"Da kommen jetzt die Akkus rein. Und die Kamera wird angebaut."
Ein windstiller Vormittag in Braunschweig, auf dem Gelände des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen. JKI heißt es auch. Julius-Kühn-Institut.
"Akkus sind drin."
Jetzt ..."
"Jetzt werden die ..."
"... erfolgt die Verkabelung ..."
"Genau!"
"... der beiden Akkus."
Henning Nordmeyer ist eigentlich Agrarwissenschaftler. Und Dominik Feistkorn Gartenbau-Ingenieur. Neuerdings steuern die beiden aber auch noch ein Luftfahrzeug. Um genauer zu sein: einen unbemannten Hexakopter mit sechs, im Kreis angeordneten Rotoren. Das Ding ist nicht größer als ein aufgeklappter Regenschirm. Mit Akkus und Kamera an Bord wiegt es gerade mal drei Kilogramm.
"Vielleicht können Sie den Kopter einmal so ..."
"Ich halte den mal etwa schräg."
"Genau."
Nur noch wenige Sekunden bis zum Start. Dann hebt das Leichtbau-Gerät ab und steigt blitzschnell über die Köpfe der Forscher auf.
Den Prototypen testen Nordmeyer und Feistkorn in einem Forschungsprojekt. An Bord ist ein Autopilot, der Signale von GPS-Satelliten empfängt. So weiß der Hexakopter quasi ständig, wo er ist. Und kann positionsgenau eine vorgegebene Route abfliegen. Das soll er über Feldern tun. Und dabei mit der Kamera ablichten, wo genau auf Ackerflächen Unkräuter sprießen. Davon verspricht sich Henning Nordmeyer einen Nutzen für Landwirtschaft und Umwelt:
"Unser Projekt soll dazu beitragen, die Unkrautbekämpfung gezielter durchzuführen. Es ist so, dass die Unkrautbekämpfung ja flächendeckend gleichmäßig erfolgt im allgemeinen."
Dabei wachsen die störenden Kräuter und Gräser auf dem Acker praktisch nie flächendeckend, sondern in Nestern. Manche bleiben auch nur auf die Feldränder beschränkt und bilden dort schmale Säume ...
"Und man kann, wenn man die Lage dieser Unkrautnester auf dem Feld kennt, diese dann gezielt bekämpfen. Und, ja, das soll letztlich dazu beitragen, den Herbizid-Einsatz zu reduzieren. Dass man wirklich nur noch dort spritzt, wo es wirklich notwendig ist.
Wir machen zur Zeit Versuche mit fünf und zehn Metern Flughöhe. Der Kopter fliegt den Schlag ab, macht Fotos. Aus diesen Informationen wird dann eine Spritzkarte erstellt. Mit einer entsprechenden Software. Diese Software existiert jetzt noch nicht. Ich denke, das wird noch gewisse Zeit in Anspruch nehmen, bis die Bilder dann automatisch ausgewertet werden können."
Die Foto-Software muss Kamille, Labkraut und andere typische Ackerunkräuter voneinander unterscheiden können. Da stehen die Forscher noch am Anfang, wie sie sagen. Zwei Jahre veranschlagen sie für die Entwicklung. Und Kosten von rund 10.000 Euro für einen solchen fliegenden Feldspion.
Nordmeyer stellt sich vor, dass es in Zukunft Service-Firmen gibt, die über eine Flotte von Fotofliegern verfügen. Landwirte können sie dann anheuern. Und sich zeigen lassen, wo sie tatsächlich spritzen müssen. Das würde sicher weniger kosten als Luftbildaufnahmen von Flugzeugen, mit denen heute hier und da gearbeitet wird.
Forscher erwarten generelle Flugerlaubnis
Offen ist allerdings noch eine wichtige Frage: Wie sieht es eigentlich mit der Genehmigung für die unbemannten Acker-Drohnen aus?
"Ich gehe davon aus, wenn diese Technik mal flächendeckend zum Einsatz kommt, dass das dann keine großen Probleme gibt. Dass es da dann für solche Kopter und für eine entsprechende Firma eine generelle Aufstiegserlaubnis für die Geräte gibt."
Die Braunschweiger Forscher wollen ihren Prototyp jetzt erstmals auf einer Agrar-Fachveranstaltung vorstellen, Mitte Juni in Sachsen-Anhalt. Dann wird man sehen, ob auch Landwirte auf den Feldschwärmer fliegen.
"Wir bauen jetzt wieder zusammen."
"Genau!"