Deutschstunde an der Mendoza-Gesamtschule in der südniederländischen Stadt Breda: Lehrerin Betty Boon übt mit ihren Schülern die Beugung von starken und schwachen Verben. Gar nicht so leicht: .
" ...Fahrst du....nein, fährst du...nach Hause...."
Betty ist 49 Jahre alt und erst seit drei Jahren Oberstudienrätin. Sie war zuletzt Sekretärin und hat auf dem zweiten Bildungsweg deutsche Sprache und Literatur studiert. Schon während ihres Studiums stand sie vor der Klasse. Denn jeder zweiten Schule in den Niederlanden macht der Lehrermangel zu schaffen. Besonders gesucht werden Pädagogen für die naturwissenschaftlichen Fächer, für Wirtschaft, Mathematik - und für Deutsch:
"Ich konnte mir den Job aussuchen, ich konnte sogar Gehaltsforderungen stellen. Und ich hätte auch Extras wie ein Lease-Auto zur Bedingung machen können"
Arbeitsvermittlungsbüros können das nur bestätigen. Das Geld muss an anderer Stelle wieder eingespart werden, denn bezahlt werden diese Extrakosten vom ganz normalen Schulbudget. Die Not ist so groß, dass sich Schulen inzwischen sogar gegenseitig die Lehrer auszuspannen versuchen. Sie schalten Personalabwerber ein, die Privatadressen von Lehrern sammeln. "Die rufen sie dann zuhause an und bieten ein paar Gehaltsstufen mehr", weiß Jos Deelen vom Arbeitsvermittlungsbüro de Vocare in Uden. Dabei geht es um bis zu 800 Euro netto pro Monat:
"Goldene Zeiten sind für die Lehrer dennoch nicht angebrochen, in der Wirtschaft wird weitaus mehr verdient. Unsere Regierung investiert einfach zu wenig in unsere Schulen! Wir geben noch nicht einmal sechs Prozent unseres Bruttoinlandproduktes für Bildung aus, selbst in Mexiko sind es mehr!"
Jos Deelen hat auch Betty Boon an die Mendoza-Schule vermittelt - und dafür gesorgt, dass sie mit einem weitaus höheren Gehalt als normal einsteigen konnte. Wie viel, das wollen beide aus Rücksicht auf Bettys Kollegen nicht verraten: Als Sekretärin allerdings, soviel sei gesagt, hat Betty nicht viel weniger verdient. Und das, obwohl sie nun als Studienrätin ein höheres Anfangsgehalt bekommt als normal und - frisch von der Uni weg - genauso viel verdient, wie viele Kollegen erst nach 15 Jahren. Für die sei das ganz schön bitter, sagt der Direktor der Mendoza-Schule Gerard Olthof:
"Vor 10 Jahren noch sei es unvorstellbar gewesen, mit einem Lehrer über dessen Gehalt zu verhandeln.."
Maximal kann ein niederländischer Lehrer 4.500 Euro brutto monatlich verdienen. Das entspricht dem europäischen Durchschnitt. Bloß: Ein niederländischer Lehrer muss weitaus länger darauf warten, nämlich 18 Jahre. Und er muss dafür mehr arbeiten:
Erstens sind die Klassen mit bis zu 30 Schülern überdurchschnittlich groß - und wegen des Lehrermangels müssen niederländische Lehrer an manchen Schulen sogar bereits in zwei Klassen gleichzeitig Unterricht geben - also von einem Klassenzimmer ins andere laufen.
Zweitens sind bis zu 50 Wochenstunden keine Ausnahme, denn ein niederländischer Lehrer steht durchschnittlich 25 Stunden pro Woche vor der Klasse. In den anderen EU-Ländern sind es unter 20:
""In keinem anderen EU-Land arbeiten die Lehrer so viel wie bei uns!"
Inzwischen hat die Regierung Gegenmaßnahmen ergriffen: Lehramtsstudenten dürfen sich schon nach dem Bachelor-Abschluss vor die Klasse stellen. Die höchste Gehaltsstufe kann schon nach 12 und nicht erst 18 Jahren erreicht werden. Zur Senkung des Arbeitsdrucks dürfen Lehrer bei gleichem Gehalt 20 Prozent weniger arbeiten. Mit einer Blitzumschulung sollen Fachkräfte aus der Wirtschaft dazu gebracht werden, nach ihrer Pensionierung noch als Lehrer einzusteigen. "Völlig falsch", schimpft Direktor Olthof: Langfristig werde das Problem dadurch nur noch größer:
"Man kann doch keine Studenten oder Rentner vor die Klasse stellen! Lehrer sein ist ein Fach! Das kann man nicht einfach so nebenbei tun. So nach dem Motto: 'Wenn alles andere schief geht, kann man ja immer noch den Lehrer spielen'. Um das Problem wirklich zu lösen, müssen wir bereit sein, mehr in die Schulen zu investieren! Und da geht es um Milliarden, wirklich um Milliarden!"
" ...Fahrst du....nein, fährst du...nach Hause...."
Betty ist 49 Jahre alt und erst seit drei Jahren Oberstudienrätin. Sie war zuletzt Sekretärin und hat auf dem zweiten Bildungsweg deutsche Sprache und Literatur studiert. Schon während ihres Studiums stand sie vor der Klasse. Denn jeder zweiten Schule in den Niederlanden macht der Lehrermangel zu schaffen. Besonders gesucht werden Pädagogen für die naturwissenschaftlichen Fächer, für Wirtschaft, Mathematik - und für Deutsch:
"Ich konnte mir den Job aussuchen, ich konnte sogar Gehaltsforderungen stellen. Und ich hätte auch Extras wie ein Lease-Auto zur Bedingung machen können"
Arbeitsvermittlungsbüros können das nur bestätigen. Das Geld muss an anderer Stelle wieder eingespart werden, denn bezahlt werden diese Extrakosten vom ganz normalen Schulbudget. Die Not ist so groß, dass sich Schulen inzwischen sogar gegenseitig die Lehrer auszuspannen versuchen. Sie schalten Personalabwerber ein, die Privatadressen von Lehrern sammeln. "Die rufen sie dann zuhause an und bieten ein paar Gehaltsstufen mehr", weiß Jos Deelen vom Arbeitsvermittlungsbüro de Vocare in Uden. Dabei geht es um bis zu 800 Euro netto pro Monat:
"Goldene Zeiten sind für die Lehrer dennoch nicht angebrochen, in der Wirtschaft wird weitaus mehr verdient. Unsere Regierung investiert einfach zu wenig in unsere Schulen! Wir geben noch nicht einmal sechs Prozent unseres Bruttoinlandproduktes für Bildung aus, selbst in Mexiko sind es mehr!"
Jos Deelen hat auch Betty Boon an die Mendoza-Schule vermittelt - und dafür gesorgt, dass sie mit einem weitaus höheren Gehalt als normal einsteigen konnte. Wie viel, das wollen beide aus Rücksicht auf Bettys Kollegen nicht verraten: Als Sekretärin allerdings, soviel sei gesagt, hat Betty nicht viel weniger verdient. Und das, obwohl sie nun als Studienrätin ein höheres Anfangsgehalt bekommt als normal und - frisch von der Uni weg - genauso viel verdient, wie viele Kollegen erst nach 15 Jahren. Für die sei das ganz schön bitter, sagt der Direktor der Mendoza-Schule Gerard Olthof:
"Vor 10 Jahren noch sei es unvorstellbar gewesen, mit einem Lehrer über dessen Gehalt zu verhandeln.."
Maximal kann ein niederländischer Lehrer 4.500 Euro brutto monatlich verdienen. Das entspricht dem europäischen Durchschnitt. Bloß: Ein niederländischer Lehrer muss weitaus länger darauf warten, nämlich 18 Jahre. Und er muss dafür mehr arbeiten:
Erstens sind die Klassen mit bis zu 30 Schülern überdurchschnittlich groß - und wegen des Lehrermangels müssen niederländische Lehrer an manchen Schulen sogar bereits in zwei Klassen gleichzeitig Unterricht geben - also von einem Klassenzimmer ins andere laufen.
Zweitens sind bis zu 50 Wochenstunden keine Ausnahme, denn ein niederländischer Lehrer steht durchschnittlich 25 Stunden pro Woche vor der Klasse. In den anderen EU-Ländern sind es unter 20:
""In keinem anderen EU-Land arbeiten die Lehrer so viel wie bei uns!"
Inzwischen hat die Regierung Gegenmaßnahmen ergriffen: Lehramtsstudenten dürfen sich schon nach dem Bachelor-Abschluss vor die Klasse stellen. Die höchste Gehaltsstufe kann schon nach 12 und nicht erst 18 Jahren erreicht werden. Zur Senkung des Arbeitsdrucks dürfen Lehrer bei gleichem Gehalt 20 Prozent weniger arbeiten. Mit einer Blitzumschulung sollen Fachkräfte aus der Wirtschaft dazu gebracht werden, nach ihrer Pensionierung noch als Lehrer einzusteigen. "Völlig falsch", schimpft Direktor Olthof: Langfristig werde das Problem dadurch nur noch größer:
"Man kann doch keine Studenten oder Rentner vor die Klasse stellen! Lehrer sein ist ein Fach! Das kann man nicht einfach so nebenbei tun. So nach dem Motto: 'Wenn alles andere schief geht, kann man ja immer noch den Lehrer spielen'. Um das Problem wirklich zu lösen, müssen wir bereit sein, mehr in die Schulen zu investieren! Und da geht es um Milliarden, wirklich um Milliarden!"