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Landtagswahl Sachsen
Kommerz statt Kultur in Hellerau?

Dass die AfD bei der kommenden Wahl in Sachsen wohl stark zulegen wird, könnte konkrete Auswirkungen auf die Kulturszene haben. In Dresden zum Beispiel, wo die Partei das Festspielhaus Hellerau wegen seiner neuen Ausrichtung infrage stellt. Leiterin Carena Schlewitt reagiert gelassen.

Carena Schlewitt im Gespräch mit Henning Hübert |
Reform in Architektur und Programm: das Festspielhaus Hellerau bei Dresden
Reform in Architektur und Programm: das Festspielhaus Hellerau bei Dresden (Foto: Samira Hiam Kabbara)
Zwinger, Semperoper und Staatskapelle - das sind Dresdens große Kulturinstitutionen. Aber es gibt auch Kleinode, die nicht für barocke Pracht und Seligkeit stehen, sondern für den Aufbruch in die Moderne: das Festspielhaus Hellerau zum Beispiel. In dieser Architektur-Ikone von Heinrich Tessenow aus dem Jahr 1911 wurde bislang vor allem moderne Musik aufgeführt - und es wurde getanzt. Dass aus Hellerau unter der neuen Leiterin Carena Schlewitt nun das "Europäische Zentrum der Künste Hellerau" wird, mit mehr Performance, mehr Theater, mehr aktueller Medienkunst, stört die AfD. Sie hat angekündigt, das Festspielhaus in der bisherigen Form nicht fortführen zu wollen, sondern in eine kommerzielle Vermietungsimmobilie umwandeln.
"AfD hat sich nicht richtig informiert"
"Ich glaube, dass die AfD sich da nicht richtig informiert hat", sagte Carena Schlewitt im Deutschlandfunk. Es finge schon damit an, dass die Partei von einem "Ensemble" spricht, das abgeschafft werden solle. Das gebe es aber gar nicht: "Wir arbeiten mit vielen freien Gruppen, sowohl regional als auch international". Damit erreiche Hellerau ein breites Publikum, so die Dramaturgin und Kuratorin. Für die Zeit nach der Wahl erwarte sie zunächst keine Änderungen bei der Programmgestaltung. Sie müsse aber abwarten, "wie die Gesamtatmosphäre im Land sich entwickelt", so Schlewitt; in Sachsen, in Deutschland, in Europa. Davon hänge auch ab, wie die Gespräche über die Zukunft von Helllerau fortgeführt werden.
"Durchaus sorgenvoll"
Kunst sei immer politisch; jede Künstlerin und jeder Künstler gehe trotzdem anders mit den Themen der Gegenwart um. Insgesamt nehme sie die Stimmung im Land und in der Kulturszene aber als "durchaus sorgenvoll" und "erhitzt" wahr, sagte Schlewitt in "Kultur heute". Auf der anderen Seite sehe sie jedoch auch, dass viele Bürgerinnen und Bürger und auch die Kulturszene, für ein Miteinander, für Freiheit und Gleicheit auf die Straße gingen. Das sei gerade erst bei der #unteilbar-Demonstration am vergangenen Samstag zu sehen gewesen: "Das ist auch etwas, das Mut gibt."