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Lehren aus Corona
Historiker Clark: Pandemien verschwinden aus kollektivem Bewusstsein

Der Historiker Christopher Clark glaubt eher nicht, dass Menschen später mal Lehren aus der Coronakrise ziehen. Der Blick auf vergangene Pandemien zeige, dass das Vergessen zum Erholungsprozess gehöre, sagte er im Dlf.

Christopher Clark im Gespräch mit Birgid Becker |
24.05.2020, Berlin. Unbekannte haben ein selbstgemaltes Plakat mit der ironischen Aufschrift "Alles egal Hauptsache Autohaeuser auf! auf einen Bauzaun geklebt, um dagegen zu protestieren, dass Autohaeeuser in der Corona-Krise oeffnen duerfen, waehrend andere Einrichtungen geschlossen bleiben muessen. Foto: Wolfram Steinberg/dpa | Verwendung weltweit
"Angst-Verdrossenheit" sei ein bekanntes Phänomen in Pandemien, so der Historiker Clark (Picture Alliance / dpa / Wolfram Steinberg)
"Pandemien verschwinden sehr bald aus dem kollektiven Bewusstsein", sagte der Historiker Christopher Clark im Deutschlandfunk. Das sei "irgendwie ein Teil des Erholungsprozesses". Anders als Kriege würden Krankheiten aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden. Es sei deshalb aus seiner Sicht fragwürdig, ob Lehren aus der Coronakrise gezogen werden.
Der australische Historiker Christopher Clark, aufgenommen vor der Auftaktveranstaltung des Philosophie-Festivals Phil.Cologne am 17.05.2016 im WDR-Funkhaus in Köln.
Der Historiker Christopher Clark. (picture alliance / dpa / Thilo Schmülgen)
Das Reflektieren der Vergangenheit sei aber in Zeiten einer Pandemie hilfreich, denn es lehre, dass "wir nicht die Ersten sind, die vor solchen Herausforderungen gestanden haben", sagte Clark. Solches Nachdenken etwa über die Angst vor Seuchen in vergangenen Jahrhunderten könne einen "Weg aus der Gefangenschaft in der Gegenwart" weisen.
Schwarzweiß-Aufnahme um 1918: Frauen mit Mundschutz stehen mit Tragen neben Krankenwagen des Roten Kreuz in St. Louis.
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Leere Straßen, Restaurants, Theater und Kinos – alles geschlossen. Ein Virus hält Europa und die ganze Welt im Griff. Die Rede ist nicht von heute, sondern vom Herbst 1918. Vor 102 Jahren wütete weltweit die sogenannte Spanische Grippe.
Die Pandemie nicht wahrhaben wollen
Der Blick auf die Geschichte, auf den Umgang mit und das Meistern von Krankheiten, könne helfen, sogar eine beruhigende Wirkung haben. "Die Angst vor der Krankheit ist eine Konstante, die hat es schon immer gegeben", sagte Clark. Auch die "Angst-Verdrossenheit" sei aus der Geschichte bekannnt. Auch vor Jahrhunderten habe es Leute gegeben, die Einschränkungen wegen einer Pandemie nicht wahrhaben wollten - etwa in Florenz zu Zeiten der Pest.
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Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)