Die beiden Poitou-Esel vertreiben den Gästen auf dem Marienhof im saarländischen Gerlfangen die Zeit. Zum Erwerbseinkommen des Bio-Hofes tragen sie nicht bei. Dafür sorgen der Anbau von Getreide, der Hofladen, 50 Schweine und 300 Rinder - Milch und Fleisch.
"Das hier ist eine Kreuzung Weiß-Blau-Belgier, das hier ist deutsches Fleckvieh. Die rote Kuh mit weißem Kopf, das ist eine typische Fleckviehkuh. Von früher her bin ich eigentlich ein Schwarz-Bunt-Betrieb, die sind größer, breiter, aber auch knochiger. Das ist die Kuh, die die viele Milch gibt. Diese Hochleistungskuh, die muss auch futtermäßig entsprechend bedient werden, die braucht eine gewisse Nährstoffdichte, nur dann gibt sie auch die Milch. Da muss ich gucken, dass ich mit dem Futter auch hinterherkomme. Jetzt ist das als Bio-Betrieb nicht einfacher, sondern schwieriger."
Stefan Zenner arbeitet seit fast 30 Jahren nach strengen biologischen Kriterien. Die Rinder haben stets freien Zugang zur Weide - und auf eines ist der Bauer besonders stolz.
"Was hier an Rind steht, ist auch hier geboren."
Der Marienhof ist nach Demeter zertifiziert, das heißt, er darf in seiner Produktionskette keine konventionell erzeugten Futtermittel einsetzen. Das bedeutet zum Beispiel, dass auf den Feldern kein mineralischer Dünger und auch keine chemischen Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden dürfen. Was Zenner nicht selbst anbauen kann, muss er von Betrieben zukaufen, die ebenfalls nach Demeter-Regeln wirtschaften. Angesichts des seit Wochen anhaltend heißen Wetters weisen die Wiesen erkennbar trockene Stellen auf. Der Bio-Bauer sorgt sich um seine Tiere.
"Die Klimaveränderung, die bringt schon Probleme. Weil die Tiere, die habe ich ja. Wenn ich jetzt Ackerbauer bin und ich ernte weniger Getreide, dann habe ich nicht Einnahmen genug, aber ich habe nicht die Tiere da stehen, die jeden Tag fressen wollen."
Trotzdem unterstützt er die Entscheidung der saarländischen Landesregierung, den Bio-Anteil in den kommenden sechs Jahren auf 25 Prozent zu steigern. Bislang werden bereits 17 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Saarland biologisch bewirtschaftet, damit ist das Land Spitzenreiter unter den Bundesländern. Schrittweise soll es mehr werden, erläutert der saarländische Landwirtschaftsminister Reinhold Jost: "Damit wir auch den Markt nicht überhitzen."
25 Prozent weniger aus Brüssel?
Aber Jost schaut mit bangem Blick nach Brüssel. Zwar ist die neue EU-Kommission noch nicht im Amt, die Ressorts nicht verteilt und auch der Brexit noch nicht vollzogen. Aber Brüssel geht davon aus, dass künftig weniger Geld zur Verfügung steht. Und die alte EU-Kommission hat deshalb bereits vorgeschlagen, die Mittel für die gemeinsame Agrarpolitik ab 2020 zu kürzen.
Grob unterteilt werden die europäischen Landwirte aus zwei unterschiedlichen Töpfen unterstützt: Aus der sogenannten ersten Säule werden direkte Zahlungen an alle Landwirte geleistet, dabei wird nicht nach bio oder konventionell unterschieden. Die Höhe bemisst sich überwiegend an der Fläche der Höfe. Dafür soll es weniger Geld geben.
Für den Öko-Landbau, der höhere Kosten schultern muss als die konventionell wirtschaftenden Bauern, und für alle anderen Projekte, die das Leben auf dem Land aufwerten sollen, steht die sogenannte zweite Säule zur Verfügung. Diese Mittel sollen nach den Brüsseler Plänen noch stärker sinken - und zwar um 25 Prozent. Das aber stünde einem konsequenten Ausbau der ökologischen Landwirtschaft entgegen, fürchtet der saarländische Landwirtschaftsminister.
"Wenn man es ernst meint, so wie die Bundesregierung das ja postuliert, dass man mehr Bio-Landbau haben will, dann muss man auch springen. Das heißt, dann muss die Finanzierung des Ökolandbaus über die erste Säule gehen. Das erhöht dann nicht nur die Planungs- und Finanzsicherheit, es erhöht auch ein Stück weit den Druck auf die gesamte Agrarpolitik, dieses Thema umzusetzen. Bio ist auch mehr Artenvielfalt, es ist Schutz von Gewässern, eine bessere Bodenbewirtschaftung und eine bessere Klimabilanz."
Jost fordert ein Umdenken, stößt damit aber nicht überall auf Gegenliebe. Die Landwirte wollten auf keinen Fall, dass der Ökolandbau aus der ersten Säule finanziert werde, weil darüber ein erheblicher Teil ihrer Einkommen abgesichert werde, erläutert Wolfram Dienel, beim Deutschen Bauernverband zuständig für den Ökolandbau.
"Wir wollen nicht, dass hier bäuerliches Geld für andere Maßnahmenbereiche angetastet wird."
Das würden auch die Bio-Landwirte mehrheitlich nicht anders sehen, glaubt Dienel. Stefan Zenner teilt die Meinung des Verbandes nicht. Er würde sich freuen, wenn seine ökologische Leistung über direkte Finanztransfers abgesichert würde. Denn seine erhöhten Produktionskosten könne er am Markt nicht hereinholen, weil die Preise das nicht hergäben. Überdies blieben seine Erträge in aller Regel hinter den konventionell wirtschaftenden Betrieben zurück. Zenner führt das am Beispiel Weizen aus.
"Konventioneller Weizen, also Körner, die haben vielleicht vierzehn oder fünfzehn Prozent Eiweiß. Mein Bio-Weizen, der hat neuneinhalb oder zehn Prozent Eiweiß. Weil nicht diese Düngerintensität dahinter ist, ist die Nährstoffdichte etwas schwächer. Und ich komme dann halt eben sowohl bei den Zunahmen, Richtung Fleisch, als auch bei der Milchleistung nicht so weit wie der konventionelle Bauer."
Solche Nachteile sollen aus der zweiten Säule ausgeglichen werden. Das Geld dafür kommt von der EU sowie aus Bundes- und Landesmitteln. Die Ausgleichzahlungen kommen auf die Grundsicherung obendrauf und sind dazu gedacht, die Betriebe vom Preisgeschehen auf den Märkten unabhängiger zu machen. Die geplante Kürzung der Mittel um 25 Prozent engt jedoch die Spielräume erheblich ein, weil auch andere Maßnahmen zur Aufwertung des ländlichen Raumes aus diesem Topf finanziert werden. Es sei daher zu befürchten, dass es zu ungewollten Verteilungskämpfen um das knapper werdende Geld kommt, glaubt Landwirtschaftsminister Jost.
"Bisher sind wir auf die zweite Säule angewiesen. Die ist nicht nur weniger finanziell ausgestattet, sondern sie ist vor allem auch anfälliger, wenn es eine Krise gibt: dass man dort Gelder abzweigt."
Der Deutsche Bauernverband pocht darauf, dass an den Ausgleichszahlungen für die Bio-Landwirte auf keinen Fall herumgeknapst wird. Denn es sei nicht auszuschließen, dass Politiker Projekten Vorrang einräumten, die mit der Landwirtschaft nicht in direktem Zusammenhang stünden. Denn es gebe viele Landwirte, die aktuell bereit seien, ihren Betrieb auf Ökolandbau umzustellen, so Dienel. Allerdings sieht der Verband mit Sorge, dass die politisch ambitionierten Bio-Ziele, wie sie allerorten formuliert werden, zu ehrgeizig sein könnten. Baden-Württemberg zum Beispiel will Richtung 30 Prozent Bio-Landbau, Hessen und das Saarland in kurzer Frist auf 25 Prozent.
"Wenn man diese Zielgrößen, die man jetzt in manchen Bundesländern handelt, kurzfristig sieht, sind sie zu ambitioniert. Mittelfristig haben wir Luft. Die Umstellungsbereitschaft der Landwirtschaft aktuell reicht sicherlich für 20 bis 25 Prozent Ökolandbauanteil in Deutschland aus. Die Marktrealität, die in den meisten Produktionsbereichen zu berücksichtigen ist, reicht für etwa fünf bis zehn Prozent zusätzliche Menge pro Jahr aus."
Fünf bis zehn Prozent mehr Ökolandbau pro Jahr: Das klingt viel, relativiert sich allerdings, wenn man den Blick auf die Ausgangssituation richtet. Nicht einmal zehn Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden in Deutschland biologisch bewirtschaftetet. Und die Umsätze, die mit der Bio-Ware erzielt werden, liegen ebenfalls nur um die sechs Prozent.
Patrick Aatz führt einen Grünlandbetrieb mit vielen Wiesen und Weiden, darauf züchtet er Rinder. Er möchte seinen Hof auf bio umstellen, und hat sich deshalb beim saarländischen Landwirtschaftsministerium beworben, damit er gefördert werden kann. Der Schritt sei reiflich überlegt, sagt Aatz.
"Da ich den Betrieb ohnehin schon extensiv bewirtschafte, bin ich nicht mehr weit vom bio weg. Und aus dem Grund möchte ich jetzt versuchen, auf bio umzustellen."
Das treffe auf viele Landwirte im Saarland zu. Deshalb sei es bereits vor ein paar Jahren zu einer ersten Umstellungswelle gekommen, erläutert der Hauptgeschäftsführer des saarländischen Bauernverbandes Hans Lauer.
"Es ist gegen das System, das wir gelernt haben"
"Wir haben Differenzen in den Höhenlagen von 300 Meter bis zur Spitze in Freisen knapp 650 Meter, dann haben wir ein Realteilungsgebiet, in vielen Kommunen sehr kleine Grundstücke mit vielen Eigentümern, und haben aufgrund unserer Historie einen extensive Landwirtschaft."
Die Chancen, dass der Rinderzüchter bei der Betriebsumstellung berücksichtigt wird, stehen gut. Denn bei der Versorgung mit heimischem Bio-Rindfleisch besteht noch viel Luft nach oben. Deshalb legt das Saarland bei der Umstellung einen Schwerpunkt auf Produkte, die der Verbraucher nachfragt. Das Land hat daher Vorgaben gemacht, was die Bauern erzeugen und wie sie die Produkte vermarkten sollen.
Reinhold Jost: "Wir haben ein Punktesystem auf den Weg gebracht. Derjenige, der mit dem besten Konzept kommt - und nicht der, der zuerst an die Tür klopft -, wird den Zuschlag zur Umstellung bekommen."
Patrick Aatz bewirtschaftet insgesamt 180 Hektar Fläche. Auf etwa 30 Hektar baut er Futtergetreide an, um seine 220 Tiere zu ernähren. Vor knapp drei Jahren hat er den Hof vom Vater übernommen und führt ihn im Nebenerwerb weiter.
"Da kommt mein Vater…"
Peter Aatz trägt die Entscheidung des Sohnes mit. Wenn auch mit Bauchschmerzen.
"Jo. Es ist gegen das System, das wir gelernt haben. Aber ich sehe ja die Probleme, die wir haben."
Eines dieser Probleme sei die Hanglange, die eine maschinelle Nutzung des Geländes nur eingeschränkt erlaube.
"Das heißt: Weidehaltung ist auch hier bei uns die einzige Möglichkeit, einen Teil der Flächen rentabel zu bewirtschaften."
Das zweite Problem sei die Bodenqualität, die außer Grünland nicht viel zulasse. Und schließlich gebe es noch die neuesten Bestimmungen der Gülleverordnung, die kleinere landwirtschaftliche Betriebe mit ähnlichen topographischen Verhältnissen vor Probleme stelle, so Aatz. Gemessen daran mache er mit der geplanten Umstellung aus der Not eine Tugend.
"Wenn ich meine Tierzahl noch weiter reduziere, habe ich zwar einen etwas geringeren Ertrag, aber das Risiko durch den höheren Fördersatz ist kalkulierbar. Das heißt, diese Umstellung auf bio wird sich wahrscheinlich rechnen."
Bio-Milch-Anteil bei etwa vier Prozent des gesamten Milchmarktes
Keine guten Aussichten, ihre Höfe im Moment umzustellen, haben die konventionell arbeitenden Milchbetriebe. Das gelte deutschlandweit, resümiert der Ökolandvertreter des Deutschen Bauernverbandes, Wolfram Dienel.
"Ein Großteil kann im Augenblick nicht umstellen, weil die Molkereien sagen: Wir nehmen dich erst als Ökolieferanten auf, wenn wir auch sehen, dass unser Absatz sich so weit entwickelt hat. Das halte ich für verantwortungsvoll von den Molkereien."
Dienel hält diese restriktive Vorgehensweise der Molkereien, Umstellungswillige abzuweisen, deshalb für gerechtfertigt, weil der Bio-Milchmarkt ansonsten überschwemmt würde und die Preise für Bio-Milch infolge dieser Entwicklung ins Rutschen gerieten. Wer ohne Vertrag mit einer Molkerei auf bio umstellt, läuft Gefahr, auf seiner Milch sitzen zu bleiben - oder ist gezwungen, diese zu niedrigeren Preisen zu vermarkten, das heißt auf dem Niveau konventionell erzeugter Milch. Und das bedeutet dann Verluste von bis zu 15 Cent pro Liter. Das kann die Existenz eines bäuerlichen Betriebes gefährden. Der Minister verteidigt das Vorgehen der Molkereien, sieht diese aber in der Pflicht.
"Wir müssen Molkereien finden, die eventuell bereit sind, entweder ihre Schiene zu verbreitern - also mehr Milch aufzunehmen -, oder neu in das Segment hineinzugehen. Wir werden dazu auch Gespräch beispielsweise mit der Hochwald Molkerei führen."
Hochwald ist die drittgrößte Molkerei in Deutschland. Sie hat ihren Sitz in Rheinland-Pfalz und ist Vertragspartner für die meisten Landwirte im Südwesten. Die Genossenschaft führt überhaupt keine Bio-Produkte im Angebot. Frühestens im kommenden Jahr, wenn zusätzliche Verarbeitungskapazitäten im südlichen Nordrhein-Westfalen fertigstellt sind, will Hochwald entscheiden, ob die Molkerei in dieses Segment einsteigt. Die Bio-Milchbauern würden sich das wünschen, denn mitunter sind ihre Vertragsmolkereien meilenweit weg, bedauert Bio-Bauer Stefan Zenner.
"Ich bin Mitglied in einer Meg - Milcherzeugergemeinschaft - Bioland, die ist allerdings ansässig im Sauerland. Und das ist dann aus der Bio-Brille gesehen eigentlich nicht ganz gut."
Überdies schwäche sich das seit ein paar Jahren zu beobachtende dynamische Wachstum am Bio-Milchmarkt nach Angaben des MIV, des Milchindustrieverbandes, inzwischen ab. Der Bio-Milch-Anteil hat sich bei etwa vier Prozent des gesamten Milchmarktes eingependelt.
Theoretisch gäbe es auch die Möglichkeit, den heimischen Markt mit Exporten ins nahe Frankreich zu entlasten. Aber dieser Weg ist den deutschen Landwirten versperrt.
Der Markt gebe es nicht her, sagt Xavier Lerond. Er ist Präsident der Landwirtschaftskammer im grenznahen Departement Moselle.
Ziel: Mehr Eigenversorgung im Bio-Bereich
"Sodiaal, eine der größten französischen Molkereien, steht, was die Umstellung auf bio anlangt, auf der Bremse, weil die Märkte nicht mehr folgen. Wenn wir wollen, dass die biologische Landwirtschaft für die Bauern interessant bleibt, dann dürfen wir nicht schneller voranschreiten als die Konsumenten."
Zum anderen habe Frankreich Mittel und Wege gefunden, die Milchbauern vor ausländischer Konkurrenz in Schutz zu nehmen.
"Italien und Frankreich setzen auf einer Herkunftsbezeichnung, damit wird auch der regionale Markt geschützt."
Beide Länder haben vor zwei Jahren auf EU-Ebene eine Sonderregelung erwirkt. Auf jeder Packung Milch muss aufgedruckt werden, in welchem Land die Milch gemolken wurde. Steht was anderes drauf als ein F für Frankreich, lässt der Handel die Finger davon - und das sei gut so, findet Lerond.
Französisch und regional, das wünsche der Verbraucher, sagt Lerond. Der Deutsche Bauernverband würde sich von diesem geübten Protektionismus gerne etwas abgucken. Schließlich sei es im Interesse der Bio-Bauern, Importe aus anderen EU-Ländern, Milch, Getreide, Eier oder Fleisch, durch heimische Ware zu verdrängen, argumentiert Wolfram Dienel. Dass es dabei gerade in Grenznähe zu Zielkonflikten kommen könne, sei allerdings nicht von der Hand zu weisen.
"Nehmen wir die Grenzsituation Oberbayern/Österreich, da gibt es die Berchtesgadener Molkerei. Die hat österreichische Lieferanten zu einem Viertel in ihrem Portfolio drin, verkauft aber in Österreich so gut wie kein Produkt - mit Ausnahme der laktosefreien Kaffeesahne. Weil in Österreich seit ein oder zwei Jahrzehnten die heimische Herkunft beworben wird und quasi die Importe diskriminiert werden - emotional oder von der Kommunikationsaussage."
Mehr Eigenversorgung im Bio-Bereich ist auch das Ziel der Luxemburger Nachbarn. Sie möchten innerhalb von sechs Jahren 20 Prozent erreichen: ein Vielfaches der heutigen Erzeugung. Damit liegen die Bio-Pläne gleichauf mit denen, die auch Deutschland und Frankreich auf nationaler Ebene formuliert haben. Romain Schneider, luxemburgischer Landwirtschaftsminister:
"Wir haben zuerst einmal ein Problem, dass wir sehr wenige Bio-Produkte herstellen, dass wir sehr viele Bio-Produkte importieren müssen. Außer der Milch haben wir in allen Bereichen einen Import von Produkten."
Bis Herbst soll ein nationaler Aktionsplan konkrete Schritte aufzeigen. Schneider geht davon aus, dass er angesichts der in Brüssel diskutierten Einschnitte bei der Gemeinsamen Agrarpolitik mehr Geld aus nationalen Geldtöpfen beisteuern muss. Das aber fällt ihm leichter als dem stets klammen saarländischen Amtskollegen.
"Wir haben klar gesagt, wenn Einschnitte kommen würden in den europäischen Fördergeldern, dann würden wir versuchen, über nationale Gelder das auszugleichen. Das ist auch die Aussage des Finanzministers. Wir stehen da hinter unserer Landwirtschaft. Für eine wirklich funktionierende Landwirtschaft brauchen wir Planungssicherheit."
Wenn die Franzosen kommen...
Was über welche Kanäle vermarktet werden soll, was der Kunde vom steigenden Bio-Angebot erwartet, will Schneider in einer Umfrage klären lassen. Ein kleines Land wie Luxemburg wird sich jedoch nicht abschotten können - sondern wird schauen müssen, was haben die Märkte drum herum zu bieten.
Auf dem Marienhof im saarländischen Gerlfangen füttert die Bäuerin, Karin Zenner, die Kälbchen. Jedes bekommt einen kräftigen Schluck frischer Milch aus einem Eimer. Die hungrigen Tiere lassen sich nicht zweimal bitten.
Dann eilt Karin Zenner schnellen Schrittes in die Backstube. Mittwochs und freitags hat der Hofladen ganztätig geöffnet. Brot muss gebacken werden.
"Die ganze Backstube ist heute ein Gärschrank. Das geht dann noch mal eine Stunde auf und wird dann abgebacken. Das werden Roggen-Dinkel-Sauerteigbrote mit Walnüssen."
In der Kühltheke lagert vakuumiertes Fleisch aus eigener Schlachtung: Schweinemedaillons, Rindersteaks, naturbelassen und eingelegt. Der Hof zählt viele französische Klienten zu seinen Kunden.
"Obwohl wir keinen gallischen Hahn drauf haben. Wir sprechen auch ein bisschen Französisch und pflegen eine gute Nachbarschaft, und die Franzosen legen ja Wert auf gutes Essen. Sie kommen mit einem klapprigen Auto und kaufen viel Fleisch, sogar auch Vollkornbrot, das gibt es dort nicht so wie hier."
Der Marienhof liegt nur einen Steinwurf von der französischen Grenze entfernt. Die Kunden scheinen sich um nationale Vermarktungsstrategien, wie sie von den Bauernverbänden und der Politik verfolgt werden, wenig zu scheren. Vielleicht haben Karin und Stefan Zenner auch einfach nur Glück, weil sie schon so lange im Bio-Geschäft tätig sind und so ihre Kundschaft binden konnten.
Wenn jedoch der Bio-Anteil erheblich ausgeweitet werden soll, dann werden Vermarktungsansätze über lokale Hofläden nicht mehr ausreichen. Dann müsse der Absatz der Produkte über andere Kanäle laufen. Davon sind die Zenners überzeugt.