Norma Gertz geht früh ins Bett. Notgedrungen - arbeitet die Berlinerin doch als Lehrerin in Brandenburg.
"Wenn ich zur ersten Stunde da sein muss, fahre ich so gegen halb sieben los, aufstehen gegen halb sechs, viertel vor sechs."
Die 49-Jährige unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Gesamtschule in Birkenwerder. In Berlin wäre sie angestellt, in Brandenburg ist sie Beamtin.
"Also eigentlich fand ich die Verbeamtung völlig unsinnig, aber es wurde einem bei der Anstellung total aufgedrängt. Und die Vorteile, die man da hat. Und ein paar hundert Euro mehr im Monat, die machen schon einen Unterschied."
"Wenn ich zur ersten Stunde da sein muss, fahre ich so gegen halb sieben los, aufstehen gegen halb sechs, viertel vor sechs."
Die 49-Jährige unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Gesamtschule in Birkenwerder. In Berlin wäre sie angestellt, in Brandenburg ist sie Beamtin.
"Also eigentlich fand ich die Verbeamtung völlig unsinnig, aber es wurde einem bei der Anstellung total aufgedrängt. Und die Vorteile, die man da hat. Und ein paar hundert Euro mehr im Monat, die machen schon einen Unterschied."
Einziges Bundesland ohne Verbeamtung
Norma Gertz hat sich nicht nach dem Beamtendasein gedrängt, anderen Kolleginnen und Kollegen ist dieser abgesicherte Status dagegen sehr wichtig, weiß sie.
"Es gibt Leute, die gehen nach Brandenburg, um Beamte zu werden, und lassen sich zurück nach Berlin versetzen."
Und können so Beamte bleiben – damit tricksen sie die Berliner Bildungsverwaltung aus, die sich seit Jahren über diesen Drehtüreffekt ärgert. Aus finanziellen Gründen werden seit 2004 Lehrerinnen und Lehrer in der Hauptstadt nicht mehr verbeamtet – Stand heute ist etwa die Hälfte der Pädagogen angestellt, die andere Hälfte verbeamtet. Bundesweit hat sich die Lage verändert - Berlin mit seinen angestellten Lehrerinnen und Lehrern ist inzwischen Einzelkind im Reigen der Bundesländer.
"Und da gibt es ja den schönen Spruch, wenn dir auf der Autobahn alle Autos entgegenkommen, könnte es sein, dass du der Falschfahrer bist und nicht alle anderen. Also da muss man schon überprüfen, ob man noch den richtigen Kurs hat."
"Es gibt Leute, die gehen nach Brandenburg, um Beamte zu werden, und lassen sich zurück nach Berlin versetzen."
Und können so Beamte bleiben – damit tricksen sie die Berliner Bildungsverwaltung aus, die sich seit Jahren über diesen Drehtüreffekt ärgert. Aus finanziellen Gründen werden seit 2004 Lehrerinnen und Lehrer in der Hauptstadt nicht mehr verbeamtet – Stand heute ist etwa die Hälfte der Pädagogen angestellt, die andere Hälfte verbeamtet. Bundesweit hat sich die Lage verändert - Berlin mit seinen angestellten Lehrerinnen und Lehrern ist inzwischen Einzelkind im Reigen der Bundesländer.
"Und da gibt es ja den schönen Spruch, wenn dir auf der Autobahn alle Autos entgegenkommen, könnte es sein, dass du der Falschfahrer bist und nicht alle anderen. Also da muss man schon überprüfen, ob man noch den richtigen Kurs hat."
Diskussionen in der Berliner SPD
Sagt der Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz. Er hat sich als Erster vorgewagt und plädiert für eine Änderung der Politik. Das Land Berlin solle seine Lehrerinnen und Lehrer wieder verbeamten. Der Konkurrenzkampf zwischen den Ländern sei viel zu groß.
"Und da kann man sich nicht hinstellen und sagen, Berlin ist doch so toll und attraktiv und hier wollen alle her und dann wird das schon klappen. Es funktioniert nicht. Jede Statistik, jedes neue Schuljahr zeigt, dass wir massiv auf Quereinsteiger zurückgreifen müssen, auf Leute ohne Lehrbefähigung, auf Pensionäre, die zurück in den Schuldienst gehen. Da sind tolle engagierte Leute dabei, aber das kann's unter dem Strich nicht sein."
Bei den Hauptstadt-Sozialdemokraten ist die Debatte voll entbrannt. Die Zahl derjenigen steigt, die es für einen Standortnachteil halten, dass Berlin nur anstellt, aber nicht verbeamtet. SPD-Bildungssenatorin Sandra Scheeres plädiert für eine offene Diskussion, ähnlich der Regierende Bürgermeister Michael Müller:
"Wir sind ja auch den Weg gegangen, die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen, zu verdoppeln, den Beruf attraktiver machen, auch über ein attraktives Gehalt. Seiteneinsteigern eine Karriereoption ermöglichen, auch den Weg gehen wir, vielleicht gibt es weitere Instrumente, vielleicht gehört auch die Verbeamtung dazu."
"Und da kann man sich nicht hinstellen und sagen, Berlin ist doch so toll und attraktiv und hier wollen alle her und dann wird das schon klappen. Es funktioniert nicht. Jede Statistik, jedes neue Schuljahr zeigt, dass wir massiv auf Quereinsteiger zurückgreifen müssen, auf Leute ohne Lehrbefähigung, auf Pensionäre, die zurück in den Schuldienst gehen. Da sind tolle engagierte Leute dabei, aber das kann's unter dem Strich nicht sein."
Bei den Hauptstadt-Sozialdemokraten ist die Debatte voll entbrannt. Die Zahl derjenigen steigt, die es für einen Standortnachteil halten, dass Berlin nur anstellt, aber nicht verbeamtet. SPD-Bildungssenatorin Sandra Scheeres plädiert für eine offene Diskussion, ähnlich der Regierende Bürgermeister Michael Müller:
"Wir sind ja auch den Weg gegangen, die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen, zu verdoppeln, den Beruf attraktiver machen, auch über ein attraktives Gehalt. Seiteneinsteigern eine Karriereoption ermöglichen, auch den Weg gehen wir, vielleicht gibt es weitere Instrumente, vielleicht gehört auch die Verbeamtung dazu."
Kritik von Gewerkschaft, Grünen und Linken
Nein, sagt Berlins Finanzsenator Kollatz, die Kosten stiegen dadurch um zehn bis 15 Prozent. Auch die Gewerkschaft GEW ist keine Freundin des Beamtentums. Die Landesvorsitzende Doreen Siebernik:
"Mecklenburg-Vorpommern hat vor zwei Jahren gesagt, wir verbeamten wieder. Die Lehrerinnen und Lehrer schreien auf, weil es führt zu Ungerechtigkeiten, es sind viele, die nicht verbeamtet werden können, weil sie zu alt sind, weil sie gesundheitliche Makel haben, und Mecklenburg-Vorpommern gelingt es auch nicht, die Lehrerinnen und Lehrer in die dörflichen Regionen zu schicken."
Eine Verbeamtung erhöhe nicht die Zahl der ausgebildeten Lehrer, sagt Gewerkschaftschefin Siebernik. Im März will ein Landesparteitag der SPD über dieses Thema abstimmen. Wenn die SPD einen Pro-Beamten-Beschluss trifft, müssen noch die beiden Koalitionspartner überzeugt werden. Bislang sind Grüne und Linke dagegen, sie wollen alles so lassen wie es ist.
"Mecklenburg-Vorpommern hat vor zwei Jahren gesagt, wir verbeamten wieder. Die Lehrerinnen und Lehrer schreien auf, weil es führt zu Ungerechtigkeiten, es sind viele, die nicht verbeamtet werden können, weil sie zu alt sind, weil sie gesundheitliche Makel haben, und Mecklenburg-Vorpommern gelingt es auch nicht, die Lehrerinnen und Lehrer in die dörflichen Regionen zu schicken."
Eine Verbeamtung erhöhe nicht die Zahl der ausgebildeten Lehrer, sagt Gewerkschaftschefin Siebernik. Im März will ein Landesparteitag der SPD über dieses Thema abstimmen. Wenn die SPD einen Pro-Beamten-Beschluss trifft, müssen noch die beiden Koalitionspartner überzeugt werden. Bislang sind Grüne und Linke dagegen, sie wollen alles so lassen wie es ist.