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Lebensversicherungen in der Krise
Immer weniger schließen Verträge

Sie war lange die beliebteste Sparanlage der Deutschen, doch inzwischen steckt die Lebensversicherung in der Krise. Weniger Kunden, sinkende Einnahmen – Sparern wirft das Geschäftsmodel, bedingt durch die Niedrigzinspolitik der Notenbank zu wenig ab. Und auch für die Versicherer wird sie immer unattraktiver.

Von Stefan Wolff |
    Ein Taschenrechner und Münzen liegen auf einem Blatt Papier, auf dem Lebensversicherung steht
    Die Verzinsung von Lebensversicherungen ist für Sparer derzeit unattraktiv. (dpa/picture alliance/Arno Burgi)
    Das Geschäft der Lebensversicherer läuft schleppend. Die Zahl der Neuabschlüsse ist zwar zuletzt wieder gewachsen. Doch den Versicherungsvertretern gehen die Argumente aus, warum sich ein Kunde in dieser Form für das Alter absichern sollte. Für Brigitte Mayer von der Verbraucherzentrale Hessen ist die klassische Lebensversicherung ein Auslaufmodell: "Der Neuabschluss einer Kapitallebensversicherung ist überholt. Das hat sich auf mehreren Ebenen überholt, zum Einen bieten viele Unternehmen dieses Produkt gar nicht mehr an, und zum anderen ist der Zins, bezogen auf den Beitrag so schwach, dass häufig Sparbücher bessere Verzinsung bieten."
    Ein Beispiel: Ein 30-jähriger Mann, der in eine Lebensversicherung monatlich 100 Euro einzahlt, erhält am Ende von 35 Jahren Laufzeit eine garantierte Summe von knapp 49.589 Euro. Da er insgesamt 42.000 Euro einbezahlt hat, liegt der effektive Zins bei 0,93 Prozent, nach Steuerabzug sogar bei nur 0,8 Prozent. Mit einem klassischen Sparvertrag würde der Mann 54.800 Euro erwirtschaften, selbst wenn die aktuell niedrigen Zinsen festgeschrieben würden.
    Einige große Versicherer haben ihr Lebensversicherungsgeschäft aufgegeben. Die Allianz, die in diesem Bereich im vergangenen Quartal einen Ergebniseinbruch um 13 Prozent erlitten hält aber an diesem Geschäft fest. Vorstandschef Oliver Bäte sagte heute auf einer Telefonkonferenz: "Wir glauben an die Lebensversicherung, denn unsere neu entwickelten Produkte erlauben es unseren Kunden, auch in Zeiten niedriger Zinsen sehr effektiv für ihr Alter vorzusorgen."
    Banksparplan als Alternative
    Effektiv vorzusorgen, bedeutet aber auch, mehr Risiken einzugehen. Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen fällt der Garantiezins, der aktuell noch bei 1,25 Prozent liegt, weg. Der Ertrag hängt vom Erfolg des Fonds ab oder anders gesagt: Die Rente hängt am Dax. Oder aber der Vertrag sieht eine feste Summe vor, die bei Eintritt ins Rentenalter monatlich ausgeschüttet wird. Der Mann aus unserer Modellrechnung erhält 52.531 Euro zugesprochen, eine Monatsrente in Höhe von 160 Euro. Um seine eingezahlte Summe zurück zu erhalten, müsste er 98 Jahre alt werden.
    Das sei alles unflexibel und intransparent, sagt Brigitte Mayer. Die Verbraucherschützerin rät zu Banksparplänen. In Zeiten von Arbeitslosigkeit oder Krankheit werde weniger gespart, in guten Jahren eben mehr. Um den Todesfall abzusichern, bräuchten Verbraucher eine Risikolebensversicherung. Brigitte Mayer: "Die Risikolebensversicherung ist hier immer die bessere Wahl, weil ich hier immer den Todesfallschutz absichere und weil ich beispielsweise beim Immobilienerwerb oder bei Absicherung der eigenen Kinder sehr viel höhere Summen absichern kann für kleines Geld."
    Die Versicherer argumentieren stets damit, dass sie ja mehr ausschütteten als die garantierte Summe, doch das ist keineswegs in Stein gemeißelt. Schon jetzt erlaubt der Gesetzgeber dass Versicherer ihre Kunden weniger stark an ihren Reserven beteiligen müssen als zuvor. Das bedeutet konkret: Die laufende Verzinsung, auch bei bestehenden Verträgen, sinkt.