Politiker wie Donald Trump sind dankbare Vorlagen für Kabarett- und Comedyprogramme, aber "irgendwann hat es auch ein charakterloser Mensch nicht mehr verdient, dass man sich um ihn bemüht", findet der Kabarettist Lars Reichow. Es sei eine schöne Zeit gewesen, aber das große Trump-Bashing sei jetzt erledigt. Irgendwann sei ihm zu Trump keine elegante Formulierung mehr eingefallen. Bei dem Gedanken, dass er vier weitere Jahre US-Präsident sein könnte, ziehe sich in seinem Magen alles zusammen, deshalb habe er den Song "Amerika" geschrieben, in dem Trump nicht mehr vorkommt. "Ich will, dass es wieder frei wird in meinem Magen".
Mission accomplished
Dass es bei Trumps Abwahl fair zugehen könnte, hält Reichow für unwahrscheinlich. Er werde alle Tricks aufbringen, um an der Macht zu bleiben. Ob die schlimmsten Prognosen wahr würden, wisse er nicht, denn "er ist ja doch am Ende ein Schisser, ein ganz kleines Licht und kein großer Stratege". Es werde heute hoffentlich ein überzeugender Biden-Sieg und Trump sich geräuschlos zurückziehen, damit sich die Justiz in Ruhe um ihn kümmern könne.
Joe Biden sei zwar ein Kompromisskandidat, kein leuchtender Stern am amerikanischen Himmel, aber der richtige Mann, um die Nation zusammenzuhalten. Und er sei charakterlich geeigneter für das Amt. Mit Trump würde die konzeptionslose, irrlichternde Politik weitergehen, die Erde drehe sich ja nur um seinen Kopf, für einen Politiker sei das eine ganz schlechte Eigenschaft. Mit seinem Trumpsong von 2018 habe er ihn als Politiker im Amt frühzeitig beerdigen wollen. "Das war eine Vision, eine Hoffnung, wenn die sich jetzt erfüllt, dann ist meine mission accomplished."
Kaputte Staaten von Amerika
Amerika ist für ihn trotz allem das Land des Entertainments. Niemand auf der Welt beherrsche das so perfekt wie die Amerikaner. Da werde immer weiter gelacht: "Wir amüsieren uns zu Tode, währenddessen gehen die Militaristen durchs Land und schießen alles nieder. Wie in einem Horrorfilm, aber das Ballett tanzt noch", so Reichow.
Am Ende seines "Amerika"-Songs hört man ihn schwer atmen, in Anspielung an den Tod George Floyds. Schwarze würden vom System ausgeschlossen, sie würden "weggeknallt", das sei eine Tragödie, die an die Sklaverei anknüpfe. "Wir müssen da 'ne klare Kante zeigen, das ist eine ungerechte Welt. Die Staaten sind an dieser Stelle gar nicht vereinigt, sondern kaputt."
Lars Reichow ist sicher, dass es eine Erdrutschniederlage für Donald Trump wird...