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Laufenberg kündigt stärkere Profilierung der Kölner Oper an

Der designierte Kölner Opernintendant Uwe Eric Laufenberg will die Kölner Oper in seiner Amtszeit 2009/2010 stärker profilieren. Er wolle die Standardwerke des Repertoires musikalisch so hochwertig wie möglich besetzen, kündigte Laufenberg an: "In der Oper kommt immer als erstes die Musik, sonst ist es keine Oper."

Moderation: Beatrix Novy | 20.12.2007
    Beatrix Novy: Spät kommt ihr, doch ihr kommt, würde Wallenstein zu Uwe Eric Laufenberg sagen, der heute vom Rat der Stadt Köln zum Opernintendanten gekürt worden ist. Denn die Suche nach diesem Intendanten ist ein langjähriges Trauerspiel. Nicht nur die Kölner erinnern sich mit Unbehagen an die Blamage vor fünf Jahren, als die schon nominierte Barbara Munde kurzerhand abserviert wurde, und statt ihrer der damalige Operndirektor Hans-Christoph Dammann ins Amt kam. Der blieb, wie man so sagt, glücklos und bewarb sich nach Lissabon. Und das setzte die Stadt von Neuem unter Druck. Es folgte über Monate eine Reihe von Fast- und Umentscheidungen, die ein Kritiker kurzerhand mit dem Ausdruck "Ränkespiele statt Personalpolitik" zusammenfasste. Seit heute ist aber nun die Qual der Wahl vorbei. Also ist es Uwe Eric Laufenberg, in Köln geboren und mit dem Theater dort auch durch eine dreijährige Arbeitszeit als Regisseur und Schauspieler vertraut. Derzeit ist er Leiter des Hans-Ott-Theaters in Potsdam, wo er sich beliebt gemacht hat und auch bis 2009 noch bleiben wird. Uwe Eric Laufenberg war Oberspielleiter am Berliner Gorki-Theater, hat im Übrigen eine lange Liste von Inszenierungen im In- und Ausland vorzuweisen, seit 1991 auch Opern. An ihn zunächst eine quasi historische Frage. Die Kölner Oper wird seit Jahren kaum noch überregional wahrgenommen, und das ist nicht erst seit Hans-Christoph Dammann so. Woher kam denn das?

    Uwe Eric Laufenberg: Oh, oh, oh, es ist eine lange Geschichte. Zum Beispiel, wie ich die Kölner Oper kennen gelernt habe, also sehr intensiv kennen gelernt habe, war sie absolutes Weltspitzenniveau. Das war unter Michael Hampe. Michael Hampes Zeit war 20 Jahre. 88 ist Ponnelle gestorben. Dann darauf ist Sir John Pritchard gestorben. Also dem Hampe fehlten sehr wichtige Arbeitspartner. Und da fing der Sinkflug eigentlich an. Dann kam Günther Krämer. Günther Krämer hat das zwar mit Verve übernommen, hat aber eine einseitige Regielastigkeit, würde ich mal sagen, da reingedreht. Das wäre meine Interpretation davon. Er hat den Ausgleich zur Musik nicht dauernd gehalten. Und dann hat Günther Krämer ja auch mit sehr viel Querelen die Stadt Köln verlassen und auch mit merkwürdigen Vertragskonstruktionen. Und das alles hat dazu geführt, dass die Günther-Krämer-Ära, wenn Sie die, wo er eben 1990 im Schauspiel angefangen hat, bis also quasi jetzt Karin Beier im Schauspiel anfängt und ich in der Oper, so lange sind eigentlich die Nachwehen der Krämer-Ära gewesen.

    Novy: Jetzt ist die Frage an Sie, also nicht nur durch mich, sondern durch den Rat der Stadt Köln, womit kann die Kölner Oper sich nun profilieren? Es gibt ja genug andere Häuser in der Umgebung hier.

    Laufenberg: Na ja, natürlich stehen wir in Konkurrenz. Aber das Profilieren in einem Opernhaus ist so eine Sache. Man profiliert sich damit, dass man natürlich die Standardwerke des Repertoires musikalisch so hochwertig besetzt und so hochwertig musiziert, wie es nur geht. In der Oper kommt immer als Erstes die Musik, sonst ist es keine Oper. Dann kommen aber viele Komponenten dazu, sonst ist es auch keine Oper. Und da ist es, was die Regie, die Theatersprache angeht, was auch die bildende Kunst, wenn Sie so wollen, angeht, weil Sie brauchen ja Bilder, die Sie zu der Musik tun, oder dass man mit anderen Medien mit zur Musik umgeht. Das sind alles Fragen, wo man bei den Standardwerken Regisseure und Mitarbeiter finden muss, die diese Stücke für uns heute gültig erzählen. Die uns sagen, warum diese Stücke für uns heute immer noch ein Mittelpunkt unseres Kulturlebens sind, was uns verbindet mit dem, was unsere Kultur und unsere Werte überhaupt ausmachen.

    Novy: Haben Sie da bestimmte Vorstellungen personell?

    Laufenberg: Ja, habe ich. Die habe ich auch in kleineren Runden durchaus genannt. Ich würde die aber jetzt ungerne nennen, weil ich muss natürlich jetzt erst mal mit den Leuten persönlich reden. Ich konnte ja nicht im Vorfeld, bevor ich es wurde, Gespräche führen, wer was inszeniert. Ich muss erst den Job haben. Und jetzt kann ich in die Planung gehen, und das tue ich sehr intensiv. Also ich werde sehr, sehr beschleunigt, weil wir für die Oper relativ spät sind mit anderthalb Jahren Vorlauf, also sehr beschleunigt jetzt schon im Januar diese Gespräche intensiv führen. Und ich hoffe, dass ich dann vielleicht so im Sommer oder so schon einen kleinen Ausblick geben kann, wie das dann in etwa so gehen wird.

    Novy: Außerdem ist das Ganze ja eine Frage des Budgets. Wie sieht es denn damit aus?

    Laufenberg: Na ja, es gibt quasi eine Eingabe, die Herr Quander gemacht hat in den Haushaltsausschuss von einer Erhöhung des Etats von 1,2 Millionen. Das ist auch dringend nötig. Das soll auch 2008 schon passieren. Und wie ich das höre, ist auch bei allen politischen Verantwortlichen klar, wenn man die viertgrößte Stadt Deutschlands ist, dass man mit der Oper nicht von dem Budget her an neunter, zehnter, elfter Stelle kommen kann. Also wenn die Stadt Köln sich mit vergleichbaren Städten, die eigentlich alle kleiner sind als die Stadt Köln, also in dem Opernwesen in Konkurrenz stellen will, dann muss sie da was tun.

    Novy: Sie haben eben vom Repertoire gesprochen und davon, dass man das Früher für das Heute inszeniert. Ich möchte erinnern an einen Ihrer Vorgänger, Michael Gielen, in den 60er Jahren. An ihn erinnert man sich vor allem wegen seiner tollen Inszenierung von Zimmermanns "Soldaten". Das hatte sich bis dahin keiner getraut. Können Sie sich vorstellen, in Köln diese Tradition des Zeitgenössischen fortzusetzen?

    Laufenberg: Also Herr Gielen hat das ja dirigiert. Er hat die Uraufführung dirigiert. Und Herr Gielen ist später berühmt geworden durch seine Frankfurter Zeit, diese zehn Jahre. Und Herr Gielen hat das letztens bei der Preisverleihung - er hat den Faust-Preis für sein Lebenswerk gekriegt -, da hat er gesagt: Sie haben den Inhalt ernst genommen. Und viele Leute waren erschreckt darüber, dass man plötzlich mit diesen Opern wirklich was erzählt hat. Und das fand ich so einleuchtend. Dadurch, dass ich in der Zeit im Schauspiel Frankfurt engagiert war als Regisseur, habe ich vieles, also gerade das Ende, was dann sehr erfolgreich war, der Anfang war ja sehr, sehr umstritten, alle Leute waren erst mal weggelaufen ...

    Novy: Herr Gielen gilt jedenfalls auch als Motor des Zeitgenössischen?

    Laufenberg: Ja, und das war eine große Zeit. Da konnte man viel abgucken.

    Novy: Glauben Sie, das könnte man heute nicht?

    Laufenberg: Doch, doch, doch! Aber man muss natürlich für die Zeit immer die Sprache finden, die die Leute dann auch wirklich verstehen. Es hat ja keinen Sinn, immer die Avantgarde von gestern nachzubuchstabieren. So ist es letztendlich auch mit dem Zimmermann. Das ist ein Superstück. Es ist ja auch jetzt gerade sehr erfolgreich in der RuhrTriennale gespielt worden. Aber das hat mein Vorgänger Dammann und vor allen Dingen der Markus Stenz ja durchaus getan, jedes Jahr ein neues Stück zu präsentieren und zu gucken, was sind im Moment die neuen Opern. Aber die Schwierigkeit ist ja bei diesen Sachen immer, dass man den Leuten das vermittelt, dass das auch wirklich mit ihnen zu tun hat. Wenn sie ein Abonnement kaufen, dass sie nicht genau das Stück dann schwänzen und lieber zu Hause bleiben. Also da muss man schon Projekte erfinden, wo man die Leute mitnimmt. Aber wir sind auch damit mit dem Markus Stenz wirklich in intensiven Gesprächen. Es macht sehr viel Spaß. Und die Oper muss neue Stücke haben, wenn sie überleben will.

    Novy: Ab 2010 wird das Opernhaus umgebaut. Auch das war eine lang umstrittene Sache. Wissen Sie schon, wo Sie spielen lassen?

    Laufenberg: Ich denke ja daran, bin auch in einer Kölner Zeitung schon dafür schon kritisiert worden -, ich denke daran, dass man in einer Stadt wie Köln, die so viel unterschiedliche Orte hat, auch durchaus unterschiedliche Orte bespielen sollte, um die Stadt quasi mit dem Medium Oper in einer völlig neuen, offensiven, inspirierten Weise zu verbinden. Natürlich braucht die Oper und auch das Schauspiel ein Ausweichquartier. Alle Leute müssen ja ihre Arbeitsplätze irgendwo finden. Und irgendwo muss man konzentriert arbeiten, um dann vielleicht in den Spielort zu fahren. Und vielleicht muss man da, wo man das Ausweichquartier hat, auch eine Spielmöglichkeit haben. Da sind drei Plätze in Sicht genommen. Ich habe schon eine Idee, wo ich es am besten finde. Aber die Gespräche laufen natürlich. Jetzt muss man sich diese Plätze auch noch mal genau angucken. Dann muss man die Preise durchrechnen. Und dann wird man das angehen. Ich mache natürlich jetzt arbeitsphasenmäßig erst mal diese erste Spielzeit, auf die ich mich wahnsinnig freue, dass man in das Haus noch mal reinkommt und da auch eine Visitenkarte ablegt. Und dann werde ich mit Hochdruck an diese drei Jahre unterwegs arbeiten.