Archiv

Lebensmittel
"Bio ist günstiger für alle"

Der Bund für Ökologische Lebensmittel-Wirtschaft bezweifelt, dass Bioprodukte immer teurer als konventionell hergestellte Lebensmittel sind. Bei einer Veranstaltung auf der Grünen Woche hat er die These vertreten, dass der Preis für die Billig-Produkte nämlich eigentlich viel höher ist als das, was wir heute im Supermarkt für sie bezahlen. Warum ist denn Bio angeblich günstiger?

Von Philip Banse |
    Eine Kundin greift nach einem Apfel aus ökologischem Anbau in einem Lebensmittelgeschäft, das Bio-Nahrungsmittel in Hannover verkauft.
    Beliebtes Bio-Produkt: Äpfel (dpa / picture alliance / Peter Steffen)
    Das liegt vor allem an einer Tatsache, da waren sich Ökobauer-Lobbyisten und Wasserwirtschaftsindustrie einig: Die konventionelle Landwirtschaft schade der Umwelt, müsse die Schäden aber nicht bezahlen. Martin Weyand vom Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft sagte: Zu viel Gülle werde ausgebracht, zu viel Nitrat sei in den Böden - vor allem verursacht durch den massiven Anbau von Energiepflanzen:
    "Letztlich haben wir einen sehr starken Anstieg des Nitrats zu verzeichnen in den letzten fünf bis sieben Jahren. Wir hatten Mitte der Nullerjahre eigentlich durch die traditionell guten Kooperationen der Wasserwirtschaft mit der Landwirtschaft eine Stabilität der Nitratbelastung erreichen können, sogar in einzelnen Bereichen ein Absänken. Aber der starke Ausbau der Biomasse hat zu einer Überdüngung geführt, die diese ganzen Erfolge in den Nullerjahren wieder überkompensiert hat."
    Massive Verschmutzung des Grundwassers
    Der Lobbyist der Wasserwirtschaft sieht nicht, wie Deutschland EU-Wasserrahmenrichtlinie in diesem Jahr einhalten will. Diese massive Verschmutzung des Grundwassers koste viel Geld. Martin Weyand vom Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft zitierte eine niederländische Studie, die Kosten und Nutzen der konventionellen Landwirtschaft untersucht habe:
    "Da kann man sehen, dass durch die Nitratbelastung – jetzt EU 27 – die Ökosysteme, aber auch die menschliche Gesundheit stark belastet sind und Milliardenschäden möglicherweise zu erwarten sind. Währenddessen die Landwirtschaft klar von der Ausbringung profitiert. Das ist jetzt nicht überraschend, aber überraschend ist die klare Aussage, dass ich hier erstmals eine klare Auflistung habe dieser Systematik."
    Genauer bezifferte den Schaden durch die konventionelle Landwirtschaft der Präsident des Bunds ökologische Lebensmittelwirtschaft, Felix Prinz zu Löwenstein. Er berief sich auf eine Studie aus Frankreich:
    "Was zahlen die französischen Trinkwasserkunden dafür, dass die französischen Trinkwasserwerke Nitrat und Pestizide herausreinigen beziehungsweise wo mischen, dass die Grenzwerte eingehalten werden, damit man das Wasser verkaufen darf? Unterm Strich kommt die Zahl von 1,5 Milliarden Euro raus. Das ist nicht ganz wenig. Das zahlen die Franzosen heute bar."
    Verursacherprinzip muss auch in der Landwirtschaft gelten
    Würden diese Kosten auf die Lebensmittel umgelegt, wären sie doppelt so teuer wie heute und ungefähr so teuer wie Bioprodukte:
    "Und damit wird die Sache schon total pervers, dass derjenige, der den doppelten Preis verlangen muss, damit es funktioniert, nicht der ist, der die Kosten verursacht; während derjenige, der die Kosten verursacht hat, den halben Preis verlangen kann."
    Der Lobbyist der ökologischen Lebensmittelwirtschaft mahnte an, dass das Verursacherprinzip auch in der Landwirtschaft gelten müsse, sprich: Wer Dreck macht, muss mindestens dafür zahlen, dass die Folgen beseitigt werden. Die Bundesregierung dagegen lehnt es ab, das Verursacherprinzip auch auf die Landwirtschaft anzuwenden, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium Maria Flachsbarth:
    "Denn dieser Grundsatz, der beim Umweltschutz ja implementiert ist, lässt sich nicht so einfach auf die Landwirtschaft übertragen, denn viele Umweltbeeinträchtigungen wie die Grundwasserbelastung mit Nitraten oder der Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft, lassen sich oft nicht einem konkreten Unternehmen zuordnen."