Vor der Bundestagswahl
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung fordert stärkeren Blick auf Ostdeutschland

Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, Gropp, mahnt die Politik, den Blick auf die Wirtschaft in Ostdeutschland zu richten. Er sagte dem MDR, hier seien viele Probleme deutlich sichtbarer und fortgeschrittener - etwa die Demographie, der Arbeitskräftemangel und auch die Probleme in der Rentenversicherung.

    Modernes Gebäude der Universität Leipzig. Hochkannt steht über dem Eingang "Universität Leipzig". Auf dem Platz davor gehen Menschen.
    Nach Ansicht eines Wirtschaftsforschungsinstituts muss im Osten u.a. mehr in Forschung und Hochschulen investiert werden. Hier ein Bild der Universität Leipzig (Archiv). (imago / Arnulf Hettrich)
    Der Osten sei ein Laboratorium dafür, wo Westdeutschland noch hinkomme und was man verhindern müsse. Gropp betonte, dennoch brauche Ostdeutschland die gleichen Lösungen wie der Rest des Landes, die Probleme seien hier nur viel klarer zu sehen. Wichtig sei es etwa, mehr Geld in Forschung zu stecken. Hochschulen seien im Osten noch schlechter finanziert als im Westen. Zudem müssten ostdeutsche Städte etwas dafür tun, den Zuzug attraktiver zu machen. Der Ökonom zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Lohnlücke zwischen Ost und West innerhalb von zehn Jahren schließe. Wenn Unternehmen kaum Arbeitskräfte fänden, seien höhere Löhne der einzige Weg.

    MDR-Auswertung: Ostdeutschland in den verschiedenen Wahlprogrammen

    Die fünf ostdeutschen Landesverbände der CDU haben gestern ein achtseitiges Konzept mit dem Titel "Für einen neuen Aufbruch Ost" vorgelegt. Im Vordergrund stehen laut der Zeitung "Die Welt" Thesen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit sowie der Ausbau von Verkehrswegen und der Infrastruktur. Offiziell vorgestellt wird das Konzept im Laufe des Tages bei einer Wahlkampfveranstaltung in Halle an der Saale. Sachsens Ministerpräsident Kretschmer sagte der "Welt" im Vorfeld, gebraucht würden gezielte Investitionen, eine innovationsfreundliche Wirtschaftspolitik und eine gerechte Anerkennung ostdeutscher Lebensleistungen.
    In allgemeinen Wahlprogramm der Union wird Ostdeutschland laut einer Analyse des MDR genau ein Mal erwähnt. Bei der SPD werde der Osten an mehreren Stellen explizit genannt, unter anderem bei Themen wie Renten, Pflegekosten und beim Thema Extremismus. Grüne, FDP und BSW sprechen Ostdeutschland der Auswertung zufolge nicht ganz so häufig an, aber dennoch einige Male an unterschiedlichen stellen. Die Linke widmet Ostdeutschland demnach als einzige Partei ein eigenes Kapitel im Wahlprogramm. Die AfD, so der MDR, spreche den Osten gar nicht direkt an. Eine Nachfrage dazu habe die AfD-Bundeszentrale unbeantwortet gelassen.

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    Diese Nachricht wurde am 18.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.