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LCD oder Plasma

Technik. - Wer heute einen neuen Fernseher kaufen möchte, hat die Qual der Wahl. Neben den herkömmlichen Röhrengeräten kann man zwischen drei neueren Technologien wählen: Rückprojektions-, Plasma- und LC-Displays zeichnen sich jedoch vor allem durch ihre Größe aus. An Farbtreue und Schärfe kommen sie nicht an die bewährten Röhrenfernseher heran.

Von Wolfram Koch |
    Das ist noch ein echtes Erlebnis! Wenn im dunklen Kinosaal der Vorhang aufgeht und das erste Bild erscheint. Der Blick schweift über die Leinwand - und den Filmhelden ist man ganz nah. Ein Erlebnis fast wie im Kino, das soll es auch im Wohnzimmer geben. Das nicht mit einem Beamer und Abdunkeln des Raumes, sondern mit großen Fernsehern. Bildschirme mit überdurchschnittlich großen Diagonalen gibt es in den Läden in vier verschiedenen Technologien:

    Groß, sehr schwer und vor allem tief sind herkömmliche Röhrengeräte – ihre Technologie ist so alt wie das Farbfernsehen selbst und bewährt. Ebenfalls groß, schwer und tief sind die so genannten Rückprojektionsgeräte. Auch sie sind wuchtig und benötigen viel Platz. Ganz anders die Plasmaschirme. Sie sind knapp 10 cm flach und können wie ein Bild an die Wand gehängt werden. Aber auch sie sind recht schwer. Besonders flach und dazu leicht sind die LC-Displays.

    Doch zurück zum klassischen Fernsehgerät, das vor allem wegen der Katodenstrahlröhre ein besonders tiefes Gehäuse hat. Die maximale Diagonale liegt bei knapp über einem Meter. Die Röhren-Technologie gehört keineswegs zum alten Eisen. Denn die Bildqualität ist nach wie vor unübertroffen. Schnelle Bewegungen im Bild sind kein Problem. Die Anzahl der darstellbaren Farben ist unbegrenzt und Schwarz ist wirklich schwarz.

    Größer in der Diagonale sind die Rückprojektions-Geräte. Bis 150 Zentimeter groß werden sie gebaut. Ihr Preis liegt zwischen 2700 und 4000 Euro. Im Inneren arbeitet ein Projektor, der das Bild von hinten an eine Leinwand wirft. Die Technologie des Projektors ist entscheidend für die Bildqualität. Bislang allerdings konnte kein System richtig überzeugen. Mit dem neuen LCOS-Chip soll sich das ändern. Ein Mikrobildschirm mit einer Million Bildpunkten reflektiert das Licht einer Projektionslampe auf das Display. Der Vorteil: ein hochauflösendes und brillantes Bild. Allerdings wie bei einem Beamer muss auch hier von Zeit zu Zeit die Projektions- Lampe gewechselt werden.

    Flach wie ein Bild an der Wand sind Plasmadisplays. Sie gibt es mit derzeit mit Bilddiagonalen über 200 cm. Plasmas funktionieren so: In jedem Bildpunkt wird durch Anlegen einer elektrischen Spannung Edelgas in einen anderen Ladungszustand versetzt. Je nach Technologie leuchtet das Edelgas dadurch selbst oder es regt eine zusätzliche Phosphorschicht zum Leuchten an. In jedem Bildpunkt geschieht das in den drei Grundfarben.

    Die Anzahl der darstellbaren Farben sind ihr Schwachpunkt. Das erkennt man an groben Farbübergängen. Während der Übergang in der Natur fließend und für das Auge nicht erkennbar ist, so sieht man bei Plasmapanels älterer Bauart, deutliche realitätsfremde Farbabstufungen. Dieser Effekt ist bei preiswerten Geräten besonders ausgeprägt. Bei Geräten neuerer Generation sieht man kaum noch Übergänge. Deshalb besteht noch jede Menge Entwicklungsbedarf. Nicht nur die Bildqualität wird verbessert, auch am Stromverbrauch arbeiten die Ingenieure. Der liegt nämlich deutlich über dem von Röhrenfernsehern.

    Flachbildschirme mit Flüssigkristallanzeige sind eine weitere Alternative. Die größten LC-Displays haben etwa 160 cm Bilddiagonale. Farbe und Leucht-Intensität der LC-Displays sind ganz gut – aber bei der Geschwindigkeit hapert’s. Bei schnell durchs Bild laufenden Texten wird das deutlich. Während beim Röhrenbildschirm eine Laufschrift gut zu lesen ist, werden sie beim LC-Display unscharf und ziehen nach, weil die Flüssigkristalle bei sehr schnellen Bildwechseln zu träge reagieren. Außerdem können LC-Displays kein Schwarz darstellen, bestenfalls kommt ein Dunkelgrau zustande. Das liegt an der Hintergrundbeleuchtung die durch die auf schwarz geschalteten Flüssigkristalle nicht vollständig abgedeckt wird.

    Die Experten sind sich aber einig: In den Flüssigkristall-Displays liegt die Zukunft der Fernsehgeräte. Active-Matrix-Bildschirmen werden die größten Marktchancen eingeräumt und die Preise fallen täglich. Weltweit werden die Kapazitäten für die LCD-Herstellung massiv ausgebaut. Vor allem in den Flüssigkristallen, stecken noch viele Möglichkeiten. Die Mischung aus unterschiedlichen Kristallsorten machts. Hier arbeiten Chemiker an der Geschwindigkeit, mit der die Kristalle den Lichtdurchlass steuern können und an der Größe des Betrachtungswinkels. Andererseits Wird die Ansteuerelektronik so verbessert, damit die Bilder besser werden.

    Eine neue Technologie die mit allen Nachteilen von Plasma und LCD aufräumen soll, wurde auf der Funkausstellung vorgestellt. SED steht für Surface-Conduction Electron-Emitter Display. Das Prinzip der SED ähnelt dem der herkömmlichen Strahlröhre, nur wird nicht nur eine Elektronenquelle genutzt, sondern jeder Pixel besitzt seine eigene Elektronenquelle. Jeder Bildpunkt ist quasi ein kleiner Fernseher. Eingespart wird dadurch die aufwändige Ablenkungseinheit des Elektronenstahls und die Displays sind nur etwa so dick wie TFTs. SED-Displays sind extrem schnell, der Farbumfang ist deutlich höher als bei Plasma, es gibt keine Nachzieheffekte und auch echtes Schwarz ist kein Problem. Ebenfalls positiv ist die Energiebilanz. Das Gerät braucht weniger Energie als Plasma oder LC Displays.

    Wer heute mit dem Gedanken spielt, sich ein Großfernsehgerät zu kaufen – der sollte noch ein wenig warten oder zumindest vorsichtig sein, denn der Markt ist im Umbruch. Gerade jetzt sind noch viele Geräte älterer Generation zu angeblichen Schnäppchenpreisen in den Geschäften zu finden. Doch meistens enttäuscht die Bildqualität. Erst neue Entwicklungen bieten ein akzeptables Bild. Zum Ende des Jahres werden noch bessere Geräte kommen, die dann auch an die Qualität der Röhrenbildschirme heranreichen. Fazit: Das Fernsehen macht einem die Entscheidung nicht leicht. Und wie Kino ist es auch nicht.