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Lastentransporte
Cargobike statt Auto

Die Hälfte aller motorisierten Transporte in europäischen Städten könnte auch mit dem Fahrrad erledigt werden, meint der Verkehrsclub Deutschland VCD. Tatsächlich sind vor allem elektrisch unterstützte Lastenräder offenbar eine echte Alternative – ein Praxisbeispiel aus Bremen.

Von Franziska Rattei |
    Ein Kurierfahrer mit einem Lastenfahrrad wartet in Berlin an einer Ampel auf die Weiterfahrt.
    "Ich ersetze ein Auto": Lastenfahrräder sind eine Transportalternative für die Stadt (picture alliance/dpa/Soeren Stache)
    Alltag auf der Recyclingstation im Bremer Stadtteil Findorff. Ein Mitarbeiter wirft Gartenabfälle in einen großen Container. Die vielen Plastiksäcke hat er mit einem Kleintransporter hergebracht. Wir haben einen Fuhrpark von mehr als 20 Autos, sagt Klaus Prietzel, der Betriebsleiter. Aber das soll sich ändern. Der erste Schritt ist gemacht. Seit ein paar Wochen ersetzt ein E-Cargobike, ein elektrisch unterstütztes Lastenfahrrad, einen der Kleintransporter. Prietzels Mitarbeiter sind begeistert.
    "Also, vor allen Dingen die Rückmeldung – so ein Aha-Effekt. Es fährt sich toll, überraschend leicht, und ja, gar nicht irgendwie, dass es schwere Arbeit wäre, dass man sich doll anstrengend müsste. Man kann sich also schon vorstellen, da auch einen ganzen Tag oder zumindest mehrere Stunden damit zu fahren."
    Prietzels erstes E-Cargobike ist dort im Einsatz, wo andere Fahrzeuge schlecht hinkommen; zum Beispiel im sogenannten "Viertel", wo es viele Cafés, kleine Läden und eine Menge Fußgänger gibt. Vor allem im Sommer müssen in den engen Straßen vollgestopfte Müllbehälter geleert werden.
    "Da ist natürlich jedes Kraftfahrzeug weniger ein enormer Vorteil. Das andere ist: es gibt viele Einbahnstraßen, wo man mit einem normalen LKW oder PKW nur eine Richtung fahren kann. Mit so einem Lastenfahrrad ist es also - in Bremen zumindest – in den allermeisten Einbahnstraßen möglich, auch in die umgekehrte Richtung zu fahren. Das ist hier ganz legal für Fahrradfahrer."
    Mit dem Lastenrad ist man einfach flexibler, sagt der Betriebsleiter der Recyclingstation; die Mitarbeiter können Abkürzungen nutzen, die für Autos verboten sind, und beim Parken braucht man auch weniger Platz. Prietzels Lastenrad hat rund viereinhalb tausend Euro gekostet. Das klingt viel, aber im Vergleich zu einem Auto zahlt sich die Investition schnell aus, sagt er. Das Lastenrad hat er bei Rüdiger Kutz gekauft. Er ist Geschäftsführer des Bremer "Stromradhauses Xi" .
    "Was wir hier haben, was die Recyclinghöfe in Bremen verwenden, ist ein Frontlader. Es gibt also auch andere Transporträder, die das Gepäck hinten drauf tun. Wenn wir mit drei Rädern fahren, wundern wir uns zu Anfang, dass es nicht in die Kurve geht, sondern dass es starr stehen bleibt. Und wenn ich hiermit fahre, ist das also auch in dieser Hinsicht besser zu bewältigen."
    Bis zu 100 Kilometer weit mit einer Akkuladung
    Eine spezielle Schulung brauchten die Mitarbeiter der Recyclingstation nicht, um das Lastenrad zu benutzen. Schließlich fährt es maximal 25 Kilometer pro Stunde. Wer weiß, wie man den Akku an- und ausschaltet und wie man ihn zum Aufladen abnimmt, kann loslegen. Der Akku ist kleiner als ein Schuhkarton. Bei Prietzels Lastenrad ist er am Rahmen befestigt, er kann aber auch in der Transportbox liegen. Für die Recycylingstation reicht ein 30 Wattstunden-Modell, das rund 40 Kilometer durchhält. Größere Typen schaffen bis zu 100 Kilometer.
    "Sodass man damit eine Schicht sozusagen durchfahren kann. Und was man vielleicht dazu sagen sollte, ist, dass dieses Rad, was jetzt auch hier im Einsatz ist, eben auch eines ist, das man auch als Familienrad bekommt, als Familienkutsche, wo dann zwei Kinder vorne rein können in den Frontlader. Ist im Moment auch noch, muss man klar sagen, die Hauptanwendung. Aber der professionelle Bereich wächst im Moment rapide."
    Kutz kann Lastenräder für alle möglichen Zwecke umbauen. Dort, wo das Rad des Recyclinghofs eine offene Box für 300 Liter Volumen hat, könnte auch ein Thermocontainer sitzen: für Essenstransporte etwa. Oder eine flache Ladefläche für Obstkisten. Oder ein mobiler Marktstand - die Produktpalette ist breit. 100 Kilogramm Transportgewicht schafft ein Frontlader gut, sagt Kutz. Aber die meisten Lieferungen wiegen ohnehin weniger. Ein Drittel der städtischen Gütertransporte könnte man auf Lastenräder umlegen, zitiert er Marktumfragen. Im Prinzip hat das Lastenrad nur einen Nachteil, finden er und Klaus Prietzel.
    "Ganz wichtig für den Lastentransportbereich, für die Akzeptanz, wäre ein Regenschutz für den Fahrer. Wenn man da eine entsprechende Halbkabine zumindest für den Fahrer hätte, die würden mir da sehr dankbar sein."