Sitzen 200 Lehrerinnen und Lehrer in einer Schul-Aula. Und der Moderator fragt: "Wer weiß, was ein 'Fashion Haul'-Video ist?" Es stehen genau zwei Lehrerinnen auf. Und erklären, dass Youtuber bei einem "Fashion Haul" all ihre Klamotten vorstellen.
Wie etwa Jenny: "Auf Instagram fragt Ihr immer: Jenny, wo hast Du dies her und das her? Ich mach jetzt 'Hauls' zu allem, was ich mir kaufe!"
Kultusministeriums fordert Digital-Konzepte
Muss man sich so was als Pädagoge ansehen? Nicht regelmäßig, findet Deutschlehrer Markus Binder. Aber: "Ich finde, man sollte sich schon ein bisschen auskennen. Ob man’s dann selber macht, ist was anderes. Aber man macht sich lächerlich, wenn man sagt: Das ist böse, aber man weiß nicht, um was es geht."
Binder, ein junger Lehrer vom Gymnasium Bruckmühl in Oberbayern, ist zum Lehrer-Medientag gekommen, weil er die Digitalisierung der Medien so verstehen will, dass er sie seinen Schülern vermitteln kann. "Klar, Medien sind das heiße Thema. Wir an unserer Schule sind gerade dabei, dass wir uns die Digitalisierung geben, sozusagen, auch in technischer Hinsicht. Und da wollen wir alles, was beim Thema "Digitalisierung und Medien" angeboten wird, mitnehmen. Und ein Konzept entwickeln."
Das bayerische Kultusministerium, das den Lehrer-Medientag mitorganisiert, verlangt von allen bayerischen Gymnasien, bis zum Ende des übernächsten Schuljahres eigene Digital-Konzepte zu entwickeln. Eine anspruchsvolle Herausforderung, sagt Rupert Grübl, Schulleiter des Gymnasiums München-Fürstenried.
"Und wenn dann die Macher der Nachrichten bereit sind, uns dabei zu unterstützen, dann fällt das bei uns natürlich auf eine 'gemähte Wiese'." Grübl ist ein Gastgeber des ersten Lehrermedientages, der heute zeitgleich an 16 verschiedenen Schulen in Bayern stattfindet.
"Und wenn dann die Macher der Nachrichten bereit sind, uns dabei zu unterstützen, dann fällt das bei uns natürlich auf eine 'gemähte Wiese'." Grübl ist ein Gastgeber des ersten Lehrermedientages, der heute zeitgleich an 16 verschiedenen Schulen in Bayern stattfindet.
Etwa 1.200 Lehrkräfte nehmen teil, etwa Geschichtslehrerin Frederike Merkle. Sie ist vor allem am Thema "Glaubwürdigkeit der Medien" interessiert. "Da muss man wirklich drauf eingehen. Gerade was Fake News betrifft: Da muss man schon immer wieder die Glaubwürdigkeit von Quellen hinterfragen. Das fängt im Geschichtsunterricht schon an. Das kann man ihnen da sehr gut beibringen und auch auf die Moderne, die heutige Zeit übertragen."
Seriosität und Glaubwürdigkeit
Organisator des Lehrermedientages sind die bayerischen Zeitungsverlage - von der Allgäuer Zeitung bis zur Süddeutschen. Und zwar gemeinsam, sagt Markus Rick. "Weil das natürlich eine andere Verbund- und Signalwirkung erzeugt. Daran waren alle Verlage gleichermaßen interessiert - und alle haben sich wahnsinnig angestrengt."
Rick ist Hauptgeschäftsführer des Verbandes bayerischer Zeitungsverleger. Ihm ist wichtig, dass vor allem Journalisten und Redakteure der Verlage den Lehrern in zahlreichen Workshops von ihrer Arbeit berichten. "Weil das unser stärkstes Pfund ist, mit dem wir auch und gerade im Zeitalter von Fake News und Lügenpresse punkten. Das ist unsere Seriosität und Glaubwürdigkeit als Medium Zeitung:"
Wenn die Zeitungsverlage in der crossmedialen Realität junge Menschen zu Lesern machen wollen, müssen sie die Lehrer gewinnen. Und die machen gern mit, sagt Deutschlehrerin Irene Hufschmid vom Privatgymnasium Holzkirchen. "Ja, machen wir auf jeden Fall. Wir machen auch immer wieder Zeitungs-Projekte, wo die Schüler eine Woche lang eine Zeitung abonnieren, die lesen, mit uns gemeinsam. Sie sind dann doch immer wieder überrascht, was so alles Interessantes in der Zeitung drinsteht. Und ich denke, dass sie auch danach öfter mal reinschauen."
Die Lehrer wiederum erfahren beim "Lehrer-Medientag", was ein 'Fashion Haul'-Video ist - und dass dieser Trend eigentlich fast schon wieder out ist.