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LED-Leuchten auf Straßen
Lichtdimmung gefährdet Sicherheit

In Berlin werden derzeit 600 Gaslaternen auf LED-Betrieb umgestellt. Rund 4.000 Euro kostet die Umrüstung, Betriebskosten und Energieverbrauch sinken. Da das Licht sehr hell ist, wird darüber diskutiert, es zu dimmen. Forscher warnen aufgrund des menschlichen Sehverhaltens jedoch vor den Folgen für die Verkehrssicherheit.

Von Thomas Gith |
    Eine Straßenlampe mit LED-Leuchten steht am 29.11.2012 in Sandhausen (Baden-Württemberg).
    Rund 4.000 Euro kostet es, einen Laternenmast von Gas auf LED umzurüsten. (picture alliance / dpa / Uwe Anspach)
    Die Schierker Straße in Berlin Neukölln: Neben einem großen Park stehen Altbauten, in der Abenddämmerung fahren Autos über Kopfsteinpflaster. Auf dem Bürgersteig gibt es gusseiserne Gaslaternen, die hier in den 30er Jahren montiert wurden: Es sind rund dreieinhalb Meter hohe, gerade Masten mit einem kegelförmigen Lampenaufsatz. Insgesamt 600 der Gaslaternen stellt der Berliner Senat hier derzeit auf LED-Betrieb um.
    "Wenn wir von Gas auf LED umrüsten, müssen wir die alte Gasleuchte vom Gasnetz trennen. Wir trennen die Leuchte und demontieren Mast und Leuchte. Wir transportieren den Mast in die Werkstatt, lassen den Mast auf einen Elektromast umrüsten und stellen Mast und neue LED-Leuchte möglichst an den gleichen Standort wieder."
    Rund 4.000 Euro kostet es, einen Mast entsprechend umzurüsten. Eine Investition, die sich langfristig lohnt: Denn die historischen Lampenmasten bleiben im Stadtbild erhalten und durch den LED-Betrieb sinken die Betriebskosten und der Energieverbrauch. Bei den LED-Leuchten werden rund 30 Prozent der Energie direkt in Licht für die Straßenbeleuchtung umgewandelt. Ganz anders ist der Wirkungsgrad bei den Gasleuchten, sagt Evelyn Hoffschröer von der Umweltverwaltung des Berliner Senats.
    "Die Gasleuchten verbrauchen 97 Prozent alleine um Wärme zu produzieren und nicht Licht. Wir sparen sehr, sehr viel an Betriebskosten. Eine Gasleuchte ist etwa 300 Euro im Jahr teurer als eine LED-Leuchte. Wenn wir Gas sparen, Energie sparen, sparen wir natürlich auch am Co2-Ausstoß, 500 Tonnen sind es hier im gesamten Gebiet."
    Dimmung ist nicht vertretbar
    Gerechnet auf ein Jahr. Und 180.000 Euro spart die Stadt jährlich bei den Betriebskosten. Die gute Lichtausbeute und ein geringer Stromverbrauch gelten allgemein als die großen Vorteile der LED. In der internationalen Beleuchtungskommission, die Empfehlungen für die Straßenbeleuchtung ausspricht, wurde diskutiert, ob sich mit der LED-Straßenbeleuchtung prinzipiell noch mehr Energie einsparen lässt. Der Grund: Wegen seines hohen Blauanteils wird LED-Licht als sehr hell empfunden. Es schien daher möglich, die Leuchten zu dimmen.
    Eine Arbeitsgruppe um Professor Stephan Völker vom Institut für Lichttechnik der TU Berlin hat daher untersucht, wie sich eine gedimmte LED-Beleuchtung auf die Verkehrssicherheit auswirkt. Bei nächtlichen Autotouren analysierten die Forscher, wie gut die Fahrer Hindernisse auf der Fahrbahn und am Straßenrand wahrnehmen.
    "Wenn ich jetzt eine solche Lichtquelle absenke und damit 25 Prozent weniger Energie aufwende, verliere ich gleichzeitig Sehleistung auf der Straße. Das heißt, ein Kind, das peripher am Rand steht, auf dem Fußweg läuft, das werde ich möglicherweise besser sehen oder zumindest gleich sehen. Wenn das Kind aber auf die Straße läuft, dann wird es nicht mehr sichtbar sein, oder zumindest die Gefahr, dass es dann nicht mehr sichtbar ist, ist deutlich höher."
    Denn das menschliche Auge verarbeitet die gleiche Lichtsituation sehr unterschiedlich. An seinen Rändern hat das Auge viele Stäbchen, die blauwelliges Licht gut aufnehmen. LED-Lichtquellen auf den Bürgersteigen erscheinen Autofahrern, die nach vorne blicken, daher sehr hell. Beim Blick auf die Straße, dem nach vorne gerichteten fovealem Sehen, wird das Licht vom Auge weniger intensiv wahrgenommen. Die LED-Lampen zu dimmen lässt sich daher nicht vertreten, folgert der Forscher.
    "Wenn ich im Straßenverkehr eine kritische Situation bewerten will, die vor allem durch ein foveales Erkennen von Objekten geprägt ist, dann darf ich eben nicht absenken, weil ich ansonsten riskiere, dass ich Objekte, die ich eigentlich sehen sollte, plötzlich nicht mehr sehe."
    Historische Beleuchtung mit LED-Technik
    Kinder, Tiere oder gefährliche Gegenstände auf der Straße würden also leicht übersehen. Das LED-Licht pauschal zu senken, könnte damit die Verkehrssicherheit beinträchtigen. Und unangenehm oder grell muss ihr Licht auch nicht sein. Deutlich wird das im mittlerweile nächtlichen Neukölln.
    "Wir stehen hier vor zwei Leuchten, die eine ist mit Gas betrieben, die andere mit LED betrieben. Man sieht vom äußeren Erscheinungsbild sind sie identisch. Und das Lichtbild ist doch auch sehr, sehr ähnlich."
    Denn die für die Straßenbeleuchtung allgemein verwendeten LED-Leuchten mit blauem Lichtanteil wurden in Berlin-Neukölln verändert: Das Farbspektrum wurde so umgewandelt, dass es das warme Licht der Gasleuchten nahezu perfekt imitiert. Eine historische Straßenbeleuchtung mit LED-Technik also.