1,25 Prozent Zinsen sollen die Lebensversicherungen ihren Kunden vom kommenden Jahr nur noch für Neuverträge garantieren. Das empfiehl die Deutsche Aktuarvereinigung, ein Zusammenschluss von Versicherungsmathematikern. Bisher sagen die Versicherungsunternehmen ihren Kunden noch höchstens 1,75 Prozent für die gesamte Laufzeit neuer Verträge zu.
Festgelegt wird der Garantiezins zwar vom Bundesfinanzministerium, das aber hat sich in der Vergangenheit meist an die Empfehlung der Aktuarvereinigung gehalten. Grund für die Empfehlung ist das niedrige Zinsumfeld. Das macht es den Versichern schwer, die Renditen für ihre Kunden zu erwirtschaften.
Allerdings sei die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten zurzeit schwer abzuschätzen, einige Ökonomen rechnen damit, dass die Zinsen am Anleihemarkt im laufenden Jahr wieder steigen könnten. Darauf könnte man dann noch reagieren, sagt Michael Renz, Vorstandsmitglied der Deutschen Aktuarvereinigung:
Zinsentwicklung noch unklar
"Deswegen empfehlen wir auch, Anfang des dritten Quartals nochmal zu überprüfen, ob gegebenenfalls eine Zinswende stattgefunden hat. Sollte dies der Fall sein, dann hielten wir es auch für möglich, diese Absenkung, die aus unserer Sicht notwendig wird, nicht so stark ausfallen zu lassen und dann vielleicht nur von 1,75 Prozent auf 1,5 Prozent abzusenken."
Die neuen Verträge machen aber nur einen kleinen Teil am gesamten Geschäft aus, sagt Christian Badorff, Analyst der Ratingagentur Standard & Poor’s, der eher in den alten Verträgen ein Branchenrisiko sieht:
"Das ist vor allen Dingen dem Umstand geschuldet, dass die deutschen Lebensversicherer nach wie vor einen relativ hohen mittleren Garantiezins in ihren Beständen haben. Wir schätzen den ungefähr auf dem Niveau 3,0 bis 3,1 Prozent ein, bezogen auf den Kapitalanlagebestand. Das ist vergleichsweise hoch, wenn man sich das derzeitige Niedrigzinsumfeld anschaut. Und das ist ein Risikofaktor, der jetzt für deutsche Lebensversicherer insbesondere unsere Bewertung dieses Branchenrisikos eben treibt."
Neue Verträge ohne Garantie
Für die Kunden ist natürlich wichtiger, mit welcher Auszahlung sie am Ende der Laufzeit ihrer Police rechnen können. und da kommt es auf die Überschussbeteiligung an, sagt Michael Renz von der Deutschen Aktuarvereinigung:
"Letztendlich ist eigentlich entscheidend, wie gut eine Lebensversicherung wirtschaftet, d.h. wie gut sie das Geld anlegt, wie sie mit ihren Kosten entsprechend arbeitet, das macht letztendlich aus Kundensicht die Werthaltigkeit einer Lebensversicherung aus."
Ginge es nach den Versicherungsgesellschaften, so wären die ohnehin an einer Abkehr vom Garantiezins interessiert. Die Großen der Branche wie Allianz oder Ergo haben schon Produkte ohne Garantiezins auf den Markt gebracht. Alf Neumann, Vorstand der Allianz-Lebensversicherung, zeigte sich im vergangenen Sommer optimistisch, dass diese Produkte ankommen am Markt: "weil viele, gerade junge Kunden, diese niedrigen Zinsen von heute eben nicht einlocken möchten für 30 Jahre."
Denn die Garantien haben für die Versicherungsgesellschaften einen Nachteil. Sie müssen entsprechendes Kapital vorhalten, damit sie diese Garantien auch halten können. Das schränkt ihren Anlagespielraum ein.