Forscher bekommen Arbeit für Jahre: Mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt setzte die Europäische Weltraumorganisation ESA in Darmstadt das kühlschrankgroße Landegerät "Philae" auf einem Kometen ab. Im Satellitenkontrollzentrum der ESA löste die Premiere im All großen Jubel aus. Manche Experten vergleichen das Ereignis mit der Mondlandung 1969. Die ESA twitterte auch ein Bild von der Landung:
.@ESA_Rosetta See for yourself! ROLIS imaged #67P when we were just 3km away! Glad I can share. #CometLanding pic.twitter.com/b6mcid2fsn— Philae Lander (@Philae2014) November 12, 2014
Bodenbeschaffenheit, Temperatur oder die Zusammensetzung des Kometenkerns: Die Forscher wollen ein altes Rätsel lösen. "Es ist eher die Frage: 'Wo kommen wir her?' statt 'Wo gehen wir hin?'", sagt Stephan Ulamec, "Philae"-Projektleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln.
Mit den ersten Bildern von der Oberfläche des Kometen wird gegen 19 Uhr gerechnet. Allerdings sind die Harpunen noch nicht abgefeuert worden, die dem Landegerät einen sicheren Halt geben sollen. Noch besteht eine geringe Gefahr, dass Philae wieder in den Weltraum verschwindet.
Faule Eier und Pferdestall
Die erste schwierige Hürde der Mission war am Vormittag geglückt: Das Minilabor Philae löste sich von der Raumsonde "Rosetta" und machte sich selbständig auf den Weg zum Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko", dessen Kurzname "Tschuri" lautet. Bei der Annäherung an den Kometen haben die Experten schon einiges herausgefunden: Der Bote aus der Vergangenheit stinkt nach faulen Eiern und Pferdestall, es ist dort dunkler als im Kohlenkeller und bitterkalt. Die Raumfahrtbehörde ESA sendet Bilder von der Landung im Livestream.
"Rosetta" und das Landegerät sollen den Kometen analysieren, um möglichst viel über ihn und den Beginn des Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren zu erfahren. Auch Hinweise auf die Entstehung des Lebens erhoffen sich die Forscher, etwa durch den Nachweis von organischen Molekülen wie Aminosäuren. "Philae" hat zehn Instrumente an Bord, um "Tschuri" zu untersuchen: Das ist zum Beispiel "Mupus", um die Temperatur des Kometen zu erforschen; oder "Sesame", eine Art Echolot in den drei Füßen des Landers.
Bis zum Tag der Landung legte "Rosetta" rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurück. Die Sonde war 2004 mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana gestartet.
Deutschland hat sich mit 300 Millionen Euro an der Mission beteiligt. Bei der Summe handelt es sich um knapp ein Drittel der Gesamtkosten von einer Milliarde Euro, teilte die Bundeskoordinatorin für die Luft- und Raumfahrt, Brigitte Zypries, mit.
Die Aktivitäten des Minilabors "Philae" können Sie auch auf Twitter verfolgen:
Mehr Informationen zur "Rosetta"-Mission finden Sie in unserem Portal "Rosetta - Jagd auf den Kometen".
(sdö/stfr)