Archiv

Legale Schummelei
Stromverbrauch bei vielen Lampen offenbar geschönt

Nicht nur bei Abgaswerten von Autos wird geschummelt, auch der Stromverbrauch bei vielen Lampen stimmt offensichtlich nicht mit dem überein, was Hersteller angeben. Nach Angaben der EU-Kommission in Brüssel nutzen Hersteller laxe Vorschriften in der Europäischen Union aus, um bessere Energiewerte anzugeben.

17.12.2015
    LED-Lampen helfen Energie zu sparen
    LED-Lampen sollen eigentlich helfen, Energie zu sparen. (dpa / picture alliance / Armin Weigel)
    Damit bestätigte ein Sprecher der EU-Kommission einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung". Die Abweichungen seien der Brüsseler Behörde seit 2011/2012 bekannt. Sie habe das Gesetz für Energielabel bereits 2012 geändert, um zu hohe Toleranzen auszuschließen.
    Hohe Messtoleranzen bei den Verbrauchsangaben werden ausgenutzt
    Nach Angaben der EU-Kommission gilt die sogenannte Ökodesign-Richtlinie. Hersteller von Leuchtmitteln - wie Energiespar-, Halogen- und LED-Lampen - müssen die Energieeffizienz auf einer Skala angeben; die Leistung der Leuchte in Watt und ihre Helligkeit in Lumen. Diese Werte werden im Labor gemessen. Für jeden Wert gibt es allerdings Fehlertoleranzen. Nach der Gesetzesänderung müssen Hersteller Lampen mit einem höheren Verbrauch auf der Skala herabstufen. Allerdings - so der Kommissionssprecher - solle die Richtlinie im kommenden Jahr überarbeitet werden.
    Der größte deutsche Leuchtmittelhersteller Osram räumte gegenüber der Zeitung ein, Toleranzen zu nutzen, sie aber nicht auszuschöpfen. Das Unternehmen betonte, würden die gesetzlichen Vorgaben verschärft, werde es mehr Ausschuss in der Produktion geben. Dies wiederum mache die Lampen teurer. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer forderte von der Bundesregierung, sich für eine Novelle der Ökodesign-Richtlinie einzusetzen. Zugleich plädierte er für eine staatliche Behörde, die die Produkttests der Hersteller auf ihre Richtigkeit überprüfen solle.
    Verbrauchern entstehen hohe Mehrkosten
    Der europäische Umweltschutz-Dachverband, EEB, geht davon aus, dass Verbrauchern pro Jahr Mehrkosten von bis zu zwei Milliarden Euro entstünden, weil die Lampen mehr Strom verbrauchten als angegeben. Nach Angaben des Verbands sind rund 30 weitere Produktkategorien betroffen, darunter Wasserboiler, Waschmaschinen und Kühlschränke. Das offene Schlupfloch sei eine Einladung an die Hersteller, betonte der EEB.
    Dabei hatte die EU-Kommission 2009 das Verbot der Glühlampe beschlossen, um Energie einzusparen. Deren Abschaffung erfolgte stufenweise. Ersetzt wurde die Glühbirne durch Energiesparlampen, zu denen auch LED- und Halogenlampen gehören.
    (sh/tj)