"Lass mich
Fluchen, toben, schreien, lass mich toll und
Dann wieder vernünftig sein, lass mich die
Hölle verwünschen, den Himmel anrufen, und
Schließlich lass mich in einer Ohnmacht
Hinsinken"
Der spanische Marschall Hieronymo stellt sich wahnsinnig. Sein Sohn Horatio ist ermordet worden, denn seine Liebe zur Herzogstochter Belimperia durchkreuzte politische Pläne. Hieronymo kennt die Mörder. Unter Mitwirkung aller Beteiligten lässt er vor dem König ein Stück aufführen, in dessen Verlauf er die Schuldigen tötet.
"Das Ende ist Tod und Wahnsinn"
So die Kurzfassung der blutigen, den "Hamlet" vorwegnehmenden Rachetragödie, mit der sich der Dramatiker Thomas Kyd um das Jahr 1586 in die Geschichte des Welttheaters einschreibt: "The Spanish Tragedy".
In England herrscht jene Königin, die dem ganzen Zeitalter ihren Stempel aufdrückt: Elisabeth I.. Das Land prosperiert. Der Kampf gegen die spanische Armada besiegelt den Rang Englands als Weltmacht, und die Londoner sind verrückt nach ihrem Theater, das, vibrierend vom Geist der Renaissance, die zeitgenössische Literatur Europas ebenso gierig aufsaugt wie die antiken Dramatiker.
Mit ihnen dürfte Thomas Kyd schon in der Schule Bekanntschaft gemacht haben. Viel weiß man allerdings nicht über sein Leben. Schon sein Geburtsdatum lässt sich nur aus dem Tag der Taufe, dem 6. November 1558 erschließen - üblicherweise der dritte Tag nach der Geburt. Als Sohn eines Schreibers besuchte Kyd die gerade gegründete, als fortschrittlich geltende Merchant Taylor's School. Ob seine Griechisch- und Lateinkenntnisse so weit reichten, dass er die antiken Autoren im Original lesen konnte, ist unbekannt - vielleicht hat er das Vorbild für die "Spanish Tragedy", die Dramen Senecas, auch nur in Übersetzung kennengelernt. Das einzige weitere Stück übrigens, das ihm zweifelsfrei zugeschrieben werden kann, die "Cornelia", beruht auf einem französischen Vorbild und spielt im alten Rom.
"Caesar, thou shalt not vaunt thy conquest long
No longer hold us in this servitude
Nor shalt thou bathe thee longer in our blood"
Kyds "Spanish Tragedy" mit ihrem Getöse von "Blut und Donner" wurde - weit über Englands Grenzen hinaus - zu einem der erfolgreichsten Stücke der Epoche. Sicher auch wegen der spektakulären Verknüpfung von Rache und Gräueltaten, Geistererscheinung und Wahn, romantischer Liebe und Intrige. Was aber an der Gestalt des Hieronymo heute noch fasziniert, ist, in den Worten des Kritikers Levin Schücking:
"die Entdeckung eines Unterbewusstseins, dessen der Verstand nicht Herr wird."
Es besteht kaum Zweifel daran, dass der etwas jüngere William Shakespeare bei Kyd in die Lehre gegangen ist. Und angeblich hat Thomas Kyd mit einer verschollenen "Danish Tragedy" sogar den sogenannten Ur-Hamlet geschrieben.
Nicht ohne tragische Züge ist auch Kyds eigenes Ende. Im Dienst eines Adligen stehend wird er 1593, als Wohngenosse des für seine unkonventionellen bis blasphemischen Ansichten berüchtigten Kollegen Christopher Marlowe, des Atheismus angeklagt. Herauswinden kann er sich nur, indem er Marlowe belastet, der bald darauf ermordet wird. Ein Jahr später stirbt Thomas Kyd, erst 35 Jahre alt, aber von der Folter gebrochen, anstellungslos und völlig verarmt in London.
Fluchen, toben, schreien, lass mich toll und
Dann wieder vernünftig sein, lass mich die
Hölle verwünschen, den Himmel anrufen, und
Schließlich lass mich in einer Ohnmacht
Hinsinken"
Der spanische Marschall Hieronymo stellt sich wahnsinnig. Sein Sohn Horatio ist ermordet worden, denn seine Liebe zur Herzogstochter Belimperia durchkreuzte politische Pläne. Hieronymo kennt die Mörder. Unter Mitwirkung aller Beteiligten lässt er vor dem König ein Stück aufführen, in dessen Verlauf er die Schuldigen tötet.
"Das Ende ist Tod und Wahnsinn"
So die Kurzfassung der blutigen, den "Hamlet" vorwegnehmenden Rachetragödie, mit der sich der Dramatiker Thomas Kyd um das Jahr 1586 in die Geschichte des Welttheaters einschreibt: "The Spanish Tragedy".
In England herrscht jene Königin, die dem ganzen Zeitalter ihren Stempel aufdrückt: Elisabeth I.. Das Land prosperiert. Der Kampf gegen die spanische Armada besiegelt den Rang Englands als Weltmacht, und die Londoner sind verrückt nach ihrem Theater, das, vibrierend vom Geist der Renaissance, die zeitgenössische Literatur Europas ebenso gierig aufsaugt wie die antiken Dramatiker.
Mit ihnen dürfte Thomas Kyd schon in der Schule Bekanntschaft gemacht haben. Viel weiß man allerdings nicht über sein Leben. Schon sein Geburtsdatum lässt sich nur aus dem Tag der Taufe, dem 6. November 1558 erschließen - üblicherweise der dritte Tag nach der Geburt. Als Sohn eines Schreibers besuchte Kyd die gerade gegründete, als fortschrittlich geltende Merchant Taylor's School. Ob seine Griechisch- und Lateinkenntnisse so weit reichten, dass er die antiken Autoren im Original lesen konnte, ist unbekannt - vielleicht hat er das Vorbild für die "Spanish Tragedy", die Dramen Senecas, auch nur in Übersetzung kennengelernt. Das einzige weitere Stück übrigens, das ihm zweifelsfrei zugeschrieben werden kann, die "Cornelia", beruht auf einem französischen Vorbild und spielt im alten Rom.
"Caesar, thou shalt not vaunt thy conquest long
No longer hold us in this servitude
Nor shalt thou bathe thee longer in our blood"
Kyds "Spanish Tragedy" mit ihrem Getöse von "Blut und Donner" wurde - weit über Englands Grenzen hinaus - zu einem der erfolgreichsten Stücke der Epoche. Sicher auch wegen der spektakulären Verknüpfung von Rache und Gräueltaten, Geistererscheinung und Wahn, romantischer Liebe und Intrige. Was aber an der Gestalt des Hieronymo heute noch fasziniert, ist, in den Worten des Kritikers Levin Schücking:
"die Entdeckung eines Unterbewusstseins, dessen der Verstand nicht Herr wird."
Es besteht kaum Zweifel daran, dass der etwas jüngere William Shakespeare bei Kyd in die Lehre gegangen ist. Und angeblich hat Thomas Kyd mit einer verschollenen "Danish Tragedy" sogar den sogenannten Ur-Hamlet geschrieben.
Nicht ohne tragische Züge ist auch Kyds eigenes Ende. Im Dienst eines Adligen stehend wird er 1593, als Wohngenosse des für seine unkonventionellen bis blasphemischen Ansichten berüchtigten Kollegen Christopher Marlowe, des Atheismus angeklagt. Herauswinden kann er sich nur, indem er Marlowe belastet, der bald darauf ermordet wird. Ein Jahr später stirbt Thomas Kyd, erst 35 Jahre alt, aber von der Folter gebrochen, anstellungslos und völlig verarmt in London.