Es hätte eine selbstbewusste Kick-Off-Veranstaltung werden sollen, die Präsentation einer großen Vision: Olympia an Rhein und Ruhr 2032. Stattdessen standen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und der Initiator des Olympia-Projekts, Michael Mronz, am Mittag im Düsseldorfer Stadion vor einem Scherbenhaufen.
"Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees am Mittwoch hat uns überrascht und auch getroffen", so Laschet.
Das IOC legte sich auf Brisbane und die Region Queensland als Olympia-Ausrichter 2032 fest - es gehe in einen entsprechenden Dialog mit den Australiern:
"Der Deutsche Olympische Sportbund hat sich nicht in der Lage gesehen, in einen solchen Dialog einzutreten und auch das bedauere ich. Das Erstaunliche ist, dass man dort kein Gespür dafür hat, was sich beim IOC tut."
Klare Worte an den Sportdachverband. Der wiederum sagte am Nachmittag der ARD-Sportschau, der DOSB wolle Anfang kommender Woche aus seiner Sicht darstellen, wie die letzten Wochen und Monate gelaufen seien.
Sportmanager Michael Mronz betont, die schnelle Entscheidung für Brisbane sei nicht abzusehen gewesen:
"Es gab ja im Januar mehrere Gespräche mit dem DOSB und dem IOC und uns gemeinsam. Es war sogar für heute noch ein Gespräch terminiert gewesen. Hätte ich das gesehen, hätte ich anders agiert."
Armin Laschet sagt: "Wenn man wirklich einen fairen, offenen Wettbewerb gewählt hätte, hätte man auch das Signal geben können, wir gehen jetzt in eine schnelle Entscheidung, wegen der Pandemie, warum auch immer, und hätte dann allen Wettbewerbern gleiche Chancen eingeräumt."
Laschet und Mronz bekräftigten allerdings trotz der spürbaren Enttäuschung, dass sie an der Bewerbungsidee festhalten.
"Wir werden weiter kämpfen", sagt Laschet. "Wenn wir sehen: 90 Prozent der Sportstätten sind heute schon vorhanden. Das heißt, bildlich gesprochen: Wir könnten auch die Spiele 2024 schon ausrichten", sagt Mronz.
Oder zur Not auch die Spiele 2036, ergänzt CDU-Chef Laschet. Das ist erstaunlich, denn Parteikollegen wie Bundesinnenminister Horst Seehofer halten Olympische Spiele einhundert Jahre nach Berlin 1936 für undenkbar.
Auch auf Nachfrage betont Armin Laschet jedoch: Die Welt sei einhundert Jahre später eine andere:
"Dies zu zeigen, dies sichtbar zu machen, das ganze größere inhaltliche Konzept mit diesen Spielen zu verbinden, würde zu jeden Spielen in den 30er Jahren passen, 32 und 36."
So oder so: Nun liege der Ball erst einmal beim DOSB, meint Laschet:
"Die Frage ist, ist diese Bundesrepublik Deutschland, ist der deutsche Sport willens und in der Lage Spiele für die Jugend der Welt auszurichten: Ja oder nein?"
Zwei Tage nach der überraschenden Olympia-Vorentscheidung bleibt es also auch heute dabei: Die Suche nach dem Schuldigen ist noch in vollem Gange.