Hans-Dieter Zacher geht durch schier endlose Reihen von Soja-Pflanzen. Sie wachsen, sagt er, auf richtig guten Thüringer Böden, sonst würde sich alles auch nicht lohnen. Im Vorjahr sah es hier wesentlich mickriger aus um diese Zeit. Auf den Nachbarfeldern im Weizen gab es eine Mäuseplage und mitten im Soja machte sich plötzlich ein Unkraut stark und damit die Ernte äußerst schwer. Ermunternd war das alles nicht, meint der Geschäftsführer der Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchtsgut GmbH.
"Alle diese Schwierigkeiten. Und wenn ich heute reingucke in den Bestand? Da kann ich lachen. Der sieht richtig toll aus. Oder? Das muss man so sagen. Gleichmäßig, gut abgedeckt, oben wunderschön zu, geschlossen."
Hans-Dieter Zacher kommt ins Schwärmen. Die jahrelange Arbeit scheint sich jetzt zu lohnen. Auf 25 Hektar baut er in Buttelstädt bei Weimar Sojapflanzen an. Zehn Sorten insgesamt. Er will herausfinden, welche hier am besten wächst.
"Also verkaufen können Sie die Sojabohne heute schon recht gut am Markt."
Produktion noch in den Kinderschuhen
Mit den billigen Weltmarktpreisen wird einheimischer Soja zwar nie mithalten können. Doch darum geht es beim Anbau in Deutschland auch gar nicht, sagt Zacher. Sein Soja soll den Weg in die Tierhaltung nehmen. Riesige Märkte wird es auch da nicht geben und die Produktion sei eben auch noch in den Kinderschuhen:
"Aber wir können Lücken schließen und wir können kleine Kreisläufe, wie wir sie praktizieren, in unserem Betrieb mit 1.800 Hektar und 400 Kühen, können wir das rund machen."
Die Sojabohnen sind also vor allem gutes Tierfutter und gentechnikfrei. Außerdem, wer nach dem Soja Weizen anbaut, hat deutlich mehr Ertrag, weil die Sojapflanzen Stickstoff im Boden bündeln. Sie sind eine Art natürliche Düngung. Und: Die Ökobilanz kann sich sehen lassen: Die Pflanzen müssen nicht bewässert werden und auch nicht gedüngt. Nur die Unkräuter, die gilt es klein zu halten. Bundesweit hat sich der Anbau von Eiweißpflanzen verdreifacht. Wer gutes und ausreichendes Saatgut haben möchte, muss sich bemühen - auch bei Soja:
"Das große Problem beim Sojaanbau sind die geeigneten Sorten."
Keine Soja-Züchtung in Deutschland
Sabine Wölfel hat bereits in den 80er Jahren Sojapflanzen gezüchtet. Damals noch in der DDR. Denn auch dort setzte die Politik auf Eiweißpflanzen. Alles, was das staatliche Institut und Sabine Wölfel erforschte, wurde nach zehn Jahren verkauft - an Österreich, wo jetzt die Pflanzen aus Dornburg gedeihen und manchmal als Saatgut wieder zurückkehren:
"Es findet ja in Deutschland keine Soja-Züchtung statt, die Sorten kommen aus Österreich, Schweiz, neuerdings auch aus Ungarn, Rumänen, Polen."
Sojabohnen anzubauen ist deutlich schwieriger als Weizen oder Raps, sagt die Wissenschaftlerin. Die Pflanzen setzen sehr tief am unteren Stiel die ersten Hülsen an, das macht eine Ernte schwierig:
"Und dann muss man eben den Mähdrescherfahrer gut motivieren, im Weizen da braust der mit seinem Mähdrescher so durch, aber bei den Sojabohnen muss man eben Acht geben, dass möglichst wenig von dem wertvoll Gewachsenen auf dem Acker bleibt, einfach durch die Schneidwerksverluste."
Ernte Anfang Oktober
Der Agrarwissenschaftler Frank Augsten rechnet damit, dass nach den Lebensmitteln auch eine Kennzeichnungspflicht für gentechnikfreie Tiernahrung im EU-Parlament diskutiert und vor allem auf den Weg gebracht wird - eine neue Chance wäre das für einheimische Bauern:
"Das heißt, man wird dann eine Kennzeichnung haben und dann wird von vielen Landwirtschaftsbetrieben gentechnikfreies Soja nachgefragt. Und das kann dann natürlich besser aus unseren Regionen kommen. Zumal wir dann die Regenwald-Problematik nicht mehr haben."
Zurück aufs Feld. Knapp einen Meter hoch sind derzeit die Pflanzen, üppig grün und nun kommt darauf an, dass nicht nur die unteren Hülsen reifen, sondern auch die oberen. Es braucht also: viel Sonne und Wasser. Dann kann Anfang Oktober geerntet werden. Auch in Thüringen.