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Lebensmittelpreise
Edeka verärgert Bauern mit Niedrigpreis-Werbung

Mit Komiker Otto bewarb die Supermarktkette Edeka "niedrigste" Preise. Erst blockieren Dutzende Landwirte die Zufahrten zu einem Großlager, dann schaltet sich die Politik ein. Alles nur wegen eines Missverständnisses, sagt Edeka.

Von Niklas Potthoff |
27.01.2020, Essen (Oldenburg): Ein Blick auf das Edeka-Schild auf dem Parkplatz des Edeka Marktes in Essen (Oldenburg). In dem Ort hatte Edeka mit einem Werbeplakat mit dem Slogan ?Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten - 100 Jahre Edeka Minden e.G.? geworben. Edeka hatte das Plakat im Laufe des Tages abnehmen lassen. Mit der Werbekampagne für Niedrigpreise hatte die Handelskette Edeka den Zorn Hunderter Bauern auf sich gezogen. Dabei geht es Edeka zufolge nur um ein Missverständnis. Bei den Plakaten handele es sich um eine regionalisierte Kampagne und gemeint sei in diesem Fall der Ort Essen (Oldenburg), nicht die Lebensmittel. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa | Verwendung weltweit
Hier an der Edeka-Filiale in Essen/Oldenburg hing das kritisierte Plakat mit der Aufschrift: "Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten". Nach Protesten wurde es entfernt. (dpa)
Alles ein großes Missverständnis – laut der Presseerklärung von Edeka.
Der Konzernverband Minden hatte auf Plakaten anlässlich des einhundertjährigen Jubiläums mit dem Slogan geworben, der für Aufruhr sorgen sollte. "Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten". Der Konzern betont: Die Kampagne war für die Absatzgebiete individuell gestaltet worden. So ging es bei Essen nicht um die Lebensmittel, sondern um den Ort Essen/Oldenburg. Dieselben Plakate gebe es auch mit anderen Orten im Schriftzug. Man wolle Landwirte und Erzeuger mit der Kampagne nicht verärgern.
Edeka: Niemand wollte die Landwirte ärgern
Das war zu dem Zeitpunkt schon längst passiert. In der Nacht zum Montag protestierten hunderte Landwirte spontan vor einem Zentrallager in Wiefelstede bei Oldenburg. Landwirt Arno Oeltchen sagte dabei zu Welt.TV:
"Die werben normalerweise damit, dass sie Lebensmittel lieben, aber verramschen sie. Das ist nicht richtig".
Auch die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hatte sich zuvor geäußert. Sie könne den Ärger der Bauern verstehen. "Es ist wie David gegen Goliath, wenn Bauern mit dem Handel verhandeln", sagte sie.
Problem: das Werben mit dem Niedrigpreis
Schnell wird klar: Es liegt nicht an der Formulierung eines Plakates, dass die Aufregung so groß ist. Auch, wenn es im Plakat nicht explizit um Lebensmittel geht, bleibt das Bewerben mit dem Niedrigpreis, sagt Gerald Dohme, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes:
"Das Problem liegt darin, dass wir es grundsätzlich mit einem Phänomen zu tun haben, dass der Lebensmitteleinzelhandel, und zwar nicht nur diese eine Gruppe, sondern auch die anderen Gruppen, ständig mit preisoffensiven Angeboten hier die Wertschätzung gegenüber den Rohstofflieferanten, unseren Bäuerinnen und Bauern, nicht erbringen."
Lebensmittel-Gipfel im Kanzleramt
Diese Rohstofflieferanten hatten zuletzt vermehrt in deutschen Städten demonstriert. Eine Konsequenz der Proteste: Am dritten Februar kommt es zum Lebensmittelgipfel im Kanzleramt. Eingeladen sind auch Vertreter der vier großen Unternehmen Edeka, Rewe, Aldi und Lidl. Sie machen in Deutschland zusammen mehr als 85 Prozent des Marktes aus. Dann soll über den Umgang mit den Handelsketten und Landwirten gesprochen werden und die Preisgestaltung.
Der Handel verweist auf die Qualität von Lebensmitteln, die so hoch sei wie noch nie. Diese Standards haben allerdings ihren Preis, betont Gerald Dohme. Das Landwirtschaftsministerium betont, man wolle alle Seiten zur Verantwortung ziehen: Handel, Ernährungsindustrie, Landwirtschaft – und Verbraucher.
Diese könnten durch ein verändertes Konsumverhalten immerhin auch massiv auf die Preisgestaltung einwirken. Eine ähnliche Dynamik, wie man sie aus klimapolitischen Gründen bei anderen Bereichen, wie etwa dem Fliegen, sehen kann, sieht Dohme allerdings noch nicht:
"Wir sind davon aus meiner Sicht noch weit entfernt, wir sollten aber nicht nachlassen im Fordern, dass auch ein bewusster Einkauf des Verbrauchers dazu beitragen kann. Nur wer hochwertig kauft, der kann auch erwarten, dass er zum Beispiel mehr Tierwohl und damit höhere Qualitäten erhält – und das Ganze hat natürlich auch immer was mit dem Preis zu tun."
Essen darf auch in Essen/Oldenburg nach Meinung der Kritiker nicht als Ramschware angeboten werden.