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Kampagnen gegen Axel Springer
Langjähriger "Bild"-Kritiker Klaus Staeck: "Ich würde es nicht noch mal machen"

Klaus Staeck würde seine Kampagnen gegen den Axel-Springer-Verlag rückblickend nicht noch einmal machen.

    Klaus Staeck Ausstellungseröffnung "Sand fürs Getriebe"
    "Was haben wir denn erreicht. Fast nichts . Was denn? Nichts. Was haben wir denn wirklich verhindert?" (picture alliance / Roland Weihrauch/dpa)
    Er betrachte das heute alles als Wahnsinn, sagte der Grafiker, Satiriker, Jurist, Verleger und ehemalige Präsident der Akademie der Künste in Berlin im Spotify-Podcast "Boys Club - Macht und Missbrauch bei Axel Springer" von Pia Stendera und Lena von Holt. Man habe nichts erreicht, führte Staeck aus. Man habe nichts wirklich verhindert. Die "Bild"-Zeitung lebe wie eh und je.
    Staeck, der Mitglied der SPD ist, hat in den vergangenen fast 60 Jahren verschiedene Aktionen gegen die aus seiner Sicht zu große Machtkonzentration im Springer-Verlag gestartet. Darunter waren zum Beispiel Plakataktionen, Veranstaltungen und Boykott-Aufrufe. 1967 etwa setzte der heute 85-jährige Heidelberger mit berühmten Autoren und Künstlern die Aktion "Wir arbeiten nicht für Springer-Zeitungen" um - darunter waren Günter Grass, Heinrich Böll, Wolf Biermann, Peter Härtling, Walter Jens, Siegfried Lenz, Fritz Raddatz, Peter Rühmkorf, Volker Schlöndorff und Günter Wallraff. Zur Begründung hieß es, weil Verleger Axel Springer "die Leser betrügt, wenn er behauptet, überparteilich und unabhängig zu sein."
    Anmerkung der Redaktion
    Klaus Staeck hat uns auf unsere Berichterstattung hin gebeten, folgende Anmerkung zu seinen Äußerungen in dem Podcast zu veröffentlichen:

    "Wer will, der mag meine Worte aus einem langen Gespräch mit den Autorinnen des Podcast als resignierendes Fazit interpretieren. Doch so einfach werde ich es den Springer-Leuten unter ihrem angezählten Chef Döpfner nicht machen. Als Realist betrachte ich die Wirksamkeit unserer Aufrufe, Aktionen und Veranstaltungen unter dem Motto "Wir arbeiten nicht für Springer-Zeitungen“ in den Jahren 1981/82 ohne nachträgliches Schönreden. Es war notwendig, sich dem selbstherrlichen Imperium entgegenzustellen, um Demokratie und Pressefreiheit zu verteidigen.
    Mit den herkömmlichen Methoden des vordigitalen Zeitalters ließe sich heute eine solche Kampagne nicht mehr führen. Eine neue Generation kritischer Mediennutzer muß ihre Mittel finden und einsetzen, um Mißbrauch und Manipulation im Internet und in den sozialen Medien zu bekämpfen. Da habt ihr es mit anderen Kalibern zu tun als wir einst mit Springer und BILD.
    Klaus Staeck, 2. Mai 2023"
    Diese Nachricht wurde am 02.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.