Und dennoch taucht nun neben dem fiktiven, dem mythischen Macondo des Romans das andere auf, das wirkliche, welches der poetischen Erfindung vorausging. Man erkennt es sofort, zwar nicht am Namen, der anders lautet, aber an vielen Einzelheiten, an der Atmosphäre, den Menschen und zahlreichen Begebenheiten.
Ich erinnerte mich so daran, wie es gewesen war: ein Ort, in dem es sich gut leben ließ, wo jeder jeden kannte, am Ufer eines Flusses mit kristallklarem Wasser, das dahinschoss durch ein Bett mit polierten Steinen, weiß und riesig wie prähistorische Eier. Gegen Abend, besonders im Dezember, wenn der Regen vorüber war und die Luft sich in Diamant verwandelte, schien die Sierra Nevada de Santa Marta mit ihren weißen Bergspitzen bis an die Bananenplantagen am anderen Ufer heranzurücken. [...] Wir Kinder träumten damals davon, aus dem ewigen Weiß Schneebälle zu formen und damit in den glutheißen Straßen Schlachten auszutragen. Die Hitze war so unglaublich, vor allem in der Siestazeit, daß die Erwachsenen darüber klagten, als handele es sich um eine täglich neue Überraschung.
Gabriel García Márquez, der Baumeister mythischer Räume und zyklischer Zeitschleifen, beginnt seine Memoiren mit einer Erinnerung an die Erinnerung. Im Februar 1950 hatte Mutter Márquez den ziemlich struppigen Sohn in seinem Studienort Barranquilla an der kolumbianischen Karibikküste ausfindig gemacht, um ihn für ein paar Tage der Provinzbohème zu entreißen. Sie bat ihn, sie nach Aracataca, in Gabriels Geburtsort, zu begleiten. Dort wollte sie, um ständiger Geldnot abzuhelfen, das frühere Haus der Familie verkaufen. In einer mehrtägigen Reise mit dem Flußschiff und einer aufs Wesentliche heruntergekommen Eisenbahn kehrte der junge Mann auf diese Weise nicht ganz freiwillig in die Welt seiner Kindheit und Jugend zurück.
Dabei wurde er, wie er schreibt, vom "Prankenschlag der Nostalgie" getroffen. Plötzlich fühlte er sich auf dem Schiff in eine andere Flußfahrt zurückversetzt, als er fünf Jahre alt und in Begleitung seines Großvaters war. Der hatte als Oberst um die Jahrhundertwende den blutigen Bürgerkrieg "der Tausend Tage" mit ausgefochten, er hatte überall im Land zahllose Kinder gezeugt und war schließlich in die Literatur seines Neffen eingegangen: Als eines der Vorbilder für den Oberst Buendìa aus "Hundert Jahre Einsamkeit". Außerdem paßte auch auf ihn der Romantitel "Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt", weil seine sehnsüchtig erwartete Veteranenpension, von der sich die umfangreiche Familie Rettung versprach, niemals eintraf.
Mit den Worten "Schau, dort ist die Welt untergegangen" zeigte die Mutter ihrem Sohn den Platz, an dem 1928 der Streik der Tagelöhner gegen die Bananengesellschaft blutig niedergeschlagen wurde. Das historische Schreckensdatum der Provinz verwandelte sich ebenfalls in Romanstoff. Und auch der berühmte Ortsname fand sich auf der Strecke:
Der Zug hielt an einer Bahnstation ohne Dorf und fuhr kurz darauf an der einzigen Bananenplantage vorbei, an deren Portal ein Name stand: Macondo. Das Wort war mir schon bei meinen ersten Reisen mit dem Großvater aufgefallen, doch erst als Erwachsener entdeckte ich, daß mir sein poetischer Klang gefiel.
Auf drei Bände hat García Márquez seine Erinnerungen veranschlagt und schon der erste ist ein beachtlicher Wälzer von 600 Seiten. Die ersten gut 50 davon beschreiben die Reise von Mutter und Sohn in das Heimatdorf und in die Vergangenheit. Das ist eine großartige Eröffnung, die ihre Leser schnell gefangennimmt. Sie setzt anekdotisch ein; lockt mit den komödienhaften Momenten eines familiären Machtkampfes um die Zukunftspläne des Sohnes; sie entführt in die tropische Atmosphäre eines absurd-archaischen Stillstands; sie schraubt sich immer weiter zurück in die Vergangenheit der chaotisch verzweigten Familie; auf einmal ist man mittendrin in der Geschichte von Großeltern und Eltern; damit kommt die familiengeschichtliche Quelle für den Roman "Liebe in den Zeiten der Cholera" ans Licht; und kaum hatten, so wird berichtet, die Eltern ihre Liebe gegen alle Widerstände durchgesetzt, wurde auch schon der erste Sohn Gabriel geboren, praktisch tot, erwürgt von der Nabelschnur, und nur durch eine Einreibung mit Rum ins Leben herübergerettet. Das war am 6. März 1928.
An diesem Punkt, mit dem das erste Kapitel schließt, folgt die Darstellung allerdings schon einer weitgehend linearen, wenn auch nicht immer streng chronologischen, biographischen Ordnung. Dagegen hebt sich die einleitende Reiseerzählung wie eine perfekte Novelle ab. Darin interpretiert García Márquez die Reise mit der Mutter als Wendepunkt und Schlüsselerfahrung. Obwohl der junge Gabriel in seinen Freundeskreisen längst schon als heißhungriger Leser und unermüdlicher Schreiber bekannt war, mußte er seine literarische Berufung an der härtesten, der familiären Front erst noch legitimieren. Nachdem die Veteranenpension des Großvaters eine unerfüllte Hoffnung geblieben war, hatten die Eltern mit ihrer ständig wachsenden Kinderschar all ihre Hoffnungen auf den ältesten Sohn gesetzt. Er sollte als Jurist und Akademiker jenen Glanz und Wohlstand bringen, den der Vater nie erreichte. Obwohl Elígio García sich autodidaktisch vom Telegrafisten zum Apotheker hochgearbeitet hatte, beschränkten sich seine Erfolge auf die Erzeugung illegitimer Sprößlinge. Doch ungeachtet ihrer glühenden Eifersucht zögerte seine Gattin Luisa Márquez nicht, auch die Früchte des Ehebruchs in ihre eigene Kinderschar einzugemeinden.
Unglücklicherweise brachte der Verkauf des Hauses in Aracataca kein frisches Geld in die Familienkasse. Trotzdem sollte sich die Reise lohnen. Zum einen, weil Gabriel in fortwährenden Auseinandersetzungen mit der Mutter seinen Entschluß, Schriftsteller zu werden, endlich durchsetzen konnte.
‚Dein Papa ist sehr traurig', sagte sie. - Da war sie also, die ach so gefürchtete Hölle. Meine Mutter begann wie immer dann, wenn man es überhaupt nicht erwartete, und in einem sedierenden Tonfall, den nichts aus der Ruhe bringen würde. Bloß um das Ritual zu erfüllen, denn die Antwort kannte ich nur zu gut, fragte ich: ‚Und warum?' - ‚Weil du das Studium aufgegeben hast.' [...] ‚Ich lebe auch vom Schreiben für Zeitungen', sagte ich. - ‚Das sagst du nur, damit ich mich nicht gräme', sagte sie. - ‚Aber in welch schlechter Lage du bist, sieht man dir schon von weitem an. In der Buchhandlung habe ich dich nicht einmal erkannt.'"
Vor allem jedoch stellt García Márquez den Besuch in Aracataca dar als eine Rückkehr zu den Wurzeln seiner poetischen Phantasie. Natürlich hatte der junge Mann die intensiven Eindrücke, Bilder und Empfindungen seiner Kindheit und Jugend nie vergessen. Doch ihre Wiederentdeckung auf dieser Reise ließ ihn erst wirklich begreifen, welch immenser Stoff ihm da für seine Zukunft als Schriftsteller zur Verfügung stand. So gesehen kann man diese Passagen seiner Erinnerungen zugleich als eine Biographie der Einbildungskraft ihres Autors lesen.
Mit dem Anfang von "Leben, um davon zu erzählen" gibt García Márquez ein Beispiel für Memoirenliteratur großen Stils. Danach allerdings übernimmt bald der wuchernde Erinnerungsstoff die Herrschaft und läßt dem kompositorischen oder strukturierenden Kalkül nicht mehr viel Spielraum.
Dieser erste Band umfaßt den Zeitraum von der Geburt 1928 bis ins Jahr 1955. Er zeichnet das Selbstporträt des Schriftstellers als junger Mann aus der tiefsten Provinz, der dennoch mit sicherem Gespür nach allen aktuellen Größen der Weltliteratur griff, um seinem literarischen Talent Schliff zu verleihen. Sogar das Selbstporträt des Autors als vielversprechendes Knäblein hat schon Legendenformat, womit es aber glücklicherweise eine Ausnahme darstellt.
Wer mich als Vierjährigen gekannt hat, sagt, ich sei blass und nachdenklich gewesen, und habe den Mund nur aufgemacht, um Unsinn zu erzählen. Aber ich erzählte meistens einfache Episoden aus dem Alltag, die ich mit phantastischen Details ausschmückte, damit die Erwachsenen mir zuhörten. Die beste Quelle der Inspiration waren die Gespräche, die die Erwachsenen vor mir führten [...] Ich saugte das Gehörte wie ein Schwamm auf, nahm es auseinander, vertauschte die Teile, um die Herkunft zu vertuschen [...] und dann waren sie baff, wie sehr das, was ich sagte, mit dem übereinstimmte, was sie dachten. [...] Jetzt denke ich, daß es keine Kinderbosheiten waren, wie man meinen könnte, sondern rudimentäre Erzähltechniken eines angehenden Schriftstellers, um die Realität unterhaltsamer und verständlicher zu machen.
Demnach war also der Virtuose des phantastischen, des magischen Realismus mit vier Jahren schon fast vollendet. Respekt! Im allgemeinen jedoch pflegt García Márquez ein genaueres Bewußtsein darüber, wie sich der Stoff des Lebens im erzählerischen Rückblick legendenhaft oder poetisch verwandelt. Nichts anderes drückt der Satz aus, den er als Motto seines ersten Memoirenbandes formuliert hat.
Nicht was wir gelebt haben, ist das Leben, sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen.
Das gilt besonders für die bei diesem Schriftsteller häufigen Fälle, in denen Begebenheiten, Figuren und Landschaften schon in Erzählungen oder Romanen verarbeitet wurden. Da mußte unvermeidlich die Niederschrift der Erinnerungen in Konkurrenz zu seinen fiktionalen Texten geraten. Vieles von dem, was er nun noch einmal über die Bananenprovinz, die kolumbianische Geschichte, die Flüsse, Sümpfe, Dörfer und ihre Bewohner erzählt, kommt seinen Lesern bereits wohlbekannt vor. Zum Beispiel die polierten Steine im Fluß von Aracataca, die genauso wie in Macondo an "prähistorische Eier" denken lassen. Nicht selten benutzt der Autor solche Parallelen für ein mehr oder weniger leicht erkennbares Spiel mit intertextuellen Verweisen. Besonders deutlich geschieht das am Anfang: Wenn die Erinnerungen mit gleichlautenden Sätzen beginnen, wie der Roman, in dem García Márquez damals die Reise mit seiner Mutter verwertete.
Solche zeitweilige Nähe des erzählten Lebens zu den Romanen fällt für den Erinnerungstext nicht immer günstig aus. Leicht kann er als Wiederholung erscheinen oder als schwächere Version derselben Geschichte. Andererseits wird man das wohl oder übel als ein Charakteristikum des Schreibens von García Márques akzeptieren müssen.
Überhaupt ist dieser erste Band der Erinnerungen nicht unbedingt ein überragender Wurf der Memoirenliteratur. Dafür ist es García Márquez zuwenig gelungen, für sein Leben eine eigene Erzählstruktur zu entwerfen. Eher scheint er vollauf damit beschäftigt gewesen zu sein, die Massen des Stoffes zu bewältigen und zu organisieren. Der erste Band entstand aus der Reduzierung von 900 Seiten auf 600. Andererseits gibt es für diese wilde Jagd durch den Lebensstoff begreifliche Gründe. Vieles mag der heute 74-jährige unter hohem Druck geschrieben haben, besonders in der Zeit, bevor seiner Krebserkrankung Einhalt geboten werden konnte.
Doch auch wenn das Buch nicht gefeit ist gegen mancherlei Einwände, so hat es doch unübersehbare Qualitäten. Der besondere sprachliche Reichtum, der Gacía Márquez im Spanischen nachgesagt wird, läßt sich allerdings in der deutschen Fassung bestenfalls erahnen. Wofür jedoch keinesfalls die versierte Übersetzerin Dagmar Ploetz verantwortlich ist, sondern eine etwas andere Sprachauffassung. Auf jeden Fall sind diese Erinnerungen farbig und lebendig geschrieben, immer interessant, außerordentlich stoffreich, voller plastischer Schilderungen, Porträts, Begebenheiten und Szenen. Und ganz gewiß gibt das Selbstporträt des Schriftstellers als Kind und junger Mann eine sehr taugliche literarische Heldenfigur ab. Sie bewahrt sogar einige rätselhafte Züge, einfach deshalb, weil García Márquez gar nicht auf die Idee kommt, sie zu erklären. Mit selbstanalytischen Ambitionen plagt er sich nur selten.
Ich weiß nicht, durch welchen illusionistischen Trick die Lehrer und Mitschüler, die mich immer für einen eher schüchternen Schüler gehalten hatten, mich im fünften Schuljahr als poète maudit zu sehen begannen [...] War vielleicht der Wunsch, diesem Bild zu entsprechen, der Grund dafür, fünfzehnjährig an der Schule mit dem Rauchen zu beginnen? Der erste Versuch endete fürchterlich. Ich lag die halbe Nacht sterbenselend auf dem Badezimmerboden [...] So begann mein Leben als eingefleischter Raucher, und es nahm so extreme Formen an, daß ich eine Zigarette an der anderen anzündete und keinen Satz denken konnte, wenn der Mund nicht voller Rauch war.
Das Rauchen, die Schüchternheit und die genialische Attitüde eines poète maudit. Bemerkenswert an dieser Rollenausstattung sind die letzten beiden Faktoren, zumindest in dieser Verbindung. Denn seine Schüchternheit hebt García Márquez fortwährend hervor, nicht nur die des Knaben, der er einmal war. Auch noch als gemachter Mann betonte er in einer autobiographischen Notiz:
Ich bin Schriftsteller aus Schüchternheit. Mein wahrer Beruf ist Zauberkünstler, doch ich gerate so durcheinander, wenn ich einen Trick versuche, daß ich in die Einsamkeit der Literatur flüchten mußte. Beide Beschäftigungen jedenfalls führen zu dem einzigen, was mich von Kind auf interessiert hat: daß meine Freunde mir gewogener sind.
Besonders schüchtern gebärdete sich der Sohn armer Leute offenbar gegenüber Autoritäten wie Lehrern oder Zeitungsredakteuren. Oftmals wagte er es nicht einmal einen namhaften Journalisten anzusprechen, obwohl der bereits Erzählungen von ihm abgedruckt oder in den höchsten Tönen gelobt hatte. Gut möglich, daß dabei eine Scheu vor den höheren Klassen mitspielte. Andererseits muß der junge Mann seine Umgebung durch ein ungeheuer gewinnendes Wesen und zweifellos durch seine besondere Intelligenz für sich eingenommen haben. Allenthalben wurde er, selbst von zunächst grimmig erscheinenden Autoritäten, geschätzt und gefördert. In den Zirkeln seiner literarischen Freunde, in Redaktionen, genauso wie später in der wichtigsten kolumbianischen Zeitung El Espectador stand er stets im Mittelpunkt - trotz seiner vermutlich nicht besonders standhaften Schüchternheit. Mit Ablehnung hatte er kaum zu kämpfen und aus manchen Sackgassen kam er heraus wie ein Glückkind.
In vieler Hinsicht könnte man den jungen Helden dieser Erinnerungen sogar als einen glücklichen Schelm bezeichnen. Ganz bestimmt jedenfalls in seiner Beziehung zu Frauen, die ihm allesamt, von den Bordellmädchen bis zu lüsternen Ehebrecherinnen, ziemlich gewogen waren. Was der Memoirenautor ohne jede Schüchternheit ausbreitet.
Ich weiß noch ihren Namen und Nachnamen, habe aber beschlossen, sie wie damals Nigromanta zu nennen. Weihnachten sollte sie zwanzig werden, und sie hatte ein abessinisches Profil und elfenbeinfarbene Haut. Sie war eine freudige Bettgenossin mit steinerweichenden Orgasmen und einem Instinkt für die Liebe, der weniger einem menschlichen Wesen als einem aufgewühlten Fluß zu gehören schien. [...] Ihr Mann hatte den Körper eines Riesen und die Stimme eines kleinen Mädchens. Er war Polizeioffizier im Süden des Landes gewesen, und ihm hing der schlechte Ruf an, Liberale abzuknallen, nur um seine Zielsicherheit zu üben.
Es kam, wie es kommen mußte, doch auch in solchen Situationen blieb dem zierlich gewachsenen Schelm das Glück treu. Dabei war es in diesen Landstrichen nichts besonderes, wenn jemand wegen Ehrenhändeln sein Leben lassen mußte.
Mit ebensolcher schelmenhaften Ungeniertheit bewegte sich der junge Poet und Journalist unter den Bedingungen der diktatorischen Repression, von der Kolumbien auch damals beherrscht wurde. Mit unvergeßlichem Entsetzen erfüllten ihn allerdings die folgenreichen Unruhen vom 9. April 1948, bei denen Bogotá in Flammen aufging und er zum ersten Mal mit Fidel Castro zusammentraf. Von lateinamerikanischen Revolutionsträumen ist trotzdem in diesem Band noch nirgendwo die Rede.
Was nicht heißt, daß es García Márquez damals an regimekritischen Impulsen gefehlt hätte. Sympathischerweise fabriziert er daraus jedoch keine Legende. Gleichwohl ist die Schilderung seiner Zeit als Kolumnist und Reporter bei El Espectador fesselnd. Als man dort 1954 den journalistisch hochbegabten Schriftsteller anheuerte, gehörten Pressezensur und Informationsunterdrückung zum Alltag der Redaktionen. Die Arbeit bei dieser Zeitung bedeutete den ersten Höhepunkt in der Karriere von García Márquez. Zum ersten Mal verdiente er richtiges Geld. Zugleich wurde er erstmals unausweichlich in seiner Arbeit mit den herrschenden politischen Verhältnissen konfrontiert. Nun praktizierte er das, was er vorher nur gelegentlich ausüben konnte: kritischen Journalismus. Doch dann wurde er unversehens zu einer Konferenz der Großmächte nach Europa geschickt, von wo er erst Jahre später zurückkehrte.
García Márquez beschließt diesen ersten Band seiner Erinnerungen mit der Abgefeimtheit eines Zeitungsmannes, der seine Leser auf die nächste Folge heiß machen will: Am Ende ist vom Abflug die Rede und von schicksalhaften Liebesentscheidungen. Deren Ergebnis wird aber natürlich nicht verraten.
Ich erinnerte mich so daran, wie es gewesen war: ein Ort, in dem es sich gut leben ließ, wo jeder jeden kannte, am Ufer eines Flusses mit kristallklarem Wasser, das dahinschoss durch ein Bett mit polierten Steinen, weiß und riesig wie prähistorische Eier. Gegen Abend, besonders im Dezember, wenn der Regen vorüber war und die Luft sich in Diamant verwandelte, schien die Sierra Nevada de Santa Marta mit ihren weißen Bergspitzen bis an die Bananenplantagen am anderen Ufer heranzurücken. [...] Wir Kinder träumten damals davon, aus dem ewigen Weiß Schneebälle zu formen und damit in den glutheißen Straßen Schlachten auszutragen. Die Hitze war so unglaublich, vor allem in der Siestazeit, daß die Erwachsenen darüber klagten, als handele es sich um eine täglich neue Überraschung.
Gabriel García Márquez, der Baumeister mythischer Räume und zyklischer Zeitschleifen, beginnt seine Memoiren mit einer Erinnerung an die Erinnerung. Im Februar 1950 hatte Mutter Márquez den ziemlich struppigen Sohn in seinem Studienort Barranquilla an der kolumbianischen Karibikküste ausfindig gemacht, um ihn für ein paar Tage der Provinzbohème zu entreißen. Sie bat ihn, sie nach Aracataca, in Gabriels Geburtsort, zu begleiten. Dort wollte sie, um ständiger Geldnot abzuhelfen, das frühere Haus der Familie verkaufen. In einer mehrtägigen Reise mit dem Flußschiff und einer aufs Wesentliche heruntergekommen Eisenbahn kehrte der junge Mann auf diese Weise nicht ganz freiwillig in die Welt seiner Kindheit und Jugend zurück.
Dabei wurde er, wie er schreibt, vom "Prankenschlag der Nostalgie" getroffen. Plötzlich fühlte er sich auf dem Schiff in eine andere Flußfahrt zurückversetzt, als er fünf Jahre alt und in Begleitung seines Großvaters war. Der hatte als Oberst um die Jahrhundertwende den blutigen Bürgerkrieg "der Tausend Tage" mit ausgefochten, er hatte überall im Land zahllose Kinder gezeugt und war schließlich in die Literatur seines Neffen eingegangen: Als eines der Vorbilder für den Oberst Buendìa aus "Hundert Jahre Einsamkeit". Außerdem paßte auch auf ihn der Romantitel "Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt", weil seine sehnsüchtig erwartete Veteranenpension, von der sich die umfangreiche Familie Rettung versprach, niemals eintraf.
Mit den Worten "Schau, dort ist die Welt untergegangen" zeigte die Mutter ihrem Sohn den Platz, an dem 1928 der Streik der Tagelöhner gegen die Bananengesellschaft blutig niedergeschlagen wurde. Das historische Schreckensdatum der Provinz verwandelte sich ebenfalls in Romanstoff. Und auch der berühmte Ortsname fand sich auf der Strecke:
Der Zug hielt an einer Bahnstation ohne Dorf und fuhr kurz darauf an der einzigen Bananenplantage vorbei, an deren Portal ein Name stand: Macondo. Das Wort war mir schon bei meinen ersten Reisen mit dem Großvater aufgefallen, doch erst als Erwachsener entdeckte ich, daß mir sein poetischer Klang gefiel.
Auf drei Bände hat García Márquez seine Erinnerungen veranschlagt und schon der erste ist ein beachtlicher Wälzer von 600 Seiten. Die ersten gut 50 davon beschreiben die Reise von Mutter und Sohn in das Heimatdorf und in die Vergangenheit. Das ist eine großartige Eröffnung, die ihre Leser schnell gefangennimmt. Sie setzt anekdotisch ein; lockt mit den komödienhaften Momenten eines familiären Machtkampfes um die Zukunftspläne des Sohnes; sie entführt in die tropische Atmosphäre eines absurd-archaischen Stillstands; sie schraubt sich immer weiter zurück in die Vergangenheit der chaotisch verzweigten Familie; auf einmal ist man mittendrin in der Geschichte von Großeltern und Eltern; damit kommt die familiengeschichtliche Quelle für den Roman "Liebe in den Zeiten der Cholera" ans Licht; und kaum hatten, so wird berichtet, die Eltern ihre Liebe gegen alle Widerstände durchgesetzt, wurde auch schon der erste Sohn Gabriel geboren, praktisch tot, erwürgt von der Nabelschnur, und nur durch eine Einreibung mit Rum ins Leben herübergerettet. Das war am 6. März 1928.
An diesem Punkt, mit dem das erste Kapitel schließt, folgt die Darstellung allerdings schon einer weitgehend linearen, wenn auch nicht immer streng chronologischen, biographischen Ordnung. Dagegen hebt sich die einleitende Reiseerzählung wie eine perfekte Novelle ab. Darin interpretiert García Márquez die Reise mit der Mutter als Wendepunkt und Schlüsselerfahrung. Obwohl der junge Gabriel in seinen Freundeskreisen längst schon als heißhungriger Leser und unermüdlicher Schreiber bekannt war, mußte er seine literarische Berufung an der härtesten, der familiären Front erst noch legitimieren. Nachdem die Veteranenpension des Großvaters eine unerfüllte Hoffnung geblieben war, hatten die Eltern mit ihrer ständig wachsenden Kinderschar all ihre Hoffnungen auf den ältesten Sohn gesetzt. Er sollte als Jurist und Akademiker jenen Glanz und Wohlstand bringen, den der Vater nie erreichte. Obwohl Elígio García sich autodidaktisch vom Telegrafisten zum Apotheker hochgearbeitet hatte, beschränkten sich seine Erfolge auf die Erzeugung illegitimer Sprößlinge. Doch ungeachtet ihrer glühenden Eifersucht zögerte seine Gattin Luisa Márquez nicht, auch die Früchte des Ehebruchs in ihre eigene Kinderschar einzugemeinden.
Unglücklicherweise brachte der Verkauf des Hauses in Aracataca kein frisches Geld in die Familienkasse. Trotzdem sollte sich die Reise lohnen. Zum einen, weil Gabriel in fortwährenden Auseinandersetzungen mit der Mutter seinen Entschluß, Schriftsteller zu werden, endlich durchsetzen konnte.
‚Dein Papa ist sehr traurig', sagte sie. - Da war sie also, die ach so gefürchtete Hölle. Meine Mutter begann wie immer dann, wenn man es überhaupt nicht erwartete, und in einem sedierenden Tonfall, den nichts aus der Ruhe bringen würde. Bloß um das Ritual zu erfüllen, denn die Antwort kannte ich nur zu gut, fragte ich: ‚Und warum?' - ‚Weil du das Studium aufgegeben hast.' [...] ‚Ich lebe auch vom Schreiben für Zeitungen', sagte ich. - ‚Das sagst du nur, damit ich mich nicht gräme', sagte sie. - ‚Aber in welch schlechter Lage du bist, sieht man dir schon von weitem an. In der Buchhandlung habe ich dich nicht einmal erkannt.'"
Vor allem jedoch stellt García Márquez den Besuch in Aracataca dar als eine Rückkehr zu den Wurzeln seiner poetischen Phantasie. Natürlich hatte der junge Mann die intensiven Eindrücke, Bilder und Empfindungen seiner Kindheit und Jugend nie vergessen. Doch ihre Wiederentdeckung auf dieser Reise ließ ihn erst wirklich begreifen, welch immenser Stoff ihm da für seine Zukunft als Schriftsteller zur Verfügung stand. So gesehen kann man diese Passagen seiner Erinnerungen zugleich als eine Biographie der Einbildungskraft ihres Autors lesen.
Mit dem Anfang von "Leben, um davon zu erzählen" gibt García Márquez ein Beispiel für Memoirenliteratur großen Stils. Danach allerdings übernimmt bald der wuchernde Erinnerungsstoff die Herrschaft und läßt dem kompositorischen oder strukturierenden Kalkül nicht mehr viel Spielraum.
Dieser erste Band umfaßt den Zeitraum von der Geburt 1928 bis ins Jahr 1955. Er zeichnet das Selbstporträt des Schriftstellers als junger Mann aus der tiefsten Provinz, der dennoch mit sicherem Gespür nach allen aktuellen Größen der Weltliteratur griff, um seinem literarischen Talent Schliff zu verleihen. Sogar das Selbstporträt des Autors als vielversprechendes Knäblein hat schon Legendenformat, womit es aber glücklicherweise eine Ausnahme darstellt.
Wer mich als Vierjährigen gekannt hat, sagt, ich sei blass und nachdenklich gewesen, und habe den Mund nur aufgemacht, um Unsinn zu erzählen. Aber ich erzählte meistens einfache Episoden aus dem Alltag, die ich mit phantastischen Details ausschmückte, damit die Erwachsenen mir zuhörten. Die beste Quelle der Inspiration waren die Gespräche, die die Erwachsenen vor mir führten [...] Ich saugte das Gehörte wie ein Schwamm auf, nahm es auseinander, vertauschte die Teile, um die Herkunft zu vertuschen [...] und dann waren sie baff, wie sehr das, was ich sagte, mit dem übereinstimmte, was sie dachten. [...] Jetzt denke ich, daß es keine Kinderbosheiten waren, wie man meinen könnte, sondern rudimentäre Erzähltechniken eines angehenden Schriftstellers, um die Realität unterhaltsamer und verständlicher zu machen.
Demnach war also der Virtuose des phantastischen, des magischen Realismus mit vier Jahren schon fast vollendet. Respekt! Im allgemeinen jedoch pflegt García Márquez ein genaueres Bewußtsein darüber, wie sich der Stoff des Lebens im erzählerischen Rückblick legendenhaft oder poetisch verwandelt. Nichts anderes drückt der Satz aus, den er als Motto seines ersten Memoirenbandes formuliert hat.
Nicht was wir gelebt haben, ist das Leben, sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen.
Das gilt besonders für die bei diesem Schriftsteller häufigen Fälle, in denen Begebenheiten, Figuren und Landschaften schon in Erzählungen oder Romanen verarbeitet wurden. Da mußte unvermeidlich die Niederschrift der Erinnerungen in Konkurrenz zu seinen fiktionalen Texten geraten. Vieles von dem, was er nun noch einmal über die Bananenprovinz, die kolumbianische Geschichte, die Flüsse, Sümpfe, Dörfer und ihre Bewohner erzählt, kommt seinen Lesern bereits wohlbekannt vor. Zum Beispiel die polierten Steine im Fluß von Aracataca, die genauso wie in Macondo an "prähistorische Eier" denken lassen. Nicht selten benutzt der Autor solche Parallelen für ein mehr oder weniger leicht erkennbares Spiel mit intertextuellen Verweisen. Besonders deutlich geschieht das am Anfang: Wenn die Erinnerungen mit gleichlautenden Sätzen beginnen, wie der Roman, in dem García Márquez damals die Reise mit seiner Mutter verwertete.
Solche zeitweilige Nähe des erzählten Lebens zu den Romanen fällt für den Erinnerungstext nicht immer günstig aus. Leicht kann er als Wiederholung erscheinen oder als schwächere Version derselben Geschichte. Andererseits wird man das wohl oder übel als ein Charakteristikum des Schreibens von García Márques akzeptieren müssen.
Überhaupt ist dieser erste Band der Erinnerungen nicht unbedingt ein überragender Wurf der Memoirenliteratur. Dafür ist es García Márquez zuwenig gelungen, für sein Leben eine eigene Erzählstruktur zu entwerfen. Eher scheint er vollauf damit beschäftigt gewesen zu sein, die Massen des Stoffes zu bewältigen und zu organisieren. Der erste Band entstand aus der Reduzierung von 900 Seiten auf 600. Andererseits gibt es für diese wilde Jagd durch den Lebensstoff begreifliche Gründe. Vieles mag der heute 74-jährige unter hohem Druck geschrieben haben, besonders in der Zeit, bevor seiner Krebserkrankung Einhalt geboten werden konnte.
Doch auch wenn das Buch nicht gefeit ist gegen mancherlei Einwände, so hat es doch unübersehbare Qualitäten. Der besondere sprachliche Reichtum, der Gacía Márquez im Spanischen nachgesagt wird, läßt sich allerdings in der deutschen Fassung bestenfalls erahnen. Wofür jedoch keinesfalls die versierte Übersetzerin Dagmar Ploetz verantwortlich ist, sondern eine etwas andere Sprachauffassung. Auf jeden Fall sind diese Erinnerungen farbig und lebendig geschrieben, immer interessant, außerordentlich stoffreich, voller plastischer Schilderungen, Porträts, Begebenheiten und Szenen. Und ganz gewiß gibt das Selbstporträt des Schriftstellers als Kind und junger Mann eine sehr taugliche literarische Heldenfigur ab. Sie bewahrt sogar einige rätselhafte Züge, einfach deshalb, weil García Márquez gar nicht auf die Idee kommt, sie zu erklären. Mit selbstanalytischen Ambitionen plagt er sich nur selten.
Ich weiß nicht, durch welchen illusionistischen Trick die Lehrer und Mitschüler, die mich immer für einen eher schüchternen Schüler gehalten hatten, mich im fünften Schuljahr als poète maudit zu sehen begannen [...] War vielleicht der Wunsch, diesem Bild zu entsprechen, der Grund dafür, fünfzehnjährig an der Schule mit dem Rauchen zu beginnen? Der erste Versuch endete fürchterlich. Ich lag die halbe Nacht sterbenselend auf dem Badezimmerboden [...] So begann mein Leben als eingefleischter Raucher, und es nahm so extreme Formen an, daß ich eine Zigarette an der anderen anzündete und keinen Satz denken konnte, wenn der Mund nicht voller Rauch war.
Das Rauchen, die Schüchternheit und die genialische Attitüde eines poète maudit. Bemerkenswert an dieser Rollenausstattung sind die letzten beiden Faktoren, zumindest in dieser Verbindung. Denn seine Schüchternheit hebt García Márquez fortwährend hervor, nicht nur die des Knaben, der er einmal war. Auch noch als gemachter Mann betonte er in einer autobiographischen Notiz:
Ich bin Schriftsteller aus Schüchternheit. Mein wahrer Beruf ist Zauberkünstler, doch ich gerate so durcheinander, wenn ich einen Trick versuche, daß ich in die Einsamkeit der Literatur flüchten mußte. Beide Beschäftigungen jedenfalls führen zu dem einzigen, was mich von Kind auf interessiert hat: daß meine Freunde mir gewogener sind.
Besonders schüchtern gebärdete sich der Sohn armer Leute offenbar gegenüber Autoritäten wie Lehrern oder Zeitungsredakteuren. Oftmals wagte er es nicht einmal einen namhaften Journalisten anzusprechen, obwohl der bereits Erzählungen von ihm abgedruckt oder in den höchsten Tönen gelobt hatte. Gut möglich, daß dabei eine Scheu vor den höheren Klassen mitspielte. Andererseits muß der junge Mann seine Umgebung durch ein ungeheuer gewinnendes Wesen und zweifellos durch seine besondere Intelligenz für sich eingenommen haben. Allenthalben wurde er, selbst von zunächst grimmig erscheinenden Autoritäten, geschätzt und gefördert. In den Zirkeln seiner literarischen Freunde, in Redaktionen, genauso wie später in der wichtigsten kolumbianischen Zeitung El Espectador stand er stets im Mittelpunkt - trotz seiner vermutlich nicht besonders standhaften Schüchternheit. Mit Ablehnung hatte er kaum zu kämpfen und aus manchen Sackgassen kam er heraus wie ein Glückkind.
In vieler Hinsicht könnte man den jungen Helden dieser Erinnerungen sogar als einen glücklichen Schelm bezeichnen. Ganz bestimmt jedenfalls in seiner Beziehung zu Frauen, die ihm allesamt, von den Bordellmädchen bis zu lüsternen Ehebrecherinnen, ziemlich gewogen waren. Was der Memoirenautor ohne jede Schüchternheit ausbreitet.
Ich weiß noch ihren Namen und Nachnamen, habe aber beschlossen, sie wie damals Nigromanta zu nennen. Weihnachten sollte sie zwanzig werden, und sie hatte ein abessinisches Profil und elfenbeinfarbene Haut. Sie war eine freudige Bettgenossin mit steinerweichenden Orgasmen und einem Instinkt für die Liebe, der weniger einem menschlichen Wesen als einem aufgewühlten Fluß zu gehören schien. [...] Ihr Mann hatte den Körper eines Riesen und die Stimme eines kleinen Mädchens. Er war Polizeioffizier im Süden des Landes gewesen, und ihm hing der schlechte Ruf an, Liberale abzuknallen, nur um seine Zielsicherheit zu üben.
Es kam, wie es kommen mußte, doch auch in solchen Situationen blieb dem zierlich gewachsenen Schelm das Glück treu. Dabei war es in diesen Landstrichen nichts besonderes, wenn jemand wegen Ehrenhändeln sein Leben lassen mußte.
Mit ebensolcher schelmenhaften Ungeniertheit bewegte sich der junge Poet und Journalist unter den Bedingungen der diktatorischen Repression, von der Kolumbien auch damals beherrscht wurde. Mit unvergeßlichem Entsetzen erfüllten ihn allerdings die folgenreichen Unruhen vom 9. April 1948, bei denen Bogotá in Flammen aufging und er zum ersten Mal mit Fidel Castro zusammentraf. Von lateinamerikanischen Revolutionsträumen ist trotzdem in diesem Band noch nirgendwo die Rede.
Was nicht heißt, daß es García Márquez damals an regimekritischen Impulsen gefehlt hätte. Sympathischerweise fabriziert er daraus jedoch keine Legende. Gleichwohl ist die Schilderung seiner Zeit als Kolumnist und Reporter bei El Espectador fesselnd. Als man dort 1954 den journalistisch hochbegabten Schriftsteller anheuerte, gehörten Pressezensur und Informationsunterdrückung zum Alltag der Redaktionen. Die Arbeit bei dieser Zeitung bedeutete den ersten Höhepunkt in der Karriere von García Márquez. Zum ersten Mal verdiente er richtiges Geld. Zugleich wurde er erstmals unausweichlich in seiner Arbeit mit den herrschenden politischen Verhältnissen konfrontiert. Nun praktizierte er das, was er vorher nur gelegentlich ausüben konnte: kritischen Journalismus. Doch dann wurde er unversehens zu einer Konferenz der Großmächte nach Europa geschickt, von wo er erst Jahre später zurückkehrte.
García Márquez beschließt diesen ersten Band seiner Erinnerungen mit der Abgefeimtheit eines Zeitungsmannes, der seine Leser auf die nächste Folge heiß machen will: Am Ende ist vom Abflug die Rede und von schicksalhaften Liebesentscheidungen. Deren Ergebnis wird aber natürlich nicht verraten.