Am 16. August 2014 erwachte der Bardarbunga. Das große Vulkansystem liegt fast in der Mitte der Insel und verbirgt sich unter dem mächtigen Vatnajökull-Gletscher: Selbst die 80 Quadratkilometer große Caldera ist kaum zu erahnen.
"Es war der größte Ausbruch auf Island seit mehr als 200 Jahren. Zwei Dinge machen ihn besonders: Einmal war es der erste Caldera-Kollaps auf Island seit 150 Jahren, und zum anderen gab es mit 1,5 Kubikkilometern Lava einen wirklich großen Lavastrom. Solche großen Eruptionen sind nicht sehr häufig."
Der Bardarbunga produzierte eine Spalteneruption - einen besonderen Ausbruchstyp, der Island aufgebaut hat, erklärt Magnus Gudmundsson von der Universität Island. Diese Spalteneruption war Folge des sogenannten Riftings - also des Umstands, dass Island Teil des mittelatlantischen Rückens ist, an dem die amerikanische und die eurasische Platte mit zwei Zentimetern pro Jahr auseinanderdriften:
"Dieses Rifting-Ereignis hatte eine Länge von fast 50 Kilometern. Über diese Distanz stieg flüssiges Magma auf, weil die Erdkruste etwa sechs Meter weit und fünf oder sechs Kilometer tief aufriss. Dahinter steckt, dass die Plattentektonik den mittelatlantischen Rücken wie ein Gummiband auseinanderzerrt. Spannung baut sich auf, die sich durch den Ausbruch löst. Und zurück bleibt neues Gestein", beschreibt Andrew Hooper von der University of Leeds. Dieser Teil von Island ist nun also ein Stück gewachsen. Magnus Gudmundsson:
"Der Ausbruch begann am 16. August mit einem Erdbebenschwarm. Der zeigte, wie sich das Magma zunächst unterirdisch nach Norden ausbreitete, wo es am 29. August jenseits des Gletscherrands mit einer kleinen Eruption ausbrach. Zwei Tage später begann die eigentliche Eruption: In der Tiefe hatte sich ein vulkanischer Gang geformt, der etwa sechs Monate lang Lava förderte."
Denn der Ausbruch, bei dem bis zu 200 Kubikmeter Lava pro Sekunde aus der Spalte strömten, endete erst im Februar 2015. Solange die Lava floss, sank unter dem Vatnajökull-Gletscher im Zentrum des Bardarbungas die Caldera ab, so Gudmundsson:
"In den sechs Monaten, die der Ausbruch dauerte, senkte sich die Caldera um etwa 60 Meter ein: Zunächst mit einem Meter pro Tag, danach nahm die Rate ab und stoppte ebenfalls Ende Februar."
Es war ein langsames Absinken, kein katastrophaler Kollaps innerhalb kürzester Zeit. Dieses langsame Absinken könnte für die Caldera-Bildung auf Island typisch zu sein, vermutet Magnus Gudmundsson. Typisch ist auch, dass die vulkanische Aktivität auf der Insel im Rhythmus von etwa 60 bis 80 Jahren schwankt. Nachdem die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ungewöhnlich ruhig gewesen sei, verstärke sie sich derzeit wieder:
"Wir erwarten, dass die Region noch für die nächsten 40, 50 Jahre sehr aktiv sein wird. Das passt dann sehr gut in den Rhythmus Islands."
Dabei war der Bardarbunga-Ausbruch trotz seiner Größe noch zahm: So förderte der benachbarte Laki 1784 zehnmal mehr Lava. Überhaupt habe man großes Glück gehabt:
"Wäre die Lava unter dem Eis ausgebrochen, wäre es viel schlimmer gekommen."
Dann wäre der Gletscher geschmolzen, und es hätte katastrophale Überflutungen gegeben: nicht nur einmal, sondern immer wieder.