"Es gibt einen berühmten Ausspruch von Bob Dylan über das großartige 'All along the watchtower'. Hendrix hätte einen kleinen Song genommen und bis an die Stratosphäre aufgeblasen, und er hätte ein gewaltiges Kunstwerk daraus gemacht", sagt der Gitarrist und Hendrix-Biograph Hannes Fricke.
Mit seiner Interpretation des Bob-Dylan-Songs setzt Jimi Hendrix 1968 einen Meilenstein der Rockgeschichte, und sein damals aktuelles Album "Electric Ladyland", das dritte, das er mit seiner legendären Band "Jimi Hendrix Experience" aufnimmt, erhält von allen Seiten großes Lob.
Hendrix' Selbstverständnis
Hendrix selbst beschreibt seine Musik als laut, frech, spielerisch und rebellisch. Außerdem wolle er schöne Geschichten erzählen und bestimmte Dinge ausdrücken.
Man ist erwartungsvoll gespannt auf das, was noch von ihm kommen wird. Doch "Electric Ladyland" ist das letzte Studioalbum des einzigartigen Gitarristen.
Beim alkoholkranken Vater aufgewachsen
Jimi Hendrix wird im November 1942 in Seattle im US-Bundesstaat Washington geboren. Seine Mutter hat die Familie früh verlassen. Er und sein Bruder wachsen beim alleinerziehenden Vater auf, einem cholerischen Trinker.
"Die beiden Söhne mussten alles abschließen, alle Rollläden runterlassen, damit die Sozialfürsorge nicht reinkommen konnte. Häufig haben Nachbarn die Ernährung der Jungs übernommen, weil der Vater irgendwie auf wechselnden Jobs unterwegs war. Und das Ganze hat Hendrix schon sehr stark geprägt."
Die Musik wird für den talentierten Jungen zum Fluchtpunkt, die Gitarre zu seiner Gefährtin und der Rhythm’n’Blues zu seiner Spielwiese.
Nach Schul- und Militärzeit schließt sich Hendrix verschiedenen Bands an und steht jeden Abend als Gitarrist für ein paar Dollar auf den Bühnen verrauchter Clubs. Er ist gut, aber in den USA nur eines unter vielen Blues-Talenten.
Der britische Musikmanager Chas Chandler erkennt sein Potential und holt ihn 1966 in die Musikmetropole London, wo ein wahres Bluesfieber ausgebrochen ist. Viele Bands kopieren dort den Sound aus den USA. Doch Hendrix spielt seine britische Konkurrenz regelrecht an die Wand.
Seine Lust am Experimentieren, seine Fingerfertigkeit und seine atemberaubenden Bühnenshows machen ihn zum Gitarren-Gott. Er bearbeitet die Saiten mit Zunge und Zähnen, setzt beim Monterey-Festival seine Gitarre theatralisch in Brand und intoniert in Woodstock die Amerika-Hymne.
Hendrix hetzt von einem Auftritt zum nächsten, gründet mit der "Band of Gypsies" eine neue Formation und erfüllt sich den Traum vom eigenen Aufnahmestudio in New York. Er wird zum rastlosen Rockstar. Richtig zuhause fühlt er sich nirgends., sagt Biograf Hannes Fricke:
"Es gab um ihn einen riesen Tross von Bewunderern und Speichelleckern. Ganz wenig gab es Leute, denen er vertraut hat. Richtig Glück gehabt mit Freunden hat er nicht."
Dafür jede Menge Affären, LSD, Schlaftabletten, Alkohol. Mit fatalen Folgen. Seine letzten Auftritte in Europa werden zum Fiasko. Er ist frustriert, legt eine Arbeitspause ein und verbringt in London seine letzten Tage mit dem deutschen Groupie Monika Dannemann.
Hendrix' Tod wirft weiter Fragen auf
In ihrem Hotelzimmer bricht Jimi Hendrix am späten Vormittag des 18. September 1970 zusammen. Er wird ins Krankenhaus gebracht, wo man ihn nach einer Notbehandlung um 12:45 Uhr für tot erklärt. In einem Polizeiverhör verwickelt sich Monika Dannemann später in Widersprüche. Dazu Hendrix-Biograf Hannes Fricke"Sie sagt, sie sei morgens aufgewacht und neben ihr lag Hendrix und hätte noch geatmet, es wäre alles in Ordnung gewesen, sie hätte die Gardinen aufgezogen, sei dann rausgegangen, irgendwas besorgen. Die Krankenwagenfahrer haben aber ausgesagt, dass Hendrix längst tot war und sie eine halbe Stunde Wiederbelebungsversuche gemacht haben. Man kann eigentlich letztlich nicht sagen, was passiert ist."
Die Obduktion ergibt, dass Hendrix an seinem Erbrochenen erstickt ist, nachdem er kurz vor seinem Tod Aufputschmittel und starke Schlaftabletten eingenommen hatte.
Der frühe Tod mit 27 Jahren, die spektakulären Konzerte und das musikalische Vermächtnis machen Jimi Hendrix zur unsterblichen Rocklegende.