Die CDU hat die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt gewonnen. Insbesondere Wähler und Wählerinnen über 45 Jahre stimmten laut Infratest dimap für die Christdemokraten. In den Altersgruppen darunter lagen AfD und CDU dagegen nahezu gleichauf oder die AfD schnitt sogar noch besser ab: In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen erhielt die AfD 28 Prozent der Stimmen, die CDU kam auf 22 Prozent. Der Vorsprung vor den weiteren Parteien ist noch deutlicher.
Die AfD habe die Ansprache der jungen Zielgruppe besser hinbekommen als andere Parteien,
berichtet Dlf-Landeskorrespondent Niklas Ottersbach
. Sie habe zum Beispiel auch Erstwähler gezielt angeschrieben. Das sei eine Form von "Microtargeting", welches es bei den anderen Parteien nicht gegeben habe.
Außerdem seien viele junge Menschen in Sachsen-Anhalt schon lange nicht mehr empfänglich für andere Parteien, so Ottersbach. Die Lebenswirklichkeit dieser Leute hätten die anderen Parteien überhaupt nicht erreicht, die AfD aber schon.
Dlf-Redakteurin Anh Tran (27) kommt aus Dresden, lebt in Köln und schildert im Podcast "Der Tag", wie ihre Generation miterlebt hat, dass die Eltern nach der Wende arbeitslos wurden, dass Betriebe kaputt gingen. Ihre Generation sei nicht auf die Straße gegangen, sondern davon abhängig gewesen, dass politische Bildung bereits in der Schule einsetzte. Für die jungen Generationen werde aber keine Politik gemacht, weil sie auch nur einen geringen Teil der Bevölkerung ausmachten. Die sei eher älter - wobei es hier große Unterschiede zwischen den ländlichen Regionen und den beiden Universitätsstädten Halle und Magdeburg gebe.
Die Grünen liegen insbesondere bei den 25- bis 34-Jährigen deutlich hinter der CDU und der AfD. Die jungen Menschen im sehr ländlich geprägten Sachsen-Anhalt wählten deutlich konservativer als in anderen Bundesländern, erklärt Dlf-Landeskorrespondent Niklas Ottersbach. Die Grünen hätten hier vor wenigen Monaten ein Mobilitätspapier geschrieben, indem sie die Zurückdrängung des Autos forderten - zugunsten von mehr öffentlichem Nahverkehr. Aber bei vielen in Sachsen-Anhalt sei hängen geblieben: Die Grünen wollen den Leuten das Auto verbieten. Das sei für viele Menschen in den ländlichen Gebieten eine Kampfansage. Die Partei habe dort deshalb einen sehr schweren Stand.
Die AfD habe sich in Sachsen-Anhalt etabliert,
sagte Dlf-Landeskorrespondentin Susanne Arlt
. Die starken Zahlen bei den jungen Wählerinnen und Wähler unterstrichen dies.
Das Wahlergebnis sollte die CDU aufrütteln,
fordert auch die Politologin Ursula Münch im Dlf
. Das Thema Flüchtlingspolitik, für das die AfD sonst stehe, habe bei dieser Wahl keine Rolle gespielt. Deshalb sei das gute Ergebnis der Partei bemerkenswert. Dass insbesondere junge Männer die AfD gewählt hätten zeige, dass sie offenbar nicht die Partei der Ewiggestrigen sei. Sondern die Partei derer, die soziale Sicherheit suchten, die sie nicht mehr bei der Linkspartei fänden, und die unzufrieden seien mit der Pandemiepolitk und insgesamt der Politik der Bundesregierung.