Auch wenn es blamabel anmutet, dass sich offenbar kein größeres Haus zu einer Würdigung von Arno Fischer zu seinem achtzigsten Geburtstag verstehen konnte - das Dresdner Leonhardi-Museum ist dennoch ein denkbar passender Ort, diesen großartigen Fotografen zu ehren, dessen Leben und Werk ein Teil jüngster deutscher Fotografiegeschichte darstellt. Schon zu DDR-Zeiten hat das kleine, immer leicht verschroben wirkende Fachwerkhaus mit Spitzgiebel und Türmchen gern den Nonkonformisten eine Bühne geboten und kann auch heute gut und gern auf offiziöses Brimborium verzichten.
Die Ausstellung beschränkt sich auf Stichproben aus verschiedenen Werkphasen: im Untergeschoss mit den engen, dicht aneinander gedrängten Räumen, bei deren Betreten man den Kopf einziehen muss, hängen einige ausgewählte Ausschnitte aus Schwarzweiß-Serien Fischers der Fünfziger- bis Siebzigerjahre - Portraits, Schnappschüsse und im weitesten Sinn auch Landschaftsaufnahmen, die Fischers herausragende Begabung dokumentieren, den Betrachter auf fast beiläufige Weise sofort anzusprechen.
Das dunkle Gesicht des Salinenarbeiters, dessen erschöpfter Blick in zwei verschiedene Richtungen am Betrachter vorbei gerichtet zu sein scheint, der von Blitzlicht erhellte, lachende Polizist an einer nächtlichen Kontrollschranke oder das Gesicht, das im Nachkriegsberlin aus einem winzigen Fenster in einer Brandwand blickt, die aussieht, als sei sie aus losen Ziegeln aufgeschichtet und könnte bei leichter Berührung in sich zusammenfallen. Diese Bilder erscheinen wie Fragmente aus Erzählungen, die einem vertraut vorkommen, ohne dass der weitere Verlauf oder das Ende bekannt sein müssten.
Mit kühler Präzision arbeitet Fischer nicht nur formal, auch inhaltlich immer an der Grenze dessen entlang, was das Bild zeigen kann, mit Respekt vor dem Unsichtbaren, dem Geheimnis einer Situation, das er, ohne je hermetisch zu werden, bewahren will.
Im großen Saal des Obergeschosses wiederum sind in einer konzentrierten Hängung Auszüge aus seiner nun über drei Jahrzehnte währenden Beschäftigung mit seinem eigenen großen Garten in dem Dörfchen Gransee bei Berlin zu sehen, die das formale Interesse Fischers in den Bereich des geradezu lyrischen Bildes überführen. Mit heute fast vergessenen Polaroid-Sofortbildkameras fertigt er farblich surreal-fremdartig anmutende Detailaufnahmen, die er dann zu Triptychen zusammenstellt, so dass eine klare rhythmische Gliederung nach Farben oder Strukturen entsteht, die fast wie ein bildgewordener Strophengesang anmutet, eine synästhetische Litanei auf das Werden und Vergehen. Zu keiner Zeit aber wirken diese streng gegliederten Dreieinheiten wie Illustration oder schöne Bukolik.
Sie sind das großartige Kondensat eines fotografischen Sehens, das Generationen jüngerer Fotokünstlerinnen und -künstler bis heute geprägt hat. Der schöne Katalog der Ausstellung bringt diese kleinformatigen wie großartigen Serien erstmals in einer angemessen aufwendigen Druckversion heraus.
Zum noblen Selbstverständnis der Ausstellung gehört es auch, keine großen Worte über die Verdienste Fischers zu verlieren. Seine stilprägende Zeit für die DDR-Modefotografie etwa bei der Zeitschrift "Sibylle" wird hier nur in Andeutungen erwähnt. Seine Zeit als Lehrer wird überhaupt nicht thematisiert, was Sinn macht, denn Fischer soll als Künstler gewürdigt werden. An der Kunsthochschule Weißensee und später in der legendären Wohnung am Berliner Schiffbauerdamm sind viele heute namhafte Fotografen ausgebildet worden, und mit der vielleicht bekanntesten unter ihnen, Sibylle Bergemann, ist er seit Mitte der achtziger Jahre verheiratet. Sie taucht in zwei der Garten-Triptychen versteckt auf.
Old men should be explorers - Alte Männer sollten Kundschafter sein, heißt es in einem fast versteckt in einem Durchgang des Museums abgebrachten Gedicht von T.S. Eliot, das wohl eine Art Motto für das intensive Lebenswerk dieses noch immer rastlosen Bildfinders abgibt. Es könnte auch kaum ein passenderes geben.
Die Ausstellung beschränkt sich auf Stichproben aus verschiedenen Werkphasen: im Untergeschoss mit den engen, dicht aneinander gedrängten Räumen, bei deren Betreten man den Kopf einziehen muss, hängen einige ausgewählte Ausschnitte aus Schwarzweiß-Serien Fischers der Fünfziger- bis Siebzigerjahre - Portraits, Schnappschüsse und im weitesten Sinn auch Landschaftsaufnahmen, die Fischers herausragende Begabung dokumentieren, den Betrachter auf fast beiläufige Weise sofort anzusprechen.
Das dunkle Gesicht des Salinenarbeiters, dessen erschöpfter Blick in zwei verschiedene Richtungen am Betrachter vorbei gerichtet zu sein scheint, der von Blitzlicht erhellte, lachende Polizist an einer nächtlichen Kontrollschranke oder das Gesicht, das im Nachkriegsberlin aus einem winzigen Fenster in einer Brandwand blickt, die aussieht, als sei sie aus losen Ziegeln aufgeschichtet und könnte bei leichter Berührung in sich zusammenfallen. Diese Bilder erscheinen wie Fragmente aus Erzählungen, die einem vertraut vorkommen, ohne dass der weitere Verlauf oder das Ende bekannt sein müssten.
Mit kühler Präzision arbeitet Fischer nicht nur formal, auch inhaltlich immer an der Grenze dessen entlang, was das Bild zeigen kann, mit Respekt vor dem Unsichtbaren, dem Geheimnis einer Situation, das er, ohne je hermetisch zu werden, bewahren will.
Im großen Saal des Obergeschosses wiederum sind in einer konzentrierten Hängung Auszüge aus seiner nun über drei Jahrzehnte währenden Beschäftigung mit seinem eigenen großen Garten in dem Dörfchen Gransee bei Berlin zu sehen, die das formale Interesse Fischers in den Bereich des geradezu lyrischen Bildes überführen. Mit heute fast vergessenen Polaroid-Sofortbildkameras fertigt er farblich surreal-fremdartig anmutende Detailaufnahmen, die er dann zu Triptychen zusammenstellt, so dass eine klare rhythmische Gliederung nach Farben oder Strukturen entsteht, die fast wie ein bildgewordener Strophengesang anmutet, eine synästhetische Litanei auf das Werden und Vergehen. Zu keiner Zeit aber wirken diese streng gegliederten Dreieinheiten wie Illustration oder schöne Bukolik.
Sie sind das großartige Kondensat eines fotografischen Sehens, das Generationen jüngerer Fotokünstlerinnen und -künstler bis heute geprägt hat. Der schöne Katalog der Ausstellung bringt diese kleinformatigen wie großartigen Serien erstmals in einer angemessen aufwendigen Druckversion heraus.
Zum noblen Selbstverständnis der Ausstellung gehört es auch, keine großen Worte über die Verdienste Fischers zu verlieren. Seine stilprägende Zeit für die DDR-Modefotografie etwa bei der Zeitschrift "Sibylle" wird hier nur in Andeutungen erwähnt. Seine Zeit als Lehrer wird überhaupt nicht thematisiert, was Sinn macht, denn Fischer soll als Künstler gewürdigt werden. An der Kunsthochschule Weißensee und später in der legendären Wohnung am Berliner Schiffbauerdamm sind viele heute namhafte Fotografen ausgebildet worden, und mit der vielleicht bekanntesten unter ihnen, Sibylle Bergemann, ist er seit Mitte der achtziger Jahre verheiratet. Sie taucht in zwei der Garten-Triptychen versteckt auf.
Old men should be explorers - Alte Männer sollten Kundschafter sein, heißt es in einem fast versteckt in einem Durchgang des Museums abgebrachten Gedicht von T.S. Eliot, das wohl eine Art Motto für das intensive Lebenswerk dieses noch immer rastlosen Bildfinders abgibt. Es könnte auch kaum ein passenderes geben.