900 Lehrkräfte fehlten laut Berechnungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW in Sachsen-Anhalt. Von diesen 900 Stellen seien nur 500 besetzt worden. Dany Hambach vom Landesvorstand der GEW Sachsen-Anhalt ist selbst Schulleiterin an der Sekundarschule in Landsberg und berichtet, einige der eingestellten Lehrkräfte seien auch noch nicht zu Beginn des Schuljahrs anwesend, sondern besuchten zunächst im Oktober einen Qualifizierungslehrgang. In Sachsen-Anhalt werden seit kurzem auch Bachelorstudenten angenommen, die dann an den Schulen befristet angestellt werden und nebenbei im Master weiterstudieren. Dies sei eine gute Praxis, so Hambach. Sie könnten in den Schulen mitarbeiten und sich dabei schon engagieren. Dafür bräuchte man allerdings auch flexiblere, eventuell auch digitale Angebote im Studium, sodass den Lehramtsstudenten die Arbeit an den Schulen ermöglicht würde.
Seiteneinsteiger an Schulen
Bei der Frage, ob Seiteneinsteiger frischen Wind ins Klassenzimmer bringen, komme es sehr auf die einzelne Person an und ob sie kommunikativ, teamfähig und konfliktfähig sei und starke Nerven habe. Am besten sei es, so Hambach, wenn diese Personen bereits vorher Erfahrungen gesammelt haben, etwa als Vertretungslehrkräfte oder anhand von Angeboten an Ganztagsschulen. Die Auseinandersetzung mit der Lehrerrolle als Berater, der unterrichten muss, der den Kindern das mit auf den Weg gibt, was sie im späteren Leben brauchen, sei sehr wichtig.
Insbesondere sei man sie auf der Suche nach Lehrkräften mit den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik sowie mit Wirtschaft oder Technik. An Dany Hambachs Sekundarschule mit 400 Schülern und 40 Lehrern fehlen aktuell zwei Lehrkräfte. Diese sollen durch organisatorische Maßnahmen, wie dem Zusammenlegen von Klassen oder das Kürzen von Fächern ersetzt werden. Eine andere Möglichkeit wäre, eine befristete Ausschreibung. Doch die Besetzung liegt in der Hand des Landes Sachsen-Anhalt.
Maßnahmen gegen Lehrermangel
Mit Blick auf den bundesweiten Lehrermangel sei es besonders wichtig, dass Seiteneinsteiger die Möglichkeit haben, vollqualifiziert zu werden. Dies würde bedeuten, dass sie durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen noch ein zweites Unterrichtsfach erhalten sowie einen berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst absolvieren. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft habe bereits eine Volksinitiative gestartet für eine bedarfsgerechte Ausstattung der Schulen mit Lehrkräften, pädagogischen Mitarbeitern und Schulsozialarbeitern. Außerdem wolle die Gewerkschaft ein Volksbegehren auf den Weg bringen, um den Bedarf im Schulgesetz Sachsen-Anhalts festzusetzen.