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Landeszentrale für politische Bildung
Auf Werbetour für die Demokratie in Niedersachsen

13 Jahre lang hatte Niedersachsen keine Landeszentrale für politische Bildung, nachdem der damalige Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sie 2004 abschaffte. Seit Januar gibt es wieder eine. Und sie ist hochmotiviert, junge Menschen um die 20 für gelebte Demokratie zu interessieren. Wie kann das gelingen?

Von Hilde Weeg |
    Ein Pappschild mit der Aufschrift «Politische Bildung» weist am 25.01.2017 in Hannover (Niedersachsen) auf den Eingang der neuen Landeszentrale für politische Bildung in Niedersachsen hin. Foto: Holger Hollemann/dpa
    Hier geht's lang zur politischen Bildung. Im Januar wies noch ein Pappschild auf die wieder eingerichtete Landeszentrale hin. Jetzt gehen die Aufklärer auf Tour durchs Land. (picture alliance / dpa / Holger Hollemann)
    "Und was wäre, wenn wir uns Deutschland als ein Spiel vorstellen? Was funktioniert an dem Spiel? Und was nicht? Was macht Spaß und wo hakt es noch? Was sind die besten Tricks, damit das Spiel am Ende auch allen Spaß macht?"
    "Let’s play Germany" – der Teaser zu diesem Game zeigt, was die Landeszentrale für politische Bildung Niedersachsen will: Neue Wege gehen, um junge Menschen für Politik zu interessieren. Ganz wörtlich gilt das auch für die App "Map the gap", eine digitale Karte für besondere Stadtrundgänge, in Kooperation mit dem Deutschen Jugendring entwickelt. Steffen Stubenrauch-Kämpfe von der Landeszentrale zückt sein eigenes Smartphone und öffnet die Testversion für Vechta, einem der bisher 14 beteiligten Orte im Land:
    "Wo spielt Diskriminierung, Ausgrenzung eine Rolle, an welchen Orten? Das sind dann oft auch so Orte wie ein Bolzplatz, eine Schule, aber auch ein Rathaus oder Cafés. Hier gehen praktisch die Teilnehmer der Gruppe dann die Orte ab und bekommen bestimmte Aufgaben."
    Selfies machen oder diskutieren zum Beispiel. Die Audios, Videos oder Fotos können anschließend im Unterricht verwendet werden.
    Ein Lernziel: Was haben Unwahrheiten für Auswirkungen?
    Das Ziel: "dass die Jugendlichen ein Spiel machen, aber dabei auch ein Nachdenk- und Reflexionsprozess einsetzt: 'Oh, was hat das eigentlich für Auswirkungen, wenn ich mit falschen Fakten konfrontiert werde und das nicht merke. Was kann ich selber tun?', erklärt die Direktorin der Landeszentrale, Ulrika Engler.
    Medienkompetenz zu vermitteln gehört auch dazu, zum Beispiel Fakten von Fake News zu unterscheiden. Erstmals macht die Zentrale das englische Spiel "Fake it to make it" in deutscher Sprache nutzbar. Junge Menschen bis 25 gehörten zwar zur Gruppe mit der niedrigsten Wahlbeteiligung, hätten aber viel Interesse an Politik: Ihre Lust an Games und neuen Medien müsse man einfach nur nutzen.
    Ulrika Engler: "Gerade junge Leute sind sehr wohl offen, die sind sehr wohl interessiert."
    Einstimmig von allen Parteien entschieden und entwickelt
    Die Themen, Angebote und Inhalte entstehen in Kooperation mit weiteren Bildungsträgern unter fachlicher Aufsicht, sagt Engler:
    "Erst mal sind wir wirklich auch überparteilich aufgestellt, das finde ich noch mal ganz wichtig. Und es ist ja auch so, dass es einstimmig von allen Parteien entschieden und entwickelt wurde. Und wir haben natürlich das Profil abgestimmt, es gibt ja auch ein Kuratorium – aber im Endeffekt entwickeln wir die Konzepte und greifen auch die Bedürfnisse der Jugendlichen auf, der Kooperationspartner und der vielen Verbände und Akteure, die hier in Niedersachsen Bildungsarbeit machen."
    Mit einem Gesamtetat von einer Million Euro für alle Kosten von Miete über Personal bis Material muss Engler dabei ganz bewusst Ressourcen bündeln und mit Vielen zusammenarbeiten.
    Acht Mitarbeiter hat die Leiterin zur Verfügung
    Die acht Mitarbeitenden wollen dabei nicht nur digital, sondern auch im richtigen Leben auf die Menschen zugehen, zum Beispiel auf der Tournee, die heute beginnt, erklärt Engler:
    "Meiner Erfahrung nach ist es entscheidend, dass man vor Ort ist und im Stadtteil ist und da wirklich mit den jungen Menschen arbeitet. Weil die haben ein großes Interesse an ihren Themen, was sie beschäftigt. Das Entscheidende ist, dass die merken: Die Meinung ist gefragt."
    Erreichen will man gerade nicht nur Schüler und Studierende, sondern alle, die sonst schlecht erreicht werden. Am 6. September wird dann auch Station gemacht im einem sozialen Brennpunkt in Hildesheim.
    Demokratie müsse gelernt und gelebt werden
    Ulrika Engler: "Unser Motto ist ja auch: "Demokratie beginnt mit Dir" – und Demokratie ist ja auch die einzige Staatsform, die gelernt und - ich finde einfach - auch gelebt werden muss.
    Die Erwartungen sind hoch und manche eher als Wunsch gedacht: Engler und ihr Team sollen doch bitte die Demokratie retten in Niedersachsen. Gerade bei den anstehenden Bundes- und Landtagwahlen sind dafür aber alle zuständig.