Seit dem Listerien-Fund ruht die Produktion bei Fleisch-Krone in Goldenstedt. Das Unternehmen stand schon länger unter Beobachtung der Behörden. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte der Landkreis Vechta "Verstöße gegen Hygieneauflagen" gerügt.
"Es gab risikoorientierte Untersuchungen, das heißt, wenn ein Betrieb mal auffällig geworden ist, dann wird in kürzeren Abständen als gewöhnlich unangemeldet kontrolliert", erläutert Landkreissprecher Jochen Steinkamp:
"Dem Betrieb wurde aufgelegt von Behördenseite, dass er alle Produkte, die er in Verkehr bringt, vorher auf solche Verunreinigungen selber prüft - und nur Ware in Verkehr bringen darf, wenn keine Verunreinigung nachzuweisen ist."
Schon Anfang des Jahres schwerwiegenede Hygienemängel
Auch im benachbarten Landkreis Cloppenburg gilt Fleisch-Krone als "Betrieb mit erhöhtem Risiko". Anfang des Jahres hatten Kontrolleure am Produktionsstandort in der Gemeinde Essen bei Cloppenburg ebenfalls schwerwiegende Hygienemängel beanstandet. Schon damals wurden in einer noch nicht ausgelieferten Charge Hähnchenschnitzel Listerien nachgewiesen.
Beide Landkreise verpflichteten Fleisch-Krone daraufhin, Proben zu nehmen, und die Ergebnisse sowie die Produktionspläne für den Folgetag unverzüglich und unaufgefordert vorzulegen. Bei der Überprüfung des Betriebes am Freitag waren die Veterinäre dann allerdings mit unvollständigen Unterlagen konfrontiert. Detlev Dierkes leitet das Veterinäramt im Landkreis Vechta:
"Der Betrieb hatte weitreichende Untersuchungen vorgenommen, aber es scheint wohl zu sein, als wenn dem Betrieb gewisse Probenergebnisse durchgerutscht sind."
Der Landkreis Vechta und das Landesamt für Verbraucherschutz - kurz Laves - wiesen die Bakterien bei der erneuten Kontrolle in sogenannten Rückstellproben nach. In Proben also, die vom Fleischwarenbetrieb in Goldenstedt selbst genommen und für spätere Untersuchungen aufbewahrt wurden. Fleisch-Krone rief die betroffenen Fertigprodukte am Freitagabend zurück – nach Darstellung des Verbraucherschutzministeriums in Hannover erst auf Druck der Behörden.
Sieben Bundesländer betroffen
Auf Anfrage äußerte sich die Fleisch-Krone Feinkost GmbH zu den Vorwürfen nicht. Bereits am Freitag hatte das Laves dem Produktionsstandort Goldenstedt vorsorglich die Betriebserlaubnis entzogen - vom Land wurden die Verbraucher jedoch erst am Sonnabend vor dem Verzehr der verdächtigen Fertigprodukte gewarnt.
Betroffen sind Frikadellen der Handelsmarken "Gut Bartenhof" und "ja!". Nach Angaben des Herstellers wurden sie an Rewe- und Norma-Filialen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Sachsen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern geliefert.
Die Supermarktketten hatten die verdächtigen Fleischwaren nach eigenen Angaben bereits am Freitag aus den Regalen genommen - unklar blieb zunächst, wie viele da bereits in den Handel gelangt und womöglich schon verzehrt worden waren.
"Die Verbraucher sollten das durchaus jetzt über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen beobachten - und bei Symptomen, die dann auftreten, sehr schnell auch einen Arzt konsultieren", rät Janina Willers von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Nur wenige Menschen erkranken an der sogenannten Listeriose. Bei gesunden Erwachsenen ist die Infektionskrankheit eher lästig, doch bei Menschen mit geschwächter Körperabwehr kann sie lebensbedrohlich sein.
Nach dem Rückruf der belasteten Frikadellen suchen Fachleute, weiterhin nach der Quelle für die Verunreinigung. Auch der Firmensitz von Fleisch-Krone in der Gemeinde Essen bei Cloppenburg wurde untersucht, teilte der Landkreis mit. Aktuelle Mängel seien dabei nicht festgestellt worden.