Gesundheitspolitik
Lauterbach will Homöopathie als Kassenleistung streichen

Homöopathische und anthroposophische Behandlungen sollen nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach nicht länger von den Krankenkassen bezahlt werden. Der SPD-Politiker kündigte in Berlin an, er werde in Kürze eine entsprechende gesetzliche Regelung vorlegen.

    Globuli, ein homöopathisches Mittel, kleine Perlen und Pflanzenblätter liegen auf einem Tisch.
    Homöopathische Mittel sollen nicht mehr von den Krankenkassen bezahlt werden. (Archivbild) (imago / Christian Ohde)
    Im Online-Dienst X begründete Lauterbach den Schritt damit, dass die Grundlage der Politik die wissenschaftliche Evidenz sein müsse. "Auch den Klimawandel können wir nicht mit Wünschelruten bekämpfen", schrieb der SPD-Politiker. Homöopathische Mittel gelten seit vielen Jahren als umstritten.

    Wie wirksam ist Homöopathie?

    Bislang konnte keine wissenschaftliche Studie eine Wirksamkeit belegen. Wenn Kranke ihre Heilung homöopathischen Mitteln zuschreiben, wird dies einem Placebo-Effekt, einer ohnehin stattfindenden Spontanheilung oder anderen Gründen zugeschrieben.
    Der Hersteller von homöopathischen Mitteln, DHU, argumentiert hingegen mit einer guten Verträglichkeit und der guten Kombinierbarkeit mit schulmedizinischen Arzneimitteln. Zudem eigneten sie sich bei Alltagsbeschwerden auch für die Selbstmedikation. DHU warnt aber auch, dass die Homöopathie ihre Grenzen habe und beispielsweise keine notwendigen Operationen ersetzen könne.

    Welches Einsparpotenzial gibt es?

    Lauterbach rechnete vor, die Krankenkassen könnten durch die Maßnahme schätzungsweise 20 bis 50 Millionen Euro pro Jahr sparen. Dem GKV-Spitzenverband zufolge haben die Krankenkassen im Jahr 2021 für homöopathische und anthroposophische Arzneimittel rund 22 Millionen Euro ausgegeben. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Die Gesamtausgaben der Krankenkassen lagen 2023 schätzungsweise bei knapp 300 Milliarden Euro.

    Gibt es ein Anrecht auf Homöopathie als Kassenleistung?

    Die Krankenkassen entscheiden selbst, ob sie homöopathische Behandlungen bezahlen. Von den 94 Kassen übernimmt nach Angaben des GKV-Spitzenverbands der Großteil die Kosten in unterschiedlicher Höhe. Teilweise zahlen die Kassen die Therapie, teilweise die homöopathischen oder anthroposophischen Arzneimittel ganz oder anteilig bis zu unterschiedlichen Obergrenzen. Grundlage der Kostenübernahme seien Sondervorschriften mit geringeren Anforderungen an den Nachweis der Wirksamkeit bei besonderen Therapierichtungen. Künftig sollen jedoch Zusatzversicherungen bei den Krankenkassen möglich sein, kündigte Lauterbach an.

    Was sagt die Opposition zu dem Schritt?

    Lauterbachs Vorgänger Spahn (CDU) hatte vor knapp fünf Jahren bei dem damaligen Streit um die Leistungen erklärt, die Einsparungen seien so gering, dass es für ihn in Ordnung sei, wenn die Kassen weiterhin für Homöopathie bezahlten. Entsprechend argumentierte die Union auch nach der aktuellen Ankündigung von Lauterbach: Der Gesundheitsminister verliere sich in Details, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Sorge (CDU), der "Rheinischen Post". Mit der Streichung der homöopathischen Leistungen werfe Lauterbach lediglich eine Nebelkerze, um von seiner Unfähigkeit zu echten Reformen abzulenken.

    Was ist Homöopathie?

    Die Homöopathie wurde 1797 vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann entwickelt. Das Heilverfahren beruht auf dem Prinzip, dass Kranke mit Substanzen in sehr hoher Verdünnung behandelt werden, die in großer Menge Gesunde krank machen würden. Hahnemann sprach vom Ähnlichkeitsprinzip. Daher kommt auch der Name Homöopathie, der mit "ähnliches Leiden" übersetzt werden kann.
    Diese Nachricht wurde am 11.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.