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Legende des Bebop

Schlagzeuger im jüngeren Jazz sind immer auch Bandleader gewesen. Einer von ihnen war Max Roach, der mit Miles Davis und Charlie Parker spielte. Er ist im Alter von 83 in New York Jahren gestorben und gilt als einer der Väter des Hard Bob.

Von Bert Noglik | 17.08.2007
    Max Roach verkörperte eine Tradition, die in einem langen Kontinuum von den afrikanischen Trommeln über die frühen Schlagzeuger des Jazz bis in die Gegenwart reicht. Wollte man ihn mit wenigen Worten beschreiben, wären es diese: Vitalität und Weisheit, Vehemenz und Würde. Das Schlagzeugspiel von Max Roach hat die jazzmusikalischen Entwicklungen nicht nur begleitet, sondern vorangetrieben. Seinen Kompositionen gab er Titel wie "Speak, Brother, Speak" oder "Drum Conversation". Trommeln - emanzipiert von der dienenden Funktion des Begleitens, selbstbewusst begriffen als Sprache.

    Max Roach, geboren 1924 in New Land, North Carolina, kam als Vierjähriger nach New York. Mit acht Jahren spielte er in Marschkapellen, mit zwölf hatte er sein erstes eigenes Schlagzeug. Bereits während seines Studiums an der Manhattan School of Music hörte man ihn in jenen Klubs, die für die Jazzinnovatoren zu Klanglaboratorien wurden. Er war dabei, als Miles Davis das Album "Birth Of The Cool" einspielte, und er hat in wegweisenden Gruppen mit Charlie Parker, Dizzy Gillespie und Clifford Brown mitgewirkt. Max Roach intensivierte die Kraft elementarer Mitteilung, und er vermochte diese zugleich mit unerhörten Finessen anzureichern, zu sublimieren. Mit dem Rhythmus, hat er einmal gesagt, müsse man versuchen so umzugehen, wie das Bach mit der Melodie umgegangen ist.

    Max Roach hat dem Jazz mit Klangsensibilität neue Dimensionen erschlossen. Doch er offenbarte in seinem Spiel auch aggressive Züge, insbesondere wenn es darum ging, die Rassendiskriminierung anzuprangern. Mit "We Insist! Freedom Now Suite", einer Suite, gemeinsam realisiert mit der Sängerin Abbey Lincoln, hat er eingegriffen in die Kämpfe seiner Zeit.

    Max Roach schuf Bühnenmusiken und Orchesterwerke, er integrierte Streichquartette, Gospel-Chören, Video-Künstler, Rapper und Break Dancer. Und er hat zur Aufnahme der berühmten Rede von Martin Luther King, "I Have A Dream", Schlagzeug gespielt. Die Emanzipation des Schlagzeugs war sein Lebensthema, nicht abzutrennen von der Forderung "Freedom Now".
    In beidem bleibt er aktuell und für jüngere Jazzmusiker ein Vorbild, über sein Ableben hinaus.