich bin eine moderne junge Frau und wusste ganz genau, was ich wollte! Außerdem verwende ich viele Streicher und damals hat man viel Zeit in schöne Streicherarrangements investiert. Das könnte auch noch ein Grund sein. Ich bin aber nicht ganz sicher.
Zimmer: Ich selbst werde nicht ganz warm mit dem Begriff "Hollywood-Pop". Aber er führt in die richtige Richtung. Ich würde Ihre Musik mehr als Soundtrack für einen Film Noire aus den 60ern bezeichnen. Mit viel Dramatik und Melancholie. Warum ist Ihre Musik so düster?
Lana del Rey: Ich bin eigentlich total optimistisch. Aber ich finde, das Leben ist schwierig. Manchmal. Einfach nur, weil man lebt, ein Mensch ist, die Menschheit versucht wird. Vielleicht kommt mein düsterer Unterton genau daher? Aber ich liebe auch, das Schöne im Leben zu sehen. Daher gibt's eine Menge Helligkeit auf meiner Platte. Ich bin kein Fatalist.
Zimmer: Aber der Titel Ihres Debütalbums klingt nicht wirklich fröhlich. Und wenn das nicht fatalistisch ist, dann weiß ich auch nicht.
Lana del Rey: Tja. Das Album heißt "Born to die", geboren um zu sterben, und kommt vom gleichnamigen Song. Wenn Sie sich den Song anhören, dann verkörpert er genau das, was ich fühle: Als ich ganz jung war und herausgefunden hatte, dass jeder irgendwann mal sterben wird, hat mir das wirklich Angst gemacht. Eine ganze Zeit lang. Ich hatte das Konzept der menschlichen Existenz nicht begriffen. Als ich dann älter wurde und mich verliebte oder wunderschöne Dinge gesehen habe, die mich gefangen nahmen, hat mich das ganz und gar überwältigt. Diese ganze Schönheit inmitten eines endlichen Lebens. Das ist ein Gefühl, das ich seitdem immer wieder habe. Der Song "Born to die" bringt diese beiden Gefühle zusammen: Auch wenn das Leben endlich ist, lass' uns Spaß haben, bring mich zum Lachen! Hier. Und Jetzt. Das war also der richtige Song für den Titel des Albums. Mein Lieblingssong.
Zimmer: Auch wenn man fast als alt gilt, mit 25 ein Debütalbum rauszubringen, ist man eigentlich doch aber noch recht jung.
Lana del Rey: Ich weiß, ich bin noch jung. Aber ich hab schon richtig viel durchlebt. Seit ich 14 war, bin ich ganz auf mich allein gestellt. Und wenn man so eine Entscheidung trifft, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, dann hat das eine Menge Konsequenzen. Es dauert einfach länger, gewisse Dinge zu lernen, wenn man sich vorgenommen hat, keine Kompromisse zu machen. Das macht das Leben schwerer. Aber es ist es auch wert!
Zimmer: Die Zeichen stehen ganz gut, dass Ihre Mühen und Entbehrungen nicht ganz umsonst waren. Ihr erstes Video "Video Games" hat innerhalb von Wochen sechs Millionen Clicks bei Youtube bekommen. Und es werden immer noch mehr. Entschädigt sie das ein bisschen? Schauen Sie nun etwas entspannter in die Zukunft?
Lana del Rey: Sechs Millionen Leute, das ist eine Menge! Aber es gibt acht Milliarden Menschen auf der Welt. Und die sechs Millionen kommen sicher von überall her. Außerdem weiß man ja nicht, ob es wirklich sechs Millionen Menschen waren, es könnte ja auch nur eine Million gewesen sein, die mehrfach geklickt hat. Aber es sind mehr Menschen, als ich kenne. Ich kenne doch niemanden. Aber es ist seltsam! Glücklicherweise bin ich viel unterwegs und gehe nicht mehr so oft in Netz. Weil ich nicht sicher bin, was die Leute sagen. Ich nehme lieber wieder Papier und Stifte.