Noch ruft er nur vom Band: Lynx lynx, der Luchs, die größte Raubkatze, die je in Deutschland gelebt hat. Erst später wird man ihm Auge in Auge gegenübertreten. Aber zuvor erklärt Förster Ole Anders im Haus der Natur in Bad Harzburg erstmal, mit wem man es hier überhaupt zu tun hat.
"Der Luchs ist 'ne große Katze. Man muss sich erst mal klarmachen: Es geht um ein vergleichbares Tier wie das, was man auf der Sofakante zuhause liegen hat. Aber es spielt sich natürlich alles eine deutliche Nummer größer ab. Der Luchs erreicht eine Schulterhöhe von etwa 60 Zentimetern, Luchse haben ein Gewicht von 20 bis 25 Kilo etwa, sie sind damit ungefähr so groß wie ein Schäferhund, aber nicht so schwer. Luchse ernähren sich dementsprechend nicht von Mäusen. So ein großes Tier braucht auch große Beutetiere. Das heißt: Luchse sind eigentlich Rehjäger."
Keine Probleme hat der Luchs mit dem Wechsel der Jahreszeiten.
"Auch im Winter, bei großer Kälte, hohen Schneelagen kommt er mit seinem dichten Fell wunderbar zurecht. Und er hat Schneeschuhe von der Natur mitbekommen, sehr große Pfoten, die einfach sein Gewicht unheimlich gut verteilen, mit denen er auch bei hohen Schneelagen wunderbar laufen kann und damit einen Vorteil gegenüber seinen Beutetieren hat."
Filme zeigen, wie Luchse in Fallen gefangen und mit Sendern versehen werden. Zwei präparierte Exemplare stehen in einem Diorama. Es sind schöne Tiere, findet Anders.
"Luchse haben einen sehr kleinen Kopf. Und haben diese markanten Pinselohren. Man hört auch immer wieder, sie hätten eine Funktion, nämlich das Hören des Luchses zu unterstützen. Das ist mit Sicherheit nicht so. Vielmehr kann man darin vielleicht eine Möglichkeit sehen, mit Artgenossen zu kommunizieren."
Ole Anders ist der Chef des Auswilderungsprogramms für Luchse. Am 18. März 1818 wurde im Harz der letzte Luchs in freier Wildbahn erschossen. Zwischen 2000 und 2006 wurden wieder 24 Luchse, die in Zuchtanlagen und Zoos zur Welt gekommen waren, in die Natur entlassen. Aber frei ließ man sie erst, nachdem man sie in einem weit abgelegenen Gehege wochenlang genau beobachtet hatte.
"Ein Luchs muss natürlich sich ernähren können. Der muss Rehe erbeuten können, dazu muss er in der Lage sein. Das kann er in der Regel. Luchse sind da anders als Hundeartige, die das lernen müssen. Die haben das drauf. Eine Hauskatze kann eine Maus fangen, egal, ob sie mit der Flasche großgezogen wurde. Wir haben die Tier im Auswilderungsgehege gefüttert mit Rehen. Allerdings warn die Rehe schon tot, das waren Tiere, die in der Regel auf der Straße überfahren wurden. Der Luchs hatte da einfach die Möglichkeit mit einem großen, noch komplett erhaltenen Beutetier umzugehen. Alle waren dazu in der Lage. Das ist genetisch fixiert bei Luchsen."
Nicht alle der Freigelassenen machten es lange, da draußen. Dabei hat der Luchs eigentlich keine Feinde, die ihm gefährlich werden könnten - zumindest nicht unter den heimischen Säugetieren.
"Die Fuchsräude, eine Milbenerkrankung, spielte in den vergangenen Jahren doch immer eine erhebliche Rolle. Die Füchse übertragen das, vermutlich, wenn sie von einem Luchs gerissen werden, für Luchse ist Fuchsräude einfach tödlich. Der Straßenverkehr spielt 'ne Rolle, auch der Schienenverkehr. Und wir mussten in den vergangenen Jahren auch zwei Tiere wieder einfangen, die waren einfach zu wenig scheu. Die tauchten irgendwo auf, wo Wandergruppen waren und setzten sich einfach an den Straßenrand und schauten sich die Leute an. Deshalb haben wir gesagt, die fangen wir wieder ein."
70 Jungtiere wurden in der Freiheit geboren, soviel steht fest. Manche sind inzwischen abgewandert, einer lebt nachweislich in der Gegend von Kassel. Wie viele Luchse es heute im Harz gibt, weiß niemand genau. Fest steht jedenfalls:
"Der Luchs ist mittlerweile wieder eine heimische Tierart geworden hier im Harz, ganz genau wie das Reh oder das Wildschwein auch. Wir wissen im Moment, dass wir aus allen Teilen des Harzes Luchshinweise haben."
Wenn die Pinselohren so flächendeckend zurückgekehrt sind - dann besteht doch sicher die Chance, beim nächsten Spaziergang einem zu begegnen?
"Der Luchs ist schon sehr, sehr unstet. Wenn man weiß, dass e sich auf Streifgebietsgrößen von im kleinsten Fall 40, im größten Fall 400 Quadratkilometern bewegt, dann wird schon schnell klar: Es ist doch sehr sporadisch, dass er mal irgendwo auftaucht. Man kann ihn nicht vorauskalkulieren. So 100 bis 200 Beobachtungen werden uns im Lauf eines Jahres gemeldet. Es gibt also eine Chance, den Luchs im Harz zu sehen, auch im Freiland zu sehen, aber es ist nicht so, dass man herkommen kann, und sagen: Ich möchte einen Luchs sehen, nehme mir drei Tage Zeit und dann klappt das auch."
Und weil er sich so rar macht, und weil die Naturschützer den Besuchern aber trotzdem zeigen wollen, worum sich ihre ganze Arbeit dreht, haben sie im Wald bei Bad Harzburg ein Schaugehege eingerichtet. Mittwoch- und Samstagnachmittag ist dort Fütterung. Forstarbeiter Ralf Voitjsek ist bereits dabei, seine drei Tiere vorzustellen: Attila und Tomino, die beiden "Kuder" wie männliche Luchse heißen. Und die Katze Pamina:
"Sie liebt Kinder. Und sie liebt Hunde. Hunde betrachtet sie immer als Spielkameraden. Das liegt daran, dass sie mit einem altdeutschen Schäferhund aufgewachsen ist. Und wie Pamina sechs Monate alt war, hat der Schäferhund immer Reißaus genommen, aus dem einfachen Grund: Das Anspringen tat ihm wohl zu sehr weh, das hat ihn wohl zu sehr gestört. Sie hat ihn nie gekratzt oder gebissen."
Besagte Pamina, im orange-getüpfelten Fell, liegt auf einem Felsen und betrachtet ungerührt das Geschehen. Herr Voitjsek, ganz in Forstgrün, steht vor dem drei Meter hohen Zaun und führt die rund hundert Besucher in das Leben der Luchse ein. Was und wie jagen sie beispielsweise?
"Die Katze würde normalerweise so jagen, dass sie sich hier irgendwo in den Hinterhalt legt und wartet, bis ihre Beutetiere dicht genug herangekommen sind. Dann macht sie 'nen kurzen Sprint und tötet ihre Beutetiere durch 'nen Kehlbiss. Sie beginnt dann mit dem Verzehr und würde dann den Riss wieder verstecken und die Folgenächte immer wieder dahin kommen."
Luchse sind eifrige Wanderer. Das zeigt das Beispiel M1. Das ist einer der vier Luchse, die mit einem Sendehalsband versehen sind, sodass man ihre Wege verfolgen kann.
"Er hat es manchmal geschafft, innerhalb einer Nacht 40 Kilometer zurückzulegen, das ist eigentlich für Luchse ein bisschen untypisch. So 15 Kilometer am Tag ist eigentlich ganz normal. Aber er ist eben in manchen Situationen ein besonderer Luchs. Ich kann Ihnen sagen: Von Nordhausen nach hier hat er gerade mal eine Nacht gebraucht. Er wurde abends nördlich von Nordhausen geortet und am nächsten Morgen um sieben Uhr stand er hier auf der Matte."
Verglichen damit ist der weißblonde Attila im Gehege mit seinen 16 Jahren schon fast so etwas wie ein Alter Herr.
"Im Gehege geht man davon aus, dass sie 20 Jahre schon schaffen. Aber Sie wissen ja wie bei uns Menschen: Manche machen sehr früh von ihrem Ableben Gebrauch, andere werden eben ein bisschen älter ... Der älteste Luchs, der mir bekannt ist, ist im Gehege 30 Jahre alt geworden, das ist vergleichbar mit Menschen, die über 100 Jahre alt werden. Ich bin mal gespannt, wie alt der Attila wird, es wäre schön, wenn er mir noch ein paar Jahre erhalten bleibt, ich freu mich über jedes Jahr."
Können Luchse eigentlich klettern?
"Ja, das machen sie. Du siehst da drüben eine Birke, die hat so braune Flecken dran, da kannste mal sehen, wie hoch die klettern. Das machen sie ab und zu. Ganz gerne verfolgen sie Eichhörnchen und nach ein paar Metern geben sie allerdings auf, weil die Eichhörnchen nur noch Winke-Winke machen, die kommen schneller den Baum hoch."
Ralf Voitjsek gibt einen anschaulichen Überblick. Und die Kinder der 3. Grundschulklasse aus Bad Lauterberg haben am Ende auch einiges behalten:
"Der Luchs bringt ein bis zwei Junge zur Welt. Er ist nicht gefährlich für Menschen. Die Luchse werden bis zu 20 Jahren alt im Gehege und wenn sie frei leben bis zu 15 Jahre. Sie brauchen fünf Wochen, um richtiges Fleisch zu essen, die Jungen. Sie essen einmal in der Woche ein Reh. Die haben Ohren, wo oben drauf so was wie Pinsel sind. Sie brauchen ein Kilo Essen pro Tag. Leider ist Bella verstorben im April. An Nierenversagen. Alle Luchse haben eine verschiedene Musterung. Manche haben gefleckt, manche haben aber auch ein gestreiftes Fell."
Doch jetzt gibt es endlich etwas zu fressen. Pamina trottet schon mal interessiert ans Gitter heran, während Attila huldvoll im Schatten wartet.
"Jetzt zeig mal, wie gut du springen kannst. Ja, er hat sich schon das erste Stück geschnappt. Hier wird hauptsächlich heute Rindfleisch verfüttert. Normalerweise wird hier Reh oder Rotwild verfüttert, das wird mit Fell und Knochen verfüttert, darüber nehmen nämlich die Tiere ihre Mineralstoffe zu sich, das ist ganz wichtig. Wenn man längere Zeit Rindfleisch verfüttert, dann muss man Mineralstoffe zugeben."
Die Luchse haben ihre Fleischbrocken abgeholt und kauen in Sichtweite darauf herum, unbeeindruckt von dem Rummel. Die Besucher aber, die ein spezielles Luchs-Ticket gebucht haben, haben sich beim Zusehen jetzt hoffentlich etwas Appetit geholt. Sie dürfen in der Gaststätte Rabenklippe, gleich nebenan, zum Abschluss ihres Programms "futtern wie ein Luchs", verspricht der Wirt, Andreas Gummich. "Hirsch natur" gibt es dabei freilich nicht.
"Das ist speziell Rehfleisch, aus dem Nationalpark gekauft, das wird in Streifen geschnitten, halt mal anders zubereitet, mit chinesischem Gemüse, süßsaure Art, mit Spätzle, und das dann zum Sattessen. Wir wollten das Wild mal anders verarbeiten. Das schmeckt optimal, die Leute sind immer begeistert, da wird jeder satt."
Reh süßsauer mit Spätzle? Für einen echten Luchs gibt es da eigentlich nur eine Antwort: böses Fauchen.
"Der Luchs ist 'ne große Katze. Man muss sich erst mal klarmachen: Es geht um ein vergleichbares Tier wie das, was man auf der Sofakante zuhause liegen hat. Aber es spielt sich natürlich alles eine deutliche Nummer größer ab. Der Luchs erreicht eine Schulterhöhe von etwa 60 Zentimetern, Luchse haben ein Gewicht von 20 bis 25 Kilo etwa, sie sind damit ungefähr so groß wie ein Schäferhund, aber nicht so schwer. Luchse ernähren sich dementsprechend nicht von Mäusen. So ein großes Tier braucht auch große Beutetiere. Das heißt: Luchse sind eigentlich Rehjäger."
Keine Probleme hat der Luchs mit dem Wechsel der Jahreszeiten.
"Auch im Winter, bei großer Kälte, hohen Schneelagen kommt er mit seinem dichten Fell wunderbar zurecht. Und er hat Schneeschuhe von der Natur mitbekommen, sehr große Pfoten, die einfach sein Gewicht unheimlich gut verteilen, mit denen er auch bei hohen Schneelagen wunderbar laufen kann und damit einen Vorteil gegenüber seinen Beutetieren hat."
Filme zeigen, wie Luchse in Fallen gefangen und mit Sendern versehen werden. Zwei präparierte Exemplare stehen in einem Diorama. Es sind schöne Tiere, findet Anders.
"Luchse haben einen sehr kleinen Kopf. Und haben diese markanten Pinselohren. Man hört auch immer wieder, sie hätten eine Funktion, nämlich das Hören des Luchses zu unterstützen. Das ist mit Sicherheit nicht so. Vielmehr kann man darin vielleicht eine Möglichkeit sehen, mit Artgenossen zu kommunizieren."
Ole Anders ist der Chef des Auswilderungsprogramms für Luchse. Am 18. März 1818 wurde im Harz der letzte Luchs in freier Wildbahn erschossen. Zwischen 2000 und 2006 wurden wieder 24 Luchse, die in Zuchtanlagen und Zoos zur Welt gekommen waren, in die Natur entlassen. Aber frei ließ man sie erst, nachdem man sie in einem weit abgelegenen Gehege wochenlang genau beobachtet hatte.
"Ein Luchs muss natürlich sich ernähren können. Der muss Rehe erbeuten können, dazu muss er in der Lage sein. Das kann er in der Regel. Luchse sind da anders als Hundeartige, die das lernen müssen. Die haben das drauf. Eine Hauskatze kann eine Maus fangen, egal, ob sie mit der Flasche großgezogen wurde. Wir haben die Tier im Auswilderungsgehege gefüttert mit Rehen. Allerdings warn die Rehe schon tot, das waren Tiere, die in der Regel auf der Straße überfahren wurden. Der Luchs hatte da einfach die Möglichkeit mit einem großen, noch komplett erhaltenen Beutetier umzugehen. Alle waren dazu in der Lage. Das ist genetisch fixiert bei Luchsen."
Nicht alle der Freigelassenen machten es lange, da draußen. Dabei hat der Luchs eigentlich keine Feinde, die ihm gefährlich werden könnten - zumindest nicht unter den heimischen Säugetieren.
"Die Fuchsräude, eine Milbenerkrankung, spielte in den vergangenen Jahren doch immer eine erhebliche Rolle. Die Füchse übertragen das, vermutlich, wenn sie von einem Luchs gerissen werden, für Luchse ist Fuchsräude einfach tödlich. Der Straßenverkehr spielt 'ne Rolle, auch der Schienenverkehr. Und wir mussten in den vergangenen Jahren auch zwei Tiere wieder einfangen, die waren einfach zu wenig scheu. Die tauchten irgendwo auf, wo Wandergruppen waren und setzten sich einfach an den Straßenrand und schauten sich die Leute an. Deshalb haben wir gesagt, die fangen wir wieder ein."
70 Jungtiere wurden in der Freiheit geboren, soviel steht fest. Manche sind inzwischen abgewandert, einer lebt nachweislich in der Gegend von Kassel. Wie viele Luchse es heute im Harz gibt, weiß niemand genau. Fest steht jedenfalls:
"Der Luchs ist mittlerweile wieder eine heimische Tierart geworden hier im Harz, ganz genau wie das Reh oder das Wildschwein auch. Wir wissen im Moment, dass wir aus allen Teilen des Harzes Luchshinweise haben."
Wenn die Pinselohren so flächendeckend zurückgekehrt sind - dann besteht doch sicher die Chance, beim nächsten Spaziergang einem zu begegnen?
"Der Luchs ist schon sehr, sehr unstet. Wenn man weiß, dass e sich auf Streifgebietsgrößen von im kleinsten Fall 40, im größten Fall 400 Quadratkilometern bewegt, dann wird schon schnell klar: Es ist doch sehr sporadisch, dass er mal irgendwo auftaucht. Man kann ihn nicht vorauskalkulieren. So 100 bis 200 Beobachtungen werden uns im Lauf eines Jahres gemeldet. Es gibt also eine Chance, den Luchs im Harz zu sehen, auch im Freiland zu sehen, aber es ist nicht so, dass man herkommen kann, und sagen: Ich möchte einen Luchs sehen, nehme mir drei Tage Zeit und dann klappt das auch."
Und weil er sich so rar macht, und weil die Naturschützer den Besuchern aber trotzdem zeigen wollen, worum sich ihre ganze Arbeit dreht, haben sie im Wald bei Bad Harzburg ein Schaugehege eingerichtet. Mittwoch- und Samstagnachmittag ist dort Fütterung. Forstarbeiter Ralf Voitjsek ist bereits dabei, seine drei Tiere vorzustellen: Attila und Tomino, die beiden "Kuder" wie männliche Luchse heißen. Und die Katze Pamina:
"Sie liebt Kinder. Und sie liebt Hunde. Hunde betrachtet sie immer als Spielkameraden. Das liegt daran, dass sie mit einem altdeutschen Schäferhund aufgewachsen ist. Und wie Pamina sechs Monate alt war, hat der Schäferhund immer Reißaus genommen, aus dem einfachen Grund: Das Anspringen tat ihm wohl zu sehr weh, das hat ihn wohl zu sehr gestört. Sie hat ihn nie gekratzt oder gebissen."
Besagte Pamina, im orange-getüpfelten Fell, liegt auf einem Felsen und betrachtet ungerührt das Geschehen. Herr Voitjsek, ganz in Forstgrün, steht vor dem drei Meter hohen Zaun und führt die rund hundert Besucher in das Leben der Luchse ein. Was und wie jagen sie beispielsweise?
"Die Katze würde normalerweise so jagen, dass sie sich hier irgendwo in den Hinterhalt legt und wartet, bis ihre Beutetiere dicht genug herangekommen sind. Dann macht sie 'nen kurzen Sprint und tötet ihre Beutetiere durch 'nen Kehlbiss. Sie beginnt dann mit dem Verzehr und würde dann den Riss wieder verstecken und die Folgenächte immer wieder dahin kommen."
Luchse sind eifrige Wanderer. Das zeigt das Beispiel M1. Das ist einer der vier Luchse, die mit einem Sendehalsband versehen sind, sodass man ihre Wege verfolgen kann.
"Er hat es manchmal geschafft, innerhalb einer Nacht 40 Kilometer zurückzulegen, das ist eigentlich für Luchse ein bisschen untypisch. So 15 Kilometer am Tag ist eigentlich ganz normal. Aber er ist eben in manchen Situationen ein besonderer Luchs. Ich kann Ihnen sagen: Von Nordhausen nach hier hat er gerade mal eine Nacht gebraucht. Er wurde abends nördlich von Nordhausen geortet und am nächsten Morgen um sieben Uhr stand er hier auf der Matte."
Verglichen damit ist der weißblonde Attila im Gehege mit seinen 16 Jahren schon fast so etwas wie ein Alter Herr.
"Im Gehege geht man davon aus, dass sie 20 Jahre schon schaffen. Aber Sie wissen ja wie bei uns Menschen: Manche machen sehr früh von ihrem Ableben Gebrauch, andere werden eben ein bisschen älter ... Der älteste Luchs, der mir bekannt ist, ist im Gehege 30 Jahre alt geworden, das ist vergleichbar mit Menschen, die über 100 Jahre alt werden. Ich bin mal gespannt, wie alt der Attila wird, es wäre schön, wenn er mir noch ein paar Jahre erhalten bleibt, ich freu mich über jedes Jahr."
Können Luchse eigentlich klettern?
"Ja, das machen sie. Du siehst da drüben eine Birke, die hat so braune Flecken dran, da kannste mal sehen, wie hoch die klettern. Das machen sie ab und zu. Ganz gerne verfolgen sie Eichhörnchen und nach ein paar Metern geben sie allerdings auf, weil die Eichhörnchen nur noch Winke-Winke machen, die kommen schneller den Baum hoch."
Ralf Voitjsek gibt einen anschaulichen Überblick. Und die Kinder der 3. Grundschulklasse aus Bad Lauterberg haben am Ende auch einiges behalten:
"Der Luchs bringt ein bis zwei Junge zur Welt. Er ist nicht gefährlich für Menschen. Die Luchse werden bis zu 20 Jahren alt im Gehege und wenn sie frei leben bis zu 15 Jahre. Sie brauchen fünf Wochen, um richtiges Fleisch zu essen, die Jungen. Sie essen einmal in der Woche ein Reh. Die haben Ohren, wo oben drauf so was wie Pinsel sind. Sie brauchen ein Kilo Essen pro Tag. Leider ist Bella verstorben im April. An Nierenversagen. Alle Luchse haben eine verschiedene Musterung. Manche haben gefleckt, manche haben aber auch ein gestreiftes Fell."
Doch jetzt gibt es endlich etwas zu fressen. Pamina trottet schon mal interessiert ans Gitter heran, während Attila huldvoll im Schatten wartet.
"Jetzt zeig mal, wie gut du springen kannst. Ja, er hat sich schon das erste Stück geschnappt. Hier wird hauptsächlich heute Rindfleisch verfüttert. Normalerweise wird hier Reh oder Rotwild verfüttert, das wird mit Fell und Knochen verfüttert, darüber nehmen nämlich die Tiere ihre Mineralstoffe zu sich, das ist ganz wichtig. Wenn man längere Zeit Rindfleisch verfüttert, dann muss man Mineralstoffe zugeben."
Die Luchse haben ihre Fleischbrocken abgeholt und kauen in Sichtweite darauf herum, unbeeindruckt von dem Rummel. Die Besucher aber, die ein spezielles Luchs-Ticket gebucht haben, haben sich beim Zusehen jetzt hoffentlich etwas Appetit geholt. Sie dürfen in der Gaststätte Rabenklippe, gleich nebenan, zum Abschluss ihres Programms "futtern wie ein Luchs", verspricht der Wirt, Andreas Gummich. "Hirsch natur" gibt es dabei freilich nicht.
"Das ist speziell Rehfleisch, aus dem Nationalpark gekauft, das wird in Streifen geschnitten, halt mal anders zubereitet, mit chinesischem Gemüse, süßsaure Art, mit Spätzle, und das dann zum Sattessen. Wir wollten das Wild mal anders verarbeiten. Das schmeckt optimal, die Leute sind immer begeistert, da wird jeder satt."
Reh süßsauer mit Spätzle? Für einen echten Luchs gibt es da eigentlich nur eine Antwort: böses Fauchen.