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Landesweite Proteste
Hunderte Festnahmen in Russland

Bei Protesten gegen die russische Führung sind mehrere hundert Demonstranten festgenommen worden, darunter erneut der prominente Kreml-Kritiker Alexej Nawalny. Er hatte für heute zu landesweiten Kundgebungen aufgerufen.

    Polizisten in Schutzausrüstung tragen einen jungen Demonstranten davon.
    Russische Polizisten führen in Moskau einen Demonstranten ab. (AFP)
    Nach Angaben des russischen Innenministeriums wurden in Sankt Petersburg etwa 500 Oppositionelle in Gewahrsam genommen. In der Hauptstadt Moskau gab es laut Bürgerrechtlern bis zu 600 Festnahmen. Außerdem setzte die Polizei Pfefferspray gegen Protestteilnehmer ein. Auch in anderen Städten sollen Demonstranten festgenommen worden sein.
    Bereits vor der Großdemonstration in Moskau wurde der Kremlkritiker Nawalny festgesetzt. Das gab seine Ehefrau auf Twitter bekannt. Außerdem soll in Nawalnys Haus der Strom abgestellt worden sein, wie sein Sprecher ebenfalls in dem Kurzmitteilungsdienst erklärte.
    Der 41-jährige Rechtsanwalt und Blogger Nawalny hatte für den heutigen Nationalfeiertag zu den Protesten in Moskau und anderen russischen Städten aufgerufen. Am Sonntagabend hatte er angekündigt, den von den Behörden genehmigten Ort der Demonstration in Moskau kurzfristig zu verlegen, weil die Stadtverwaltung die Organisatoren daran gehindert habe, an der ursprünglich vorgesehenen Stelle eine Bühne aufzubauen. Die Demonstration sollte demnach auf einer Hauptdurchgangsstraße zum Kreml stattfinden.
    Alexej Nawalny steht mit verschränkten Armen neben seiner Frau Julia und seinem Sohn Zahar. Sie sind umringt von Polizisten.
    Der russische Aktivist Alexej Nawalny am 14.05.2017 während einer Demonstration in Moskau - neben ihm seine Frau Julia und sein Sohn Zahar. (AFP/Ivan VODOPYANOV)
    Die Moskauer Staatsanwaltschaft warnte daraufhin vor einem harten Durchgreifen der Polizei. Jegliche "provokante Aktion" werde als Bedrohung für die öffentliche Ordnung angesehen und sofort beendet, hieß es.
    Proteste in vielen Städten
    In rund 200 Städten Russlands wollten Aktivisten Nawalnys Aufruf folgen. Allein im sibirischen Nowosibirsk demonstrierten nach Angaben örtlicher Medien rund 3.000 Menschen.
    Nawalny will im kommenden Jahr in Russland als Präsidentschaftskandidat antreten. Mit einer Online-Kampagne ist es ihm bereits gelungen, viele Menschen auf die Straße zu bringen. Der Journalist Manfred Sapper hält Nawalny für den einzigen Oppositionellen in Russland, der über die gesamte politische Bandbreite hinweg Menschen mobilisieren könne. Der Kreml-Kritiker sei eine Projektionsfigur, sagte Sapper im Deutschlandfunk.
    Ende März hatte der Kreml-Kritiker die größten Proteste seit Jahren organisiert. Damals wurden hunderte Menschen festgenommen, unter ihnen auch Nawalny selbst. Nach 15 Tagen kam er wieder frei.
    (gri/am)